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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers
Autoren: DANA KILBORNE
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Augen. Ungläubig. Fassungslos.
    Es waren Wesen mit gewaltigen Schwingen, die sich im Flug blähten, und mit Körpern, die ganz und gar in eine Aura aus Feuer gehüllt waren. Ihre Gesichter waren maskenhafte Abbilder des gerechten Zorns, und in ihren Händen trugen sie furchterregende Schwerter aus Flammen.
    Angst ergriff die Männer. Panisch liefen sie auseinander und eilten zu ihren Kamelen zurück, die wie von Sinnen an ihren Zügeln zerrten. Doch es war zu spät. Die geflügelte Armee war auf dem Weg zu ihnen, und nichts und niemand konnte sie mehr aufhalten.
    Sie waren die Seraphim, das todbringende Strafgericht Gottes. Und ihre flammenden Schwerter fuhren durch die fliehenden Männer, bis nichts mehr von ihnen zurückblieb als ein paar rauchende Häufchen Asche.
    Dann wandten sie sich dem Dämon zu, der halb materialisiert zwischen dieser und der anderen Welt gefangen war. Der heulte auf in verzweifelter Wut, wohl wissend, dass er keine Chance hatte zu entkommen.
    Es war der Anführer der Seraphim, der sich mit rauschenden Schwingen in die Luft erhob. Die feurige Aura verlieh seiner makellosen, alabasterfarbenen Haut einen rötlichen Schimmer. Sein schönes Gesicht mit den scharf geschnittenen Zügen war zu einer Maske des Zorns verzerrt.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung hob er sein Schwert und …

3. KAPITEL
    „Was zum Teufel …“
    Ash ließ ihre Hand los, als hätte er sich an ihr verbrannt. Im selben Moment endete die Szene, die sich vor Célestes geistigem Auge abgespielt hatte, abrupt. Es war, als hätte der Vorführer im Kino versehentlich den Projektor angehalten. Nur dass das, was sie gesehen hatte, sehr viel realer gewesen war als jeder noch so gute 3-D-Film. So, als sei sie selbst dabei gewesen …
    Verwirrt blinzelte sie. Was war das gewesen? Ein Traum? Nein … Aber die Alternative erschien ihr einfach zu verrückt, um sie auch nur in Betracht zu ziehen. So etwas wie feurige Racheengel, die vom Himmel herabstiegen, um den Zorn Gottes zu vollstrecken, gab es schließlich nicht – oder doch?
    Immer wieder sah sie das Gesicht des Anführers vor sich, rot schimmernd im Flammenschein und doch unverkennbar, mit seinen hohen Wangenknochen, der schmalen Nase und den Augen, in denen das Wissen von Äonen zu schlummern schien.
    Er war es gewesen, oder nicht?
    Ash.
    Und was bedeutete das? War er so etwas wie ein … ein Engel?
    Sie schob den Gedanken von sich. Er war zu absurd, um ihn weiter fortzuführen. Vielleicht geschah nun das, wovor sie sich schon lange fürchtete, und sie verlor den Verstand.
    Doch auch Ash schien etwas gesehen zu haben. Seine Miene verriet ihn. Verwirrung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Fassungslosigkeit. Céleste glaubte sich zu erinnern, dass die Vision genau in dem Moment begonnen hatte, in dem er nach ihrer Hand gegriffen hatte. Und war abgerissen, als er sie wieder losließ.
    Was hatte er gesehen? Dasselbe wie sie?
    „Wie hast du das gemacht?“, fuhr er sie gereizt an. „Du bist nur ein Mensch! Wie kommt es, dass du über solche Fähigkeiten verfügst?“
    Er trat auf sie zu, doch sie wich hastig zurück. Auf keinen Fall wollte sie, dass er sie noch einmal berührte. „Lass mich in Ruhe!“, sagte sie mit bebender Stimme. „Ich habe überhaupt nichts gemacht, verstanden? Merde! Was war das?“
    In diesem Moment wurde die Tür zu den Toiletten aufgerissen, und zwei Studentinnen traten laut lachend ein. Als sie Ash erblickten, blickten sie einander verwundert an. Céleste nutzte den Augenblick der Verwirrung, um sich an ihnen vorbeizudrängen und hinaus auf den Korridor zu flüchten.
    Noch während sie lief, blickte sie zurück, um festzustellen, ob Ash ihr folgte. Dabei stieß sie mit jemandem zusammen, der gerade an den Damentoiletten vorüberging. Sie stolperte zurück und wäre wohl zu Boden gestürzt, hätte nicht jemand im letzten Moment nach ihrem Arm gegriffen und sie festgehalten.
    „Hey, hey, nicht so stürmisch“, hörte sie eine angenehm tiefe Männerstimme sagen, und Céleste spürte, wie ihre Knie weich wurden.
    Es war Philippe Boulez – ihr heimlicher Schwarm.
    O nein, nicht auch das noch! Hastig machte sie sich von ihm los. Allerdings keineswegs, weil es ihr unangenehm war, Philippe so nah zu sein – nein: Schließlich hatte sie oft genug davon geträumt, in seinen Armen zu liegen, wenn auch nicht unbedingt so …
    „Ich …“ Nervös strich sie sich mit der Hand übers Haar. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht über den Haufen rennen.
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