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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen
Autoren: Jane Feather
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spätnachmittägliches Dunkel herrschte. Der Schein des Kaminfeuers war die einzige Lichtquelle. »Möchtest du nicht Licht machen, Vater?«, fragte sie und schloss die Tür hinter sich.
    »Nein, nein, so ist es mir lieber. Wir wollen doch das Gas nicht verschwenden«, erklärte Lord Duncan ernst aus den Tiefen seines Armsessels am Feuer. »Es reicht, wenn man die Lampen bei Einbruch der Dunkelheit anzündet.«
    Chastity rollte die Augen. Das Beharren auf kleinen und sinnlosen Einsparungen war seine Art, mit seinem neuen Wissen über den wahren Stand der Finanzlage umzugehen. »Jenkins sagte, dass du dich nicht sehr wohl fühlst. Soll man Dr. Hastings rufen?«
    »Nein, nein. Nicht nötig, dass man für einen dieser Quacksalber Geld ausgibt«, erklärte Seine Lordschaft. »Es ist nur eine Erkältung.« Als er nach der Karaffe griff, bemerkte Chastity, dass der Pegelstand um zwei Drittel gefallen war. Sie wusste, dass Jenkins sie bis oben gefüllt gebracht hatte. Ihr Vater wirkte keineswegs betrunken. Wahrscheinlich ist es die übliche Menge für ihn, dachte sie. Aber er trank jetzt allein, während er das früher nur mit seinen Freunden im Klub getan hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann er letztes Mal den Klub besucht hatte.
    »Wirst du heute außer Haus zu Abend essen?«, fragte sie in einem unbeschwerten Ton, zu dem sie sich zwingen musste.
    »Nein«, war die knappe Antwort.
    »Warum gehst du nicht in den Klub?«
    »Mir ist nicht danach, Chastity.« Er nahm einen tiefen Schluck zu sich.
    »Und warum änderst du nicht deine Meinung und kommst mit mir zu der Dinnerparty, die Prudence und Gideon heute geben?«, redete sie ihm zu.
    »Ich schlug die Einladung aus, meine Liebe. Und ich werde nicht einfach mir nichts, dir nichts meine Absicht ändern und die Tischordnung deiner Schwester umwerfen.« Er beugte sich vor und schenkte sich nach.
    Chastity, die sich geschlagen gab, da sie wusste, dass man ihrem Vater nie direkt kommen durfte und bei ihm nur mit Diplomatie etwas erreichte, beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss. »Halte dich schön warm. Ich will nachsehen, was Mrs. Hudson für dich zum Abendessen geplant hat.«
    »Ach, etwas Brot und Käse müssten reichen.«
    Chastity seufzte. Das ökonomische Märtyrertum ihres Vaters war schwerer zu verkraften als seinerzeit seine unbekümmerte Verschwendungssucht. »Ich breche etwas früher zu Prue auf, damit ich mich dort umziehen kann. Deshalb muss ich jetzt meine Sachen packen. Ehe ich gehe, schaue ich noch bei dir herein.«
    »Sehr schön, meine Liebe.«
    Vor der Bibliothek traf Chastity auf Jenkins, der die Gaslampen in der Halle anzündete. Lord Duncan betrachtete elektrisches Licht - selbst wenn er es sich hätte leisten können - als eine Abscheulichkeit der modernen Welt. »Könnten Sie auch die Lichter in der Bibliothek anzünden?«, bat sie. »Vater sagt zwar, er würde sie nicht brauchen, aber er kann doch nicht ständig im Dunkeln sitzen. Es ist so bedrückend.«
    »Wenn Sie mich fragen, Miss Chas, Seine Lordschaft braucht Ablenkung«, erwiderte Jenkins.
    »Ich weiß. Meine Schwestern und ich zerbrechen uns die Köpfe, um etwas für ihn zu finden«, sagte sie. »Vielleicht wird Weihnachten ihn aufheitern. Er hat doch die Jagd am zweiten Feiertag so geliebt.«
    »Hoffen wir es«, murmelte Jenkins ein wenig zweifelnd.
    »Ich wollte mich noch wegen der Arrangements für Weihnachten vergewissern, Miss Chas. Mrs. Hudson und ich werden am Tag vor Heiligabend nach Romsey Manor fahren.«
    »Ja, und wir treffen am Spätnachmittag des Vierundzwanzigsten ein, nach Lord Lucans und Hester Winthrops Hochzeit«, sagte Chastity. »Der Empfang findet mittags statt, so dass wir den Zug um vier erreichen und noch rechtzeitig für die Weihnachtssänger dort sein müssten.«
    »Es wird sehr hübsch sein, wieder Weihnachten mit großer Familie zu feiern«, sagte Jenkins.
    Chastity lächelte ein wenig wehmütig. »Ja, seit Mutter starb, hatten wir das nicht mehr. Aber dieses Jahr wird es sicher wunderbar - mit Prue und Gideon, Sarah und Mary Winston sowie Constance und Max und den Tanten.«
    »Ganz nach althergebrachter Weise. Ich zünde jetzt die Lampen in der Bibliothek an. Cobham habe ich bereits Bescheid gegeben, dass Sie ihn um sechs brauchen. Er wird mit der Kutsche vorfahren. Sie bleiben über Nacht bei Miss Prue ... Lady Malvern wollte ich sagen«, verbesserte er sich.
    »Aber nicht vor ihr, sie würde gar nicht wissen, dass sie gemeint ist«, sagte Chastity mit
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