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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
Autoren: Astrid Vollenbruch
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was von Jóhanna frá Íslandi übrig blieb, waren die Reitstunden. Als ich acht war, schaffte ich es, sie mir zu erbetteln. Eine Stunde in der Woche, die ich mit dem Duft von Pferden füllte. Saß im Sattel, ließ die Hand unter die Mähne gleiten, spürte die Wärme des Pferdehalses. Nie waren Papa und die Großeltern so nah wie in diesem Moment.
    Als ich auf die Reitschule kam, konnte ich eigentlich nicht reiten, aber ich hatte nie Angst wie manche Mädchen in der Gruppe, wenn sie ein Pferd reiten sollten, das sie nicht mochten. Es war, als wüsste mein Herz, dass mir kein Pferd Böses wollte. Ich spürte, was die Pferde fühlten. Wenn der Schnee vom Dach der Reithalle rutschte, wenn plötzlich ein Vogel aus einem Busch aufflatterte. Ich reagierte gleichzeitig mit den Pferden, spürte, wie sie die Muskeln anspannten, wenn sie Angst hatten, und ich fiel fast nie herunter. Ich sei folgsam, sagte unser Reitlehrer Rune häufig. Nichts machte mich stolzer und froher.
    Die anderen in der Gruppe tuschelten, dass ich mich bei Rune einschmeicheln würde und sein Liebling sei. Sie fanden mich lästig und unangenehm, dabei wollte ich doch nur alles auf einmal lernen. Rune verstand das und ihm schien es Spaß zu machen.
    „Du hast Talent, Johanna“, sagte er manchmal. „Du könntest eine richtig gute Reiterin werden.“
    Rune war früher Turnierreiter gewesen und war in den höchsten Klassen gesprungen. In Tagträumen malte ich mir aus, Rune wäre mein Papa. Dann durfte ich sein altes Pferd übernehmen, mit dem er gesprungen war, Elit, das halb pensioniert im Stall stand. Rune entschied, dass ich mit Elit in den niedrigsten Klassen an Wettkämpfen teilnehmen durfte, und er und seine Frau Irene kamen mit zu allen Wettkämpfen und standen neben der Bahn und applaudierten, wenn ich hereinritt, um die Preisschleife in Empfang zu nehmen. Aber ich träumte nie davon, dass Irene meine Mama war. Sie war einfach nur dabei.
    Nachdem ich ein halbes Jahr lang geritten war, musste ich die Gruppe wechseln und ich kam in Jannas und Lotties Gruppe.
    „Das wird nicht leicht für dich, Johanna“, sagte Rune. „Aber ich glaube, du schaffst es.“
    Ich lebte wirklich für diese Stunde im Sattel, für das Gefühl, das ich hatte, wenn ich vor dem Schalter stand und Rune die Pferde an uns verteilte. Die Spannung, die sich steigerte, der Puls, der hämmerte, wenn ich an der Reihe war und Rune sagte: „Jetzt wollen wir mal sehen, ob du mit dem fertigwirst, Johanna.“
    Wenn ich die Augen schließe, rieche ich den Duft von Torf in der Reithalle. Ich höre das Geklapper der Hufe, das in dumpfes Hämmern übergeht, wenn wir die Pferde hereinführen. Das Schnauben der Pferde, das sich wie ein Lauffeuer zwischen ihnen ausbreitet. Den Geruch nach Leder, wenn man den Steigbügel herunterzieht und aufsitzt. Wie es sich anfühlt, wenn man sich in den Sattel sinken lässt und zu Hause ist.
    Ende der Leseprobe. Lin Hallberg, Verlass dich auf mich, morgen komme ich wieder
    ISBN 978-3-440-13722-2 / 9,99 €
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