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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers
Autoren: DANA KILBORNE
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sich die Bushaltestelle von beiden etwa gleich weit entfernt befand, hatte der Fremde aus der Bar ein ganz schönes Stück zurücklegen müssen. Theoretisch möglich – seltsam nur, dass Céleste keinerlei Schritte gehört hatte.
    „Sag mal, hörst du schlecht?“, fuhr sie ihn nervös an. „Ich habe dich was gefragt! Was willst du von mir?“
    „Ich habe nach dir gesucht“, erklärte er, und seine Miene blieb dabei vollkommen ernst. „Du befindest dich in großer Gefahr, Céleste. Aber wir sollten das nicht hier, mitten auf der Straße besprechen. Es wäre besser, wenn du mit mir kommst.“
    „Mit dir kommen?“ Verblüfft starrte sie ihn an. „Gefahr? Was soll das heißen? Und woher kennst du überhaupt meinen Namen?“
    Er hob eine Augenbraue. Täuschte sie sich, oder zeichnete sich jetzt eine Spur von Ungeduld in seinem Gesicht ab? „Ich sagte doch bereits: Ich habe dich gesucht. Es war nicht ganz einfach, dich ausfindig zu machen. Aber wenn es mir gelungen ist, dann werden es über kurz oder lang auch die anderen schaffen. Und dann …“
    „Die anderen? Welche anderen?“ Céleste schüttelte den Kopf. „Hör mal, ich habe echt keine Lust auf diesen Schwachsinn.“ Sie zückte ihr Handy. „Ich rufe jetzt die flics .“
    Die Drohung, die Polizei zu alarmieren, brachte ihr nur ein missbilligendes Stirnrunzeln ein. „Was ist bloß los mit euch Menschen? Euer größtes Vergnügen scheint es zu sein, euch gegenseitig zu betrügen. Aber ihr solltet nicht immer von euch auf andere schließen. Wenn ich dir etwas Böses wollte, hätte ich es schon längst getan“, sagte er. „Und zwar, bevor du auch nur bemerkt hättest, dass ich überhaupt da bin.“
    „ Merci beaucoup , das ist wirklich ungemein beruhigend!“ Nervös fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. So langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Mit dem Typen stimmte doch etwas nicht!
    In diesem Moment bog ein Taxi in die Straße ein. Céleste erkannte ihre Chance und trat ohne zu zögern an den Straßenrand. Eilig winkte sie den Wagen heran. Es war ihr vollkommen egal, dass die Fahrt sie vermutlich das gesamte Trinkgeld des heutigen Abends kosten würde. Sie wollte einfach nur weg. Weg von diesem unheimlichen Typen mit den geheimnisvollen Augen, der ihr auf der einen Seite Angst machte, sie aber gleichzeitig auch faszinierte, so ungeheuerlich dies auch sein mochte.
    Das Taxi hielt, und Céleste öffnete die hintere Tür, um einzusteigen.
    „Wir sehen uns wieder, Céleste“, hörte sie den Unbekannten noch sagen, dann zog sie die Wagentür zu.
    Sie nannte dem Fahrer ihr Ziel, und der Mann fuhr schweigend los. Erleichtert lehnte Céleste sich auf der Rückbank zurück, schloss die Augen und atmete tief durch.
    Was für eine verrückte Nacht!
    Für die meisten Menschen steht der Name Sorbonne ganz allgemein für die Universität von Paris. Nur die wenigsten wissen, dass es sich im Grunde lediglich um ein einzelnes Gebäude im Quartier Latin handelt, das im Mittelalter das theologische Kolleg der alten Pariser Universität beherbergte. Heute teilen sich offiziell drei der insgesamt dreizehn Pariser Universitäten sowohl den Namen als auch den zentral im fünften Arrondissement gelegenen Gebäudekomplex: Paris I Panthéon-Sorbonne, Paris III Sorbonne Nouvelle und Paris IV Paris-Sorbonne.
    Céleste studierte an Letzterer.
    Noch immer verspürte sie jedes Mal ein Gefühl von Ehrfurcht, wenn sie durch das gewaltige Eingangsportal trat. Diese Mauern steckten voller Geschichte. Große Männer und Frauen, deren Denken und Handeln die Welt verändert hatten, waren einst durch die langen Gänge zu Vorlesungen geeilt, die in den gleichen Sälen wie heute gehalten wurden. Die meisten Menschen, die zum ersten Mal hier waren, verfielen ganz automatisch in dieses respektvolle Flüstern, das man auch als langjähriger Student niemals ganz ablegte.
    Umso mehr verwunderte es Céleste, dass sie von lautem Stimmengewirr empfangen wurde, als sie am folgenden Montag um kurz nach elf den Hörsaal betrat, in dem Professor Bidelault einen Vortrag über Anorganische Pigmente halten würde.
    „Was ist denn hier los?“, fragte sie ihren Sitznachbarn, den sie schon öfter in gemeinsamen Vorlesungen gesehen hatte – Thierry Sowieso. „Habe ich irgendwas verpasst?“
    Erstaunt sah er sie an. „Du weißt es noch nicht? Es lief gestern Abend ganz groß in allen Nachrichtensendungen, und heute Morgen waren die Zeitungen voll davon!“
    Céleste schüttelte den Kopf. Sie
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