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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers
Autoren: DANA KILBORNE
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Jahrhunderts gewesen. Nein, er sah nicht einfach nur gut aus, er war der Inbegriff makelloser Schönheit. Sein Gesicht besaß eine alabasterne Blässe, die fast durchscheinend wirkte. Er besaß hohe Wangenknochen, eine fein geschnittene, etwas hochmütig wirkende Nase und Lippen, die bei jedem anderen eindeutig zu feminin gewirkt hätten, bei ihm aber nicht. Sein Haar, das ebenso schwarz war wie ihr eigenes, wirkte auf den ersten Blick chaotisch. Doch es war ein gewolltes Chaos. Sorgsam kalkuliert, um seinem Aussehen ein wenig von seiner kühlen Ausstrahlung zu nehmen. Was Céleste aber am meisten beeindruckte, waren seine Augen. Sie hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Dunkel und glutvoll schienen sie bis auf den Grund ihrer Seele zu blicken. Während er selbst jung – allerhöchstens wie Anfang zwanzig – wirkte, schienen seine Augen sehr viel älter zu sein. Sein Blick war stechend, aber nicht auf eine unangenehme Art und Weise. Ganz im Gegenteil: Er fesselte sie, hielt sie gefangen.
    „… mir mal die Wodka-Flasche rüber? Céleste? Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“
    Sie blinzelte heftig, und die Geräusche aus ihrer Umgebung kehrten mit einem Schlag zurück. „Was? Ich …“ Irritiert wandte sie den Blick von dem überirdisch schönen Fremden ab und Félix zu – zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. „Tut mir leid, patron “, sagte sie. „Ich war nicht ganz bei der Sache. Was hast du gesagt?“
    Félix runzelte die Stirn. „Ich habe dich gebeten, mir mal den Wodka rüberzureichen“, erwiderte er ungnädig. „Tu mir einen Gefallen, und konzentrier dich ein bisschen, ja? Ich bezahle dich nicht dafür, dass du Löcher in die Luft starrst.“
    Céleste nickte nur. Was hätte sie auch sagen sollen? Dass der Anblick des unbekannten Schönlings sie völlig aus dem Konzept gebracht hatte? Ging es noch peinlicher?
    Dieses Problem hatte sich in der Zwischenzeit scheinbar ganz von selbst erledigt, denn der Typ schien sich einfach in Luft aufgelöst zu haben. Jedenfalls konnte Céleste ihn nirgends entdecken, und das Lapin Jaune war kaum groß genug, um einfach irgendwo unterzutauchen.
    Seltsam. Da hatte der Fremde sich extra nach ihr erkundigt, und nun verschwand er einfach, ohne sie auch nur anzusprechen? Doch viel Zeit, über dieses merkwürdige Verhalten nachzugrübeln, blieb ihr nicht, denn schon drängten die nächsten Gäste an die Theke. Es dauerte bis weit in die frühen Morgenstunden, ehe endlich ein wenig Ruhe einkehrte.
    „Puh, das war heute aber echt ein Ansturm“, stöhnte Félix theatralisch, nachdem er die Bartür hinter dem letzten Gast geschlossen hatte. „Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich spüre meine Füße kaum noch.“ Schnaufend ließ er sich auf einen Barhocker fallen. „Na ja, vermutlich werde ich tatsächlich langsam alt.“
    „Was soll das werden? Jagst du etwa nach Komplimenten?“ Céleste lachte. „Ach komm, du bist doch froh, wenn der Laden so richtig brummt. Aber du hast schon recht, heute lief es echt gut.“ Sie wurde ernst. „Was ich übrigens noch sagen wollte: Das mit vorhin tut mir leid, ich …“
    Ihr Chef winkte ab. „Vergiss es, ma petite . Mir tut es leid, dass ich deshalb so einen Aufstand gemacht habe. Wir sind doch alle nur Menschen, nicht wahr? Aber mir war schon den ganzen Abend über aufgefallen, dass du irgendwie durch den Wind bist. Was ist los? Wieder Stress mit deiner Familie?“
    „Nur der übliche Wahnsinn“, entgegnete sie mit einem leicht gequälten Lächeln. „Manchmal glaube ich, dass Tante Marie nur aus einem Grund geboren wurde: um mir das Leben schwer zu machen.“
    Lachend klopfte Félix ihr mit der Hand auf die Schulter. „Lass dich nicht ärgern, ma petite . Irgendwann lässt du diesen ganzen Mist hinter dir und wirst eine erfolgreiche Chemikerin. Und wenn du dann die Formel für die Unsterblichkeit erfunden hast und reich und berühmt bist, dann werden deine Tante und dein Onkel noch immer hier in ihrem eigenen Mief hocken und sich schwarzärgern.“
    „Mal sehen.“ Céleste zuckte mit den Achseln. „Aber ich schätze, heute Abend erfinde ich gar nichts mehr. Ich bin total erledigt.“
    „Dann geh nach Hause und hau dich hin, ma petite . Das bisschen Aufräumen schaffe ich schon allein.“
    „Echt?“
    „Jetzt verschwinde schon, ehe ich es mir noch anders überlege!“
    Das musste er Céleste kein zweites Mal sagen. Nachdem sie zur Tür hinaus war, sog Céleste die frische, kühle
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