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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee
Autoren: Sharon Morgan
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beeinträchtigten. Oder sie nutzte dies zur Täuschung. Nicht umsonst galt das Volk der Feen als trickreich und verschlagen.
    Ragnar schlug von seitlich oben zu. Diesmal streifte er sie an der Schulter. Sie zuckte kaum zusammen. Grimmig biss sie die Zähne zusammen.
    Beim nächsten Vorstoß verletzte sie ihn an der Hüfte. Glücklicherweise schien die Wunde nicht tief zu sein und dürfte nicht allzu lange bluten. Er hasste das Brennen und das feuchte Gefühl, doch gelang es ihm, es zu ignorieren.
    Ragnar bemerkte, wie seine Kräfte schwanden. Zwar besaß er die Berserkerkraft, die Óðinn ihm verliehen hatte, doch befand sie sich in einer menschlichen Hülle. Er hasste diese Begrenztheit.
    Gegen die berühmtesten Kämpfer und gegen halbe Heere hatte er gesiegt, doch schien ihm die Königin der Wasserfeen in ihren Fähigkeiten ebenbürtig zu sein. Auch ihre Kraft überwog die einer gewöhnlichen Frau.
    Im Gegensatz zu ihm schien die Königin der Wasserfeen keineswegs schwächer zu werden. Sie war unsterblich und nicht denselben Begrenzungen wie die Menschen unterworfen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn besiegte. Dann waren sie alle verloren.
     
     
     
     

Kapitel 17

     
     
    Er hatte es getan! Gradlon hatte sie vom Pferd gestoßen. Verstoßen vom eigenen Vater! Dem Verderben geweiht.
    Dahut stürzte in die Flut. Ein Schrei entwich ihrer Kehle, bevor die tosenden Wellen sie ergriffen. Eine gigantische Woge schlug über ihr zusammen, während sie gegen ihre aufsteigende Panik kämpfte.
    Verzweiflung und Todesangst fochten gegen den ihr innewohnenden Mut. Das Meer wollte sie, nur sie. Es würde sie verschlingen und womöglich niemals mehr freigeben. Es gab keine Rettung. Sie kämpfte gegen die Wellen und blickte zu Ragnar, der sein Schwert gezogen hatte. Offenbar wollte er Gradlon töten. Er würde ihr nicht helfen. Selbst wenn er es danach noch versuchen würde, wäre es längst zu spät für sie. Viel zu spät.
    Ein Strudel riss Dahut hinab in die Tiefe. Sie presste ihre Lippen aufeinander, damit kein Wasser eindrang und versuchte, nach oben zu gelangen. Doch es verzögerte das Unvermeidliche nur. Immer tiefer zog es sie hinab.
    Verzweifelt kämpfte Dahut dagegen an, doch das Meer war stärker als sie. Ihr Vater hatte Recht gehabt. Das grausame Schicksal ihrer Mutter drohte sich zu wiederholen. Das Meer würde ihr Tod sein.
    Der Wasserdruck wich von ihr. Plötzlich war es still. Kein Tosen der Wellen, nichts mehr war zu hören. Dunkelheit umhüllte sie, verschlingende Schwärze.
    Dann erklangen die Schreie. Schreie in der Finsternis. Die Rufe der Gequälten. Das Flehen des Abgrunds. Noch immer glaubte sie zu fallen. Es war ein schier endloser Sturz. Dahut befand sich mitten in einem schwarzen Strudel aus Nichts. Sie verlor jegliches Zeitgefühl.
    Irgendwann schlug sie die Augen wieder auf. Sie befand sich nicht mehr im Meer. Aber wo war sie dann? Sie lag auf einer helltürkisen Wiese. Vögel mit silbrigem Gefieder schwebten durch die Luft. Es roch nach fremdartigen Blumen. Ihre irisierenden Blütenkelche waren weiß, violett und von einem lichten Blau.
    Frösche sprangen davon. Nein, nicht Frösche, winzige Frauen mit grün-schillernder Haut, die Froschbeine besaßen. Selbst ihr langes Haar war grün. Nachtfalter stoben durch die Lüfte. Nachtfalter, die miteinander sprachen! Sie besaßen Münder, Gesichter und winzige Menschenleiber.
    Entweder war sie tot oder dem Irrsinn verfallen!
    Ein Vogel aus purem Feuer durchdrang die Lüfte und zog eine Spur aus Rauch hinter sich her. Durchscheinende Pferde galoppierten in einiger Entfernung über die Aue. Ob es sich um Geisterpferde oder die Reittiere der Sylphen handelte, wusste Dahut nicht.
    Kampfgeräusche rissen ihre Aufmerksamkeit an sich. Sie wandte sich um und erblickte Niamh und eine seltsame Kreatur, wie sie nie eine zuvor gesehen hatte. Nur die schwarzen Augen kamen ihr bekannt vor. An Niamhs Seite kämpfte dieses Wesen gegen die Schlangen.
    Sie sahen genauso aus wie jene, die Dahut einst in der Stadt erblickt hatte. Jacut schalt sie damals, da er diese für ein Hirngespinst hielt. Doch da waren sie: unzählige schwarze, mit spitzen Zähnen bewehrte Wasserschlangen, die sich auf Niamh und ihren merkwürdigen Begleiter stürzten. Dahut bewunderte die beiden, denn sie hatte bereits eine dieser Wesen so furchteinflößend empfunden, dass sie schreiend davongelaufen war.
    Die silbriggraue Kreatur an Niamhs Seite riss einigen der Schlangen die Köpfe ab.
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