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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften
Autoren: Natalie Nimou
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nichts. Philippe hat sich kein bisschen Mühe mit mir gegeben. Alles war kalt und mechanisch.
    Ebenso mechanisch ziehe ich mich aus, reinige mich von der Nässe, die Philippe in mir verursacht hat und hole mir aus der Küche eine Flasche Merlot. Damit lege ich mich ins Bett, während Philippe zwischen seinem Ankleidezimmer und seinem auf dem Bett liegenden Koffer hin- und herläuft, um die Klamotten für die morgige Reise zu packen. Der Wein schmeckt hervorragend, wie alle Weine, die Philippe kauft. Vermutlich bezieht er sie von demselben Hersteller wie Jerôme. Mit dem wohligen Gedanken, dass ich ab morgen ein paar Tage ganz für mich habe, schlafe ich trotz Philippes Rumoren ein.
    Am nächsten Morgen weckt mich der Regen, der wie aus Eimern auf den Dachreiter prasselt. Zwischen all dem Wasser wirbeln rote, gelbe und braune Blätter durch die Luft. Die Herbststürme haben begonnen.
    Ich schwinge mich aus dem Bett, werde beim Aufstehen aber sogleich an meine Verletzung erinnert und lasse mich sofort wieder auf die Matratze fallen. Mein Fuß schmerzt höllisch in dem Verband, den Jerôme mir gestern Abend angelegt hat. Die helle Mullbinde windet sich in perfekten Zirkeln um meinen Fuß und um den Knöchel, das Ende hat Philippes bester Freund mit einer kleinen, flachen Klammer befestigt.
    Wo ist Philippe überhaupt? Seine Seite des Bettes ist leer. Die Bettdecke liegt halb über dem Bett, halb auf dem Boden. Ist er schon weg? Hat er gestern nicht gesagt, er würde das Haus gegen acht Uhr in der Früh verlassen? Ich nehme mein Handy aus der Nachttischschublade. Es dauert einen Moment, bis das Display mit der Zeitanzeige aufleuchtet. Ach du lieber Himmel! Es ist gleich neun. Philippe ist längst weg. Abgehauen, ohne sich von mir zu verabschieden. Ist das so, wenn man verheiratet ist? Vögelt man schnell seine Frau, lässt sie mit heruntergezogener Hose auf der Terrasse stehen und widmet sich dann seinen eigenen Angelegenheiten? Und verschwindet am nächsten Morgen klammheimlich für ein paar Tage nach Florida?
    Auf dem Handy ist eine SMS eingegangen. Von Philippe.
    „Hallo Süße! Als ich ging, hast du geschlafen wie ein Engel. Wollte dich nicht wecken. Um neun fährt Jerôme mit dir zum Arzt. Ich liebe dich. Philippe.“
    Ach du liebe Scheiße! Jetzt muss ich aufstehen. Erneut schwinge ich mich auf, dieses Mal achte ich jedoch darauf, nur mit einem Fuß aufzusetzen. Für eine Dusche ist es zu spät. Unter Schmerzen humpele ich in meinen begehbaren Schrank, ziehe ein frisches Unterwäscheset an, den weißen Rollkragenpullover und meine einzige Hose mit weiten Beinen. Ich hasse diese Stoffhose, die ich mir gekauft habe, weil ich ein wenig mehr ladylike rüberkommen wollte. Sie spannt an den Oberschenkeln, sodass man die Bügelfalte nicht mehr sieht, aber darum kann ich mich jetzt nicht kümmern. Über meinen linken Fuß ziehe ich einen Kniestrumpf und einen Sneaker, für den anderen Fuß leihe ich mir aus Philippes Schrank eine dunkle Socke aus.
    In dem Moment klingelt mein Handy. Es liegt auf dem Bett. Von der vielen mühsamen Lauferei läuft mir der Schweiß bereits jetzt über Brust und Rücken. Wieder laufen.
    „Ja?“
    „Guten Morgen, Annie. Ich bin’s, Jerôme. Ich stehe oben vor eurer Tür. Schaffst du es bis hierher? Oder soll ich Jean-Paul bitten, mir aufzuschließen?“
    „Guten Morgen“, erwidere ich mit klopfendem Herzen und matter Stimme. „Wenn du etwas Geduld hast, schaffe ich es.“
    „Lass dir so viel Zeit wie du brauchst. Ich warte.“ Jerômes dunkle Stimme klingt warm und besorgt.
    Ohne mir die Haare zu kämmen und das Gesicht zu waschen, hinke ich aus dem Schlafzimmer und quäle mich, mit dem Oberkörper auf das Geländer gestützt, die Treppe hinunter, in das untere Stockwerk des Penthouses. Vielleicht wäre doch besser Jean-Paul hochgekommen und hätte Jerôme aufgeschlossen, damit er mir die Treppe hinunterhilft. In meinem Fuß pocht es. Vollkommen in Schweiß aufgelöst, öffne ich die Wohnungstür.
    Mit der rechten Hand an den Türpfosten gestützt, steht Jerôme da. Seine linke Hand steckt lässig in einer Tasche seiner schwarzen Jeans und hält den herbstlich braunen Popeline-Mantel geöffnet, so dass der schwarze Rollkragenpulli über seiner breiten Brust spannt. Er stößt sich sofort von dem Türpfosten ab und sein Gesicht nimmt einen besorgten Ausdruck an, als er mich sieht.
    „Wo ist dein Mantel?“ Jerôme ist bereits auf dem Weg zur Garderobe. Der Moschusduft fliegt ihm
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