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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint
Autoren: Pamela Callow
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gelernt, dass sie ihre Vergangenheit nicht verleugnen durfte. Falls sie jemals wieder jemanden fand, den sie lieben konnte, dann würde er die Wahrheit erfahren müssen. Und sie hoffentlich trotzdem lieben.
    Vor der Tür zu Randalls Büro hielt sie kurz inne. Sie war nervös. Sie wollte mit ihm nicht über John Lyons oder die Ereignisse auf dem Parkdeck reden. Sie hatte schon der Polizei darüber berichten müssen – wenn auch nicht Ethan gegenüber, das wäre zu quälend gewesen –, und es hatte ihr sehr zugesetzt, das alles noch einmal heraufzubeschwören. Diese plötzliche, erschütternde Gewissheit, dass jemand ihr wehtun wollte.
    Sie ermorden wollte.
    Und dann zu spüren, dass sie nicht schnell genug weglaufen konnte. Die Eisenstange auf sich zukommen zu sehen. Schmerz. Dunkelheit. Schließlich diese seltsame Vision dort auf dem Parkplatz hinter dem Bestattungsinstitut, kurz bevor sie ohnmächtig wurde. Sie war überzeugt gewesen, dass es John Lyons war. Allerdings war sie auch sicher gewesen, dass Imogen mit ihr sprach, während sie um ihr Leben kämpfte. Das musste an dem Medikament gelegen haben, das Anna Keane ihr gespritzt hatte.
    In ihrem Kopf meldete sich ein pochender Schmerz. Denn es gab einen Punkt, über den sie mit niemandem gesprochen hatte, außer mit ihrem Arzt. Als sie Craig Peters erstochen hatte, war sie mit seinem Blut in Berührung gekommen. Und sie hatte eine offene Wunde am Bein gehabt …
    Seitdem stieg immer wieder Angst in ihr auf. Wenn sie sich nun mit CJK infiziert hatte?
    Komm schon. Denk daran, was der Arzt gesagt hat.
    Wie sollte sie seine Worte je vergessen. Sie hatte in ihrem Krankenhausbett gelegen. Der Chirurg war zur Visite gekommen.
    »Ich muss etwas mit Ihnen besprechen«, hatte er mit ernster Miene gesagt. »Craig Peters hatte CJK .«
    Danach hatte er Kate erklärt, worum es sich bei der Krankheit handelte – was einige Zeit dauerte, schließlich war sie nicht gerade in bester Verfassung. Zum Schluss sagte er: »Der Grund, warum ich mit Ihnen darüber rede, ist, dass Sie sich durch Craig Peters’ Blut angesteckt haben könnten.«
    »Oh Gott.« Da hatte sie so hart um ihr Leben gekämpft, und nun das? Sie schloss die Augen.
    »Kate, so schlimm, wie Sie glauben, ist es gar nicht. Die Variante von CJK , an der Craig Peters erkrankt war, ist unseres Wissens noch nie durch Blut übertragen worden. Und selbst wenn es im Prinzip möglich sein sollte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich tatsächlich angesteckt haben, sehr gering.«
    »Aber ich bin mit seinem Blut in Berührung gekommen. Es ist auf mich gespritzt. Das habe ich gespürt«, brachte Kate heraus. Sie wollte nicht mehr an diesen Kampf denken, an die entsetzliche Angst, an den nackten Drang zu überleben.
    »Trotzdem. Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel. HIV kann definitiv durch Blut übertragen werden, und dennoch liegt die Wahrscheinlichkeit, sich etwa durch eine verseuchte Nadel anzustecken, bei eins zu tausend. Das heißt, auch wenn man mit infiziertem Blut in Berührung kommt, wird man nicht automatisch krank. Und bei der klassischen Variante von CJK hat sich unseres Wissens noch nie jemand durch Kontakt mit infiziertem Blut angesteckt. Sie sehen also, Ihre Chancen stehen ausgezeichnet.« Er tätschelte ihr die Hand.
    »Verstehe«, murmelte sie. Doch sie konnte einfach nicht vergessen, wie sich die Krankheit zum Schluss bei Craig Peters ausgewirkt hatte.
    Denk nicht mehr daran. Es ist viel wahrscheinlicher, dass du vom Bus überfahren wirst.
    Bei diesem tröstlichen Gedanken holte sie tief Luft und klopfte an.
    »Herein.«
    Sie betrat Randalls Büro. Sie fand die klaren Linien und scharfen Kanten in diesem Raum sehr beruhigend. Eigentlich hatte sie seit Jahren eine Vorliebe für viktorianische Architektur, aber dieses moderne Design strahlte Kraft und Zuversicht aus, und das gefiel ihr.
    Randall erhob sich und kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Kate!« Er fasste sie fürsorglich am Ellbogen. Sein Griff war sicher und fest. Kate schluckte. Trotz ihrer guten Vorsätze trieb seine Nähe ihren Puls in die Höhe.
    Sanft entzog sie ihm ihren Arm und setzte sich in einen seiner klug entworfenen Sessel.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    Das wollte sie ihm lieber nicht genau schildern. Keine Gespräche über persönliche Dinge. Das hier war ihr Chef. Sie lächelte knapp. »Besser. Vielen Dank.«
    Er setzte sich hinter den Schreibtisch und blickte sie prüfend an. »Sie haben ziemlich was abbekommen.« Es war ein sehr
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