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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee
Autoren: Sharon Morgan
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überall sein. Entweder würde sie sich die Macht mühsam erkämpfen müssen und diese womöglich verlieren oder weggehen.
    Die Zweifel über ihre Herkunft machten dies noch schwerer für sie. Das Volk würde sie nicht als rechtmäßige Herrscherin anerkennen, egal wie viele Truppen sie um sich scharen würde. Es war nicht der richtige Weg.
    Was sollte sie noch hier halten in diesem Gefängnis? Ein goldenes Gefängnis war es, doch nahm es ihr das Leben und die Freiheit. Leben jedoch wollte sie und die Wahrheit über ihre Mutter und deren Tod herausfinden – und womöglich endlich ein richtiges Zuhause finden.
     
    Als Dahut am nächsten Morgen durch die Seitentür hinausschlich, erblickte sie Rhain Bedwyn am Rande des Palasthofes. Die Gerüchte über ihn waren bestätigt worden: Er stammte von der großen Insel. Womöglich erfuhr sie von ihm oder seinem Diener mehr über das Herkunftsland ihrer Mutter, das sie niemals betreten hatte, und wenn es nach ihrem Vater ginge, niemals betreten würde.
    Er überragte sie, obwohl sie eine große Frau war, um etwa einen Kopf. Sein dunkles Haar trug er heute zurückgebunden, was seine kantigen Gesichtszüge noch mehr zur Geltung brachte. Er trug andere Gewänder als am Vortag. Gewiss hatte er sich den Schmutz der Reise vom Leib gewaschen.
    Die Vorstellung seines muskulösen Körpers, über den Wassertropfen hinabliefen, zuerst über die Brust, den Bauch, dann ins Schamhaar, in dem sie sich verfingen und tiefer wanderten, verursachte ein Prickeln in ihr.
    Noch einmal blickte sie sich um. Der Augenblick war günstig. Rhain war allein auf dem Hof. Auch die Wachen waren nicht in Sichtweite. Dahut schritt rasch näher, bevor ihre Befangenheit überhandnehmen konnte.
    Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. »Guten Morgen, Rhain. Ich darf Euch doch Rhain nennen?«
    Als Rhain den Blick hob und den ihren damit einfing, errötete sie. Seine Augen waren von einem solch tiefen Grün, wie sie es nie zuvor gesehen hatte.
    Eine Mischung aus Überraschung, Abneigung, Begierde und Verwirrung lag auf Rhains Zügen, wich jedoch sogleich förmlicher, unverbindlicher Freundlichkeit.
    »Guten Morgen.« Seine tiefe Stimme war unwiderstehlich. Am liebsten hätte sie ihm die Kleider vom Leib gerissen, aber das tat man nicht als Prinzessin. Auch ergriff man einen Mann nicht an seiner Tunika und zerrte ihn – wie sie es jetzt tat – hinter einen der vielen Büsche. Sie presste sich an ihn, damit man sie nicht vom Palasteingang aus sah.
    Verwundert blickte er sie an. »Warum zerrt Ihr mich hinter einen Busch?«
    »Sprecht leiser. Was ich Euch zu sagen habe, ist nur für Eure Ohren bestimmt.«
    »Was wollt Ihr von mir?« Er starrte sie an, als sähe er ein giftiges Tier. So etwas war ihr noch nie passiert. Meistens sahen die Männer sie neugierig, ehrfürchtig, mit förmlicher Höflichkeit oder lüstern an.
    Gehörte er etwa zu jenen, die ihr eigenes Geschlecht bevorzugten? Dies war kein Grund, sie derart anzusehen. Auch konnte sie auf sein Befinden keine Rücksicht nehmen. Möglicherweise war seine Veranlagung sogar von Vorteil. Sollte er sich für sie interessieren, könnte dies durchaus ihr Verhängnis sein.
    Rhain starrte auf ihre Hand, die ein Stück seiner Tunika umklammerte. »Ich schlage vor, Ihr lasst mich los.«
    Dahut schmunzelte. Auch wenn er unhöflich war, besaß er ein Mindestmaß an Anstand. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, sich mit Gewalt von ihr zu befreien.
    »Dann schreie ich und man wirft Euch in den Kerker, da man annimmt, dass Ihr Euch mir unziemlich genähert habt.«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln. »Soll ich mich Euch denn unziemlich nähern?«
    Dahut starrte ihn perplex an. Offenbar war er doch mehr an Frauen interessiert, als sie dachte. »Ihr wagt es?«
    »Nun sagt schon. Was wollt Ihr von mir?«
    Entweder hatte er sich gut im Griff oder keine Ahnung, wer vor ihm stand. Schließlich hatte sie sich am Vortag nicht mit ihrem Rang vorgestellt, sodass er sie vermutlich nur für Niamhs Schülerin hielt. Fast hatte sie jedoch den Eindruck, er würde sie mit jemandem verwechseln, denn seine Reaktion auf sie war ungewöhnlich. Dahut konnte ihre Neugierde nicht länger zügeln.
    »Ihr seid aus Gwynedd?«, fragte sie. »Dann ist Euch Gwragedd womöglich ein Begriff. Wart Ihr jemals dort? Ist es ein Dorf oder eine Stadt, womöglich so groß und schön wie Ys?«
    Es schien, als überlegte er, denn er zog die Augenbrauen zusammen. »Warum interessiert Euch
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