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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste
Autoren: Steven Erikson
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beängstigendes Paar. So kalt, so still. Zwei Kinder, die gar keine Kinder sind.
    Und Blinzler war noch immer verschwunden. Der Kommandant wusste, dass es überaus unwahrscheinlich war, dass er den Mann jemals wieder zu Gesicht bekam. Mit einer Tat zu leben, die gleichzeitig eine Heldentat und ein Mord war, wäre wohl kaum einem Menschen leicht gefallen. Blistig hoffte nur, dass sie den alten Bogenschützen nicht eines Tages mit dem Gesicht nach unten im Hafenbecken finden würden.
    Keneb räusperte sich. »Was diese Überlebenden angeht, Kommandant …«
    »Ich weiß, Keneb, ich weiß.« Sie sind gebrochen. Bei der Gnade der Königin, so gebrochen. Und sie körperlich zu heilen, kann nur bis zu einem bestimmten Grad etwas bewirken. Wohlgemerkt, ich habe meine eigenen Probleme mit der Garnison hier – aber ich habe noch nie eine Kompanie gesehen, die so … brüchig war.
    »Wir sollten uns auf den Weg nach unten machen, Kommandant  – sie ist schon beinahe am Tor.«
    Blistig seufzte. »Nun denn, dann wollen wir uns diese Mandata Tavore mal ansehen.«
     
    Mappo legte Icarium sanft in den weichen Sand der Doline. Er hatte eine Plane über seinen bewusstlosen Freund aufgespannt, die ihm zumindest Schatten bot. Woran er nichts ändern konnte, war der Verwesungsgestank, der schwer in der windstillen Luft hing. Es war nicht der beste aller Gerüche für den Jhag, wenn er aufwachte …
    Das zerstörte Dorf lag jetzt hinter ihnen; der Schatten des geschwärzten Tores reichte nicht bis zu der Stelle, wo Mappo neben der Straße und ihren grässlichen Wächtern sein Lager aufgeschlagen hatte. Das Gewirr des Azath hatte sie zwanzig Längen weiter nördlich ausgespien; das war nun schon einige Tage her. Der Trell hatte Icarium den ganzen Weg hierher getragen. Er hatte einen Platz gesucht, an dem es keinen Tod gab – er hatte gehofft, er würde ihn mittlerweile gefunden haben. Stattdessen war alles nur noch schlimmer geworden.
    Mappo streckte sich, als er das Rattern von Wagenrädern auf der Straße hörte. Er blinzelte ins grelle Sonnenlicht. Ein einzelner Ochse zog einen Karren mit niedrigen Seitenwänden den Arenweg herauf. Ein Mann saß vornübergebeugt auf dem Kutschbock, während hinter ihm Bewegung war – zwei weitere Männer kauerten auf der flachen Ladefläche; sie waren mit etwas beschäftigt, was Mappo noch nicht erkennen konnte.
    Sie kamen nur langsam voran, denn der Fahrer ließ den Karren an jedem Baum anhalten, und dann starrte der Mann minutenlang die an den Stamm genagelten Leichen an, bevor er weiterfuhr.
    Mappo packte seinen Beutel und machte sich auf, ihnen entgegenzugehen.
    Als der Fahrer ihn sah, hielt er den Wagen an und zog die Bremse fest. Dann griff er beiläufig hinter die Sitzbank und brachte ein schweres Feuersteinschwert zum Vorschein, das er sich quer über die Oberschenkel legte.
    »Wenn du Ärger suchst, Trell«, sagte der Fahrer grollend, »dann mach lieber, dass du wegkommst, oder es wird dir Leid tun.«
    Bei seinen Worten richteten sich die anderen beiden Männer auf. Sie waren mit Armbrüsten bewaffnet.
    Mappo setzte seinen Beutel ab und streckte die Arme aus, die Handflächen nach vorn gerichtet. Alle drei Männer hatten eine eigenartige Hautfarbe, und der Trell spürte in ihnen eine noch nicht voll entwickelte Macht, die ihn mit Unbehagen erfüllte. »Ich suche keinen Ärger, ganz im Gegenteil, das versichere ich euch. Ich bin jetzt tagelang zwischen Toten rumgelaufen – ihr seid die ersten lebenden Menschen, die ich seit dieser Zeit zu Gesicht bekomme. Euch zu sehen war eine Erleichterung, denn ich hatte schon gedacht, ich hätte mich in einen der Albträume des Vermummten verirrt …«
    Der Fahrer kratzte sich an seinem rotbärtigen Kinn. »Ich würde sagen, das hast du tatsächlich getan.« Er legte das Schwert wieder zurück und drehte sich um. »Ich denke, der ist in Ordnung, Korporal  – außerdem, vielleicht hat er ja ein bisschen Verbandsmaterial oder so was, das wir von ihm eintauschen können.«
    Der ältere der beiden Männer auf der Ladefläche schwang sich vom Wagen und trat auf Mappo zu.
    »Ihr habt verwundete Soldaten bei euch?«, fragte der Trell. »Ich habe ein paar Fähigkeiten, was den Umgang mit Verletzungen angeht …«
    Das Lächeln des Korporals wirkte angespannt und schmerzerfüllt. »Ich bezweifle, dass du deine Fähigkeiten verschwenden willst. Wir haben keine verwundeten Soldaten auf dem Wagen – wir haben zwei Hunde.«
    »Hunde?«
    »Ja. Wir haben sie
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