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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften
Autoren: Natalie Nimou
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romantische alte Zeug. Hast du vorhin im Flugzeug nicht behauptet, du hättest Notre Dame entdeckt und diesen Matsche oh Pütz?“
    „ Habe ich“, knurrt Mary-Beth. „Aber das, was du Matsche oh Pütz nennst, heißt in Wirklichkeit Marché aux Puces – und das ist der Flohmarkt. Und jetzt hört auf, mich auf den Arm zu nehmen! Ich habe andere Probleme. Mir fällt nämlich gleich der Arm ab von dieser Kofferzieherei. Sag mal Annie, hast du nicht erzählt, du wohnst gleich bei der Metro-Station mit dem komischen arabischen Namen? Bir-Harke. Oder so.“
    „ Bir-Hakeim“, sage ich gedehnt. „In Paris ist das so: Es gibt an jeder Ecke eine Metro-Station. Das Problem ist allerdings folgendes …“
    „Die Ecken liegen ein wenig weit auseinander?“, fällt mir Jane ins Wort. So langsam wird sie wieder gesprächig.
    Ich muss lachen. „Das trifft den Nagel auf den Kopf! Hier ist einfach alles größer als anderswo. Straßen sind Boulevards. Und die Dinge liegen nicht immer gleich am Ein- oder Ausgang der Metro-Stationen. Aber sieh mal den Vorteil an der Sache: Du glaubst, du bist schnell da – und das bist du auch. Aber zuerst läufst du bis zur nächsten Station, dann läufst du unter der Erde weiter, und wenn du wieder auftauchst, läufst du wieder. Das verbrennt Kalorien ohne Ende!“
    „Darum bist du so mager geworden!“, folgert Jane.
    „Darum und wegen Wolke Sieben“, grinst Mary-Beth.
    „Ja, ich bin bis über beide Ohren verliebt“, lache ich meinen Zustand heraus, denn Philippe ist alles für mich. Freund, Vertrauter, Liebhaber. Ich könnte vor Glück platzen. „Und seltsamerweise liebt dieser Mann mich. Obwohl er ein berühmter Fotograf ist, blendend aussieht und vor Geld stinkt. Ansonsten ist er ein ganz normaler Mann. Ihr werdet ihn ja bald sehen. Ihn und meine Wolke Sieben.“ Ich bleibe stehen und verkünde mit Navi-Stimme: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“
    Meine Freundinnen verstummen schlagartig. Mit großen Augen starren sie an der weißen Fassade des sechsstöckigen Stadtpalastes hinauf, in dem ich mit Philippe lebe. Das Haus wurde wie viele Häuser in Paris aus Sandstein gebaut und besitzt eine der in Paris typischen weißen Gipsfassaden mit prachtvollen Stuckelementen und hohen Fenstern. 1641 steht auf der kleinen Steinplatte neben der Eingangstür.
    „Wow!“, entfährt es Mary-Beth.
    Jane schnappt nach Luft. „Das ist kein Haus, das ist ein Palast!“
    „ Wunderschön!“, haucht Mel. Dann lässt sie plötzlich ihren Koffer stehen und rennt die wenigen Meter bis zur nächsten Straßenecke, hinter der der Park beginnt. Von dort winkt sie uns aufgeregt zu.
    Wieder muss ich lachen. Genauso habe auch ich reagiert, als Philippe mich zum ersten Mal hierher führte. Ich war ganz aus dem Häuschen, sprang auf der Stelle herum wie ein aufgeregtes Hündchen. Und dann lief ich los.
    „Um die Ecke herum steht der Eifelturm“ , erkläre ich Mels Aufregung.
    Mary-Beth und Jane sehen mich an, als fielen ihnen gleich die Augen aus den Höhlen. Dann setzen sie sich in Bewegung. Ich hatte ihnen zwar in einer E-Mail geschrieben, dass ich gewissermaßen neben dem Eifelturm wohne. Doch es ist ein Unterschied, ob man diese Information liest oder ob man die Umgebung persönlich in Augenschein nimmt. Von der Straßenecke aus blickt man auf den Champ de Mars, das Feld, auf dem der Eifelturm steht. Ich überlasse meine Freundinnen sich selbst und lege den Zeigefinger auf den untersten Klingelknopf des Hauses.
    Jean-Paul, der Concierge, drückt die Tür auf, während meine Freundinnen einen letzten verzückten Blick auf den Eifelturm werfen. Völlig aufgekratzt kehren sie zurück. Nachdem sie ihre Rollkoffer in den Flur gezerrt haben, begrüßen sie den Concierge so andächtig, als begegnete ihnen Quasimodo in Notre Dame.
    Hinter der Concierge-Loge befindet sich der Aufzug.
    „Denkt ihr, woran ich denke?“, ruft Jane beim Anblick des eisernen Aufzugs im Jugendstildesign.
    „Nö“, lacht Mary-Beth, „woran denkst du denn?“
    Ich bleibe ganz still. Anscheinend überwältigen meine Freundinnen dieselben Phantasien wie mich vor wenigen Monaten. Nur dass es in meinem Fall nicht bei der Phantasie blieb. Aber ich hatte ja auch den Mann meiner Träume bei mir, während Jane, Mary-Beth und Mel sich mit ihren mausgrauen Koffern gegen die Gitter drängen müssen.
    Im fünften Stock stopp t der Aufzug. Unter dem aufgeregten Geschnatter meiner Freundinnen schiebe ich die Gittertür zur Seite. Wie drei Rennpferde
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