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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint
Autoren: Pamela Callow
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führten Kabel zu einem Monitor, und unter ihrer Nase saß ein Schlauch, der ihr Sauerstoff zuführte. Ihr gebrochener Arm lag auf der Bettdecke, und der weiße Gips hob sich scharf von ihrer gräulichen Haut ab. Ihre Finger waren angeschwollen.
    Ethan schnürte es den Hals zu.
    »Kate«, sagte er leise. »Liebling.« Er fasste nach ihrer unverletzten Hand.
    Ihre Haut war warm und weich. Lebendig. Er strich ihr mit dem Daumen sanft über den Handrücken.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Schrecklich.« Sie lächelte. Dankbarkeit durchströmte ihn.
    »Du siehst gut aus.«
    Ihr Lächeln wurde schief. »Du lügst.«
    »Du bist wunderschön.« Seine Stimme war heiser.
    Sie lächelte nicht mehr.
    »Kate …« Es gab so vieles, was er sagen wollte. Das Leben hatte ihr so übel mitgespielt, und sie hatte alles auf bewundernswerte Art gemeistert. Ganz anders als er.
    Es wundert mich nicht mehr, dass du mir das mit deiner Schwester nicht erzählt hast. Du hattest ganz recht. Ich hätte dir die Schuld gegeben. Ich
habe
dir die Schuld gegeben. Jetzt sehe ich das anders.
Sanft drückte er ihre Hand. Die Worte, die ihm so ungehindert durch den Kopf gingen, blieben ihm im Hals stecken. »Es tut mir leid«, brachte er nur heraus.
    »Mir auch«, sagte sie mühsam.
    »Du fehlst mir.«
    Sie blickte ihn an. Ihr Blick war durch Medikamente getrübt und doch forschend. Suchend. Sie suchte etwas bei ihm. Die Erkenntnis traf ihn tief. Sie suchte es schon ihr Leben lang.
    Er atmete tief ein. »Ich liebe dich.« Zärtlich umfasste er ihre Finger.
    Einen Moment lang schaute sie ihn noch an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie drehte den Kopf weg.
    Es schnürte ihm die Kehle zu. »Kate, bitte sieh mich an.«
    Langsam wandte sie ihm das Gesicht wieder zu. Eine Träne lief ihr schräg über die Wange. Er wollte sie wegwischen. Aber Kates Blick hielt ihn davon ab. Es war ein resignierter Blick. Ein trauriger Blick.
    »Ich weiß, das ist jetzt nicht der richtige Augenblick …« Sogar ganz bestimmt nicht, denn sie war von den Opiaten betäubt, und er hatte seit Tagen nicht mehr geschlafen. Aber sie musste einfach erfahren, was er empfand. Und zwar bevor sie etwas sagte, was er nicht hören wollte. »Aber unser Timing war ja noch nie gut, oder?« Er lächelte.
    Sie sah ihm eindringlich in die Augen. »Da liegt das Problem, Ethan. Ich glaube nicht, dass sich etwas geändert hat.«
    Doch, das hat es
, rief es in ihm.
Doch
. »Als du da auf dem Parkplatz gelegen hast …«
    »Nein, Ethan«, flüsterte sie. »Sag nichts, was du später bereust.« Sie drückte seine Hand, und obwohl ihr Griff kaum spürbar war, fühlte er sich für Ethan so gnadenlos an wie der beklemmende Schmerz in seiner Brust.
    Gestern hatte er gedacht, sie wäre tot. Aber sie hatte überlebt. Wie ein Phönix hatte sie sich aus der Asche erhoben. Das war doch ein Zeichen. Er durfte sie nicht wieder gehen lassen. Er hatte aus seinen Fehlern gelernt …
    »Ethan.« Sie sprach stockend. »Ich werde dich immer lieben.« Wieder lief ihr eine Träne über die Wange. Er wollte ihr einen Finger auf die Lippen legen, um die nächsten Worte zurückzuhalten, doch dafür war es zu spät. Viel zu spät. »Aber wir gehören nicht zusammen.«
    Sie schloss die Augen, als könnte sie seinen Anblick nicht länger ertragen.
    Tränen brannten ihm in den Augen. Doch er wollte sie nicht länger für seine eigenen Fehler büßen lassen. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Stirn. »Ich habe einen Fehler gemacht, und den werde ich immer bereuen, Kate«, sagte er heiser. »Es tut mir leid.«
    »Mir auch«, flüsterte sie.
    Nachdem er gegangen war, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Die Tropfen suchten sich zögernd einen Weg über ihr geschwollenes Gesicht.
    Was hatte sie getan?
    Sie hatte endlich bekommen, was sie sich erhofft hatte. Und hatte es zurückgewiesen.
    Aber das sorgenfreie Glück, das sie und Ethan erlebt hatten, wäre nicht zurückgekehrt. Dazu hatte es auf beiden Seiten zu viele Enttäuschungen und Kränkungen gegeben. Und ohne dieses Glück verband sie kaum etwas. Sie waren zu verschieden. Um sich ähnlicher zu werden, müsste einer von ihnen zu viel von dem aufgeben, was ihr innerstes Wesen ausmachte. Es würde ihnen beiden nur noch mehr Unglück bereiten.
    Das wusste sie. Sie war völlig sicher. Und doch horchte sie jetzt noch einmal in sich hinein.
    Dort war der Schmerz. Tief und stumm. Er wartete auf sie. Aber es war nichts Quälendes mehr an ihm. Es war ein
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