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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen
Autoren: Jane Feather
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neben sie setzen konnte.
    Douglas blickte interessiert um sich. Ganz ungestört war man hier nicht. Es waren andere Besucher da, die von einem Bild zum anderen gingen und sich in gedämpftem Ton unterhielten. Doch das runde Sofa bildete, obwohl in der Mitte stehend, eine kleine Oase, wo zwei Personen eng nebeneinander sitzen und miteinander reden konnten, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er setzte sich neben sie, wobei er ihr Parfüm erschnupperte, einen frischen Blumenduft, der unter ihrem Schleier hervordrang.
    Chastity drehte ihm ihren verschleierten Kopf zu. Sie war Dr. Douglas Farrell gegenüber im Vorteil, da sie ihn schon einmal gesehen hatte, als er sich in Mrs. Beedles Eckladen eine Nummer von The Mayfair Lady besorgte und sie diesen Kauf unbemerkt beobachtete. Er war so, wie sie ihn in Erinnerung behalten hatte, ein ungewöhnlich großer Mann, den man nicht so leicht vergaß. Groß und breit, dazu kräftig und muskulös wie ein Sportler. Ein Boxer oder Ringer, dachte sie. Der auffallende, wahrscheinlich auf einen Bruch zurückzuführende kleine Nasenhöcker schien ihre Vermutung zu bestätigen. Seine Züge waren ausdrucksvoll, wenn auch unregelmäßig, sein Mund breit, sein Kinn kantig. Unter dichten schwarzen Brauen, die über dem Nasenrücken zusammenstießen, blickten tiefschwarze Augen hervor. Sein Haar war ebenso schwarz, ein wenig gelockt, der Schnitt aber kurz und praktisch. Alles an ihm deutete darauf hin, dass er auf subtilere Nuancen seiner äußeren Erscheinung wenig Wert legte. Zu seinem unauffälligen, bis zum Hals geknöpften Mantel trug er Schal und Handschuhe. Seinen schlichten weichen Filzhut hielt er auf dem Schoß.
    Plötzlich wurde sie gewahr, dass sich das Schweigen, das ihre Einschätzung seiner Person begleitete, in die Länge zog, und sie sagte hastig: »Also, wie könnte die Vermittlung Ihnen 'elfen, M'sieur?«
    Wieder ließ er seinen Blick etwas verblüfft durch den Raum wandern. »Das ist also das Büro der Mayfair Lady?«
    Wieder hörte sie die leichte schottische Klangfärbung heraus, die ihr schon aufgefallen war, als sie ihn bei Mrs. Beedle beobachtete. »Non, wir empfangen keine Klienten in unserem Büro«, eröffnete sie ihm rundheraus. Dabei verschwieg sie geflissentlich, dass ihnen entweder der Teesalon bei Fortnum and Mason oder der obere Salon im Haus ihres Vaters, das ehemalige Allerheiligste ihrer Mutter, als Büro diente. Keine dieser Örtlichkeiten eignete sich für Besprechungen mit Klienten.
    »Und warum?«, fragte er.
    »Die Mayfair Lady muss anonym bleiben«, erklärte sie. »Könnten wir in Ihrer Angelegenheit fortfahren, M'sieur?«
    »Ja, natürlich. Aber ich muss gestehen, Madam Mayfair-Lady, dass ich neugierig bin. Warum ist Anonymität für Sie so unverzichtbar?«
    Chastity seufzte, »'aben Sie die Zeitung gelesen, M'sieur?«
    »Ja, natürlich. Andernfalls wäre ich ja nicht auf Ihren Vermittlungsservice gestoßen.«
    »Man kann Anzeigen lesen, ohne die Artikel zu beachten«, wandte sie ein und vergaß sekundenlang ihren Akzent.
    »Auch die Artikel habe ich gelesen.«
    Sie reagierte mit einem typisch gallischen Achselzucken. »Dann ist Ihnen sicher aufgefallen, dass die dort geäußerten Ansichten sehr kontroversieller Natur sind. Die 'erausgeber ziehen es vor, anonym zu bleiben.«
    »Ich verstehe.« Er glaubte es jedenfalls. »Natürlich muss diese Geheimniskrämerei den Reiz des Blattes erhöhen.«
    »Das ist richtig«, gestand sie.
    Er nickte. »Wenn ich mich recht erinnere, gab es vor einigen Monaten einen Verleumdungsprozess. The Mayfair Lady wurde wegen Rufschädigung vom ...«, er furchte die Stirn, dann erhellte sich seine Miene, »... vom Earl of Barclay angeklagt, glaube ich.«
    »Die Klage wurde abgewiesen«, sagte Chastity.
    »Ja.« Nachdenklich drehte er seinen Hut in den Händen. »Ich kann mich erinnern. Ebenso weiß ich, dass das Blatt von einer anonymen Person im Zeugenstand vertreten wurde. Habe ich Recht?«
    »Ja.«
    »Sehr interessant. Sicher stiegen die Verkaufszahlen daraufhin kräftig.«
    »Mag schon sein«, antwortete sie vage. »Aber nicht aus diesem Grund geben wir unsere Identität nicht preis. Also, jetzt zu Ihnen, M'sieur.«
    Douglas, dessen Faszination und Neugierde unverändert blieben, fand sich damit ab, dass für den Moment die Fragestunde vorbei war. »Wie ich schon in meinem Brief erklärte, suche ich eine Frau.«
    Sie entnahm den betreffenden Brief ihrer Handtasche. »Mehr schreiben Sie freilich nicht. Wir müssten
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