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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers
Autoren: DANA KILBORNE
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den Fuß. Dann stand sie auf und ging nach unten, wo sie bereits von einer übellaunig dreinblickenden Tante Marie erwartet wurde.
    „Nur damit wir uns richtig verstehen, junge Dame: Du wirst heute Abend ganz sicher nicht ausgehen.“
    „Und warum nicht, wenn ich fragen darf? Immerhin bin ich kein Kind mehr, sondern erwachsen. Du kannst mir gar nicht verbieten wegzugehen.“
    „Es geht aber nicht.“
    „So, und warum, bitte schön?“
    „Weil … Nun, dein Onkel und ich sind mit Freunden verabredet. Du musst hierbleiben und auf Lucien aufpassen.“
    Entsetzt blickte Céleste sie an. „Tante Marie, Lucien ist fünfzehn . Er braucht seit Jahren keinen Babysitter mehr!“
    „Céleste Corbeau, ich glaube kaum, dass es dir zusteht, darüber zu entscheiden! Solange du hier mit uns zusammen unter einem Dach lebst, wirst du dich an unsere Regeln halten. Und ich sage dir, dass du heute Abend zu Hause bleiben wirst!“
    In diesem Moment kam Lucien mit einem Rucksack beladen die Treppe hinunter, schnappte sich seine Kapuzenjacke vom Garderobenhaken und machte Anstalten, das Haus zu verlassen.
    „Wo willst du hin, Chouchou ?“, fragte sie. Jedes Mal aufs Neue war Céleste erstaunt, wie anders die Stimme ihrer Tante klang, wenn sie mit ihrem Sohn sprach.
    „Hast du vergessen, dass ich heute bei Laurent penne? Ach, und hör bitte endlich auf, mich Chouchou zu nennen, ja? Wenn das einer meiner Freunde mitkriegt, werde ich zum Gespött der ganzen Schule!“
    Céleste grinste. Mit den Worten: „Dann werde ich hier wohl nicht mehr gebraucht“, schlüpfte sie an ihrer Tante vorbei, nahm ihre Jacke und verließ das Haus. Sie wusste, dass es wegen dieser Sache später noch Ärger geben würde, aber das kümmerte sie im Augenblick nicht. Vor ihr lag ein Abend mit dem Jungen, für den sie schon lange schwärmte. Sie würde versuchen, nicht an all den Mist zu denken, der in ihrem Leben aktuell passierte. Nicht an Ash (bei dem sie sich immer noch fragte, ob er womöglich nicht doch nur ein Produkt ihrer hyperaktiven Fantasie war), nicht an die arme Madeleine und schon gar nicht an Tante Marie, Onkel Jacques und Lucien. Das alles hinter sich lassend, eilte sie durch den sorgsam gepflegten Vorgarten auf Philippe zu, der neben dem Gartentor auf sie wartete.
    „Hey“, sagte sie leise. Jetzt, wo er ihr gegenüberstand, wurden ihre Knie auf einmal ganz schwach. Wie gut er aussah. Nicht ganz so gut wie Ash vielleicht, aber dessen kühle Perfektion war auch kaum zu übertreffen. Philippes kunstvoll zerzaustes, strohblondes Haar sah immer ein bisschen so aus, als wäre er gerade erst aufgestanden. Seine Augen waren von einem hellen Blaugrau, und sie fingen an zu leuchten, wenn er lächelte.
    So wie jetzt.
    „Hey.“ Er sah sie fragend an. „Hör mal, ist alles in Ordnung? Du hast meinetwegen doch hoffentlich keinen Stress bekommen?“
    Für dich würde ich so manchen Stress auf mich nehmen, dachte sie im Stillen. Laut sagte sie: „Ach was, nichts, worüber du dir einen Kopf machen müsstest. Es hat auch gar nichts mit dir zu tun. Meine Tante ergreift generell jede noch so kleine Gelegenheit, mir eins auszuwischen.“ Sie versuchte, ihren Worten mit einem schiefen Lächeln die Schärfe zu nehmen. „Ist so ein Familiending …“
    Sie war froh darüber, dass er nicht weiter nachhakte. Das Letzte, was sie mit ihm besprechen wollte, waren die Probleme mit ihrer Ersatzfamilie. Dieser Abend sollte perfekt werden. Keine störenden Gedanken, keine Sorgen – nur Philippe und sie.
    „Hast du denn überhaupt Lust, was essen zu gehen?“, fragte er. „Wir könnten auch was anderes machen – ins Kino gehen zum Beispiel.“
    Céleste nickte. Sie würde den Teufel tun und ihn daran erinnern, dass er eigentlich über sein Referat mit ihr hatte sprechen wollen. Die Wahl fiel also schließlich darauf, sich zusammen einen Film mit Robert Pattinson anzusehen.
    Sie gingen los. Als Philippe ihr seinen Arm anbot, hakte sie sich bei ihm unter. Es war schön, ihm so nah zu sein. Ein warmes Gefühl durchströmte sie. Neben ihm herzugehen und sich die Anekdoten über seine verrückt-chaotische Familie anzuhören, die mit einem Zirkus quer durchs ganze Land reiste, ließ sie für einen Moment vergessen, was in ihrem eigenen Leben alles schiefging.
    Sie gingen zu seinem Wagen, einem alten, mitternachtsblauen Saab, der seine besten Tage längst hinter sich hatte. Als Céleste die Beifahrertür zuschlug, sprang das Handschuhfach auf, und der Inhalt ergoss
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