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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Geruch. Herr Kochmann besaß sieben Pferde, die er auf zwanzig Mädchen verteilte, und jeden Donnerstagnachmittag von zwei bis sechs war Sonja für den Hannoveranerfuchs Pedro und Melanie für die braune Holsteinerstute Katinka verantwortlich. Pedro war fett und faul, Katinka knochig und zickig, aber da die beiden Mädchen so etwas schon von den Ponys vom Waldhof kannten, machte es ihnen nichts aus. Sonja wusste, dass sie sich hier trotz der Hänseleien der anderen Mädchen und der Grobheit des Reitlehrers wohlgefühlt hätte, wenn nicht … ja, wenn sie nicht noch vor ein paar Wochen auf e inem Einhorn durch eine fremde Welt geritten wäre. Gegen diesen Zauber verblasste alles andere.
    Um sechs verabschiedeten sie sich von den Pferden und zogen ihre Handschuhe und Winterjacken an. Die anderen Mädchen beachteten sie nicht, als sie zur Tür gingen, und unterhielten sich auf der Stallgasse weiter über Turniere. Melanie und Sonja schoben die Stalltür auf. »Tür zu!«, schrie Vera ihnen nach; das war der einzige Abschied.
    Draußen fiel der Schnee in dicken Flocken, es war dunkel und kalt. Im Licht der Stalllaterne wirkte der verschneite Hof still und friedlich. Aber der Geruch hing noch immer in der Luft.
    Ein kurzer Blick, und sie waren sich einig. Sie hatten beide nicht die geringste Lust, im Dunkeln herumzustapfen und irgendetwas Ekelhaftes zu suchen. Sollten sich doch Kochmanns Lieblinge darum kümmern!
    Sie fegten den Schnee von ihren Fahrradsätteln, schlossen die Räder auf und machten sich auf den Heimweg. Weit war es nicht, nur zwei Kilometer »übers Feld« und am Waldrand entlang. Im Sommer war das sicher eine angenehme Strecke, aber jetzt wehte ihnen ein kalter Wind entgegen und blies ihnen Eiskristalle ins Gesicht. Wenigstens blies er auch den Geruch fort; schon nach hundert Metern war er verflogen.
    Aber als sie die ersten Häuser erreichten, wurde Melanie plötzlich langsamer und hielt an. Sonja bremste vorsichtig und hielt ebenfalls an. »Was ist?«
    »Da ist jemand.« Melanie schaute auf die dunkle Straße zurück, aber ein dichter Vorhang aus fallendem Schnee verbarg alles, was mehr als fünfzig Meter entfernt war. »Oder etwas.«
    »Wo?« Sonja lauschte, aber außer dem leisen Rascheln u nd Rieseln des fallenden Schnees hörte sie nichts. Ihr Herz klopfte plötzlich hart und schnell. Konnte es sein? War es möglich, dass dort draußen in der Dunkelheit ein Pferd allein unterwegs war? Eins, das ihr folgte und nach ihr suchte, weil es gar kein gewöhnliches Pferd war, sondern –
    Jäh drehte Melanie sich um. Ihre Augen waren weit und dunkel. »Lass uns abhauen«, sagte sie gepresst. »Schnell!«
    Sonja erschrak. »Aber – könnte es nicht Nachtfrost sein?«
    »Nein, das ist er nicht. Los, komm!« Sie stieg wieder auf und trat so hart in die Pedale, dass das Fahrrad wegrutschte. Im letzten Moment fing sie sich ab und radelte los, so schnell sie konnte. Sonja folgte ihr hastig. Keine von ihnen drehte sich mehr nach der Dunkelheit, dem treibenden, fallenden Schnee um, und was auch immer dort war, es blieb lautlos und stumm auf dem Feld zurück und folgte ihnen nicht.
    Der Vorteil einer großen Familie ist, dass ein Kind mehr oder weniger beim Abendessen nicht auffällt. Sonjas Mutter nahm einfach zur Kenntnis, dass Melanie da war, und warf noch eine Handvoll Nudeln ins Kochwasser. Während Sonjas neunjähriger Bruder Paul sich lautstark darüber beschwerte, dass er »den ganzen Tag immer nur zum Arbeiten gezwungen« würde, weil er noch einen Stuhl aus der Küche ins Esszimmer tragen sollte, verzogen sich Sonja und Melanie ins Zimmer des älteren Bruders Philipp. Er war schon neunzehn und der einzige Mensch, der ihnen glauben würde, dass da draußen »irgendwas« war. Stirnrunzelnd hörte er ihnen zu. Noch vor sechs Wochen hätte er ihnen nicht geglaubt, aber inzwischen hatte er Darian und Asarié kennengelernt – und für die Zeit ihrer Abwe s enheit hatte Asarié ihm ihre Aufgabe übertragen, über die Nebelbrücke zu wachen.
    »Als du diese Brückenwächterei von den Weißen Schwestern übernommen hast, haben sie doch etwas von unerfreulichen Träumen erzählt«, sagte er zu Melanie. »Hast du in den letzten Nächten irgendetwas Komisches geträumt?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht. Ein paar Albträume, aber –«
    »Was für Albträume?«
    »Ich weiß nicht, die habe ich doch längst vergessen!«
    »Denk nach«, sagte Philipp. »Es könnte wichtig sein.«
    Melanie versuchte sich zu
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