Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auge des Orkans

Im Auge des Orkans

Titel: Im Auge des Orkans
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
so.«
    »Ich auch. Er ist ein echter McCone.«
    Wir lächelten uns an. Dann fragte ich:
»Und was für Pläne hast du? Wieder eine Farm kaufen?«
    »Ich bin nicht sicher, vielleicht eher
eine Pension — Bett mit Frühstück.«
    Ich runzelte unwillkürlich die Stirn.
    »Mit eigenen Bädern«, fügte sie hastig
hinzu. »Nichts Kleinkariertes.«
    Ich umarmte sie und dachte dabei, daß
ich meine kleine Schwester wiedergefunden hatte, so wie sie einmal gewesen war.
Vielleicht hatte sie auch an Kraft und Selbstsicherheit gewonnen, und ich
konnte sie sowohl respektieren wie lieben.
    »Vergiß nicht, unsere Mutter anzurufen.
Sie macht sich Sorgen, weil dein Telefon außer Betrieb ist. Ich habe es dir bis
jetzt noch nicht gesagt, weil keine Gelegenheit dazu war.«
     
    Der MG hatte den Sturm mit ein paar
neuen Kratzern in seinem nicht mehr neuen Lack überstanden. Ich stellte meine
Reisetasche auf den Beifahrersitz und fuhr zur Anlegestelle. Ich hupte, und Denny
kam mit der Fähre herüber. Auf dem Rückweg standen wir mit dem Rücken zur Insel
und betrachteten Max’ Hütte.
    »Wie ich höre, bleiben Sie noch eine
Weile«, sagte ich.
    »Ja. Bis Neal soweit ist, daß er
entscheiden kann, was er mit der Insel machen will. Ich werde hier sicherlich
eine Menge Arbeit finden und kann bei den Aufräumarbeiten in der Gegend
mithelfen.«
    »Warum wollen Sie in der Hütte hausen,
wenn Sie das ganze Herrenhaus für sich haben können?«
    »Wer braucht schon ein großes Haus?«
    Wir schwiegen und beobachteten, wie die
Fähre zum Ufer glitt. »Denny«, begann ich dann. »Eine Sache hätte ich Sie noch
gern gefragt...«
    »Ich möchte nicht über Stephanie
sprechen. Sie war nicht so schlecht, wie ihre Taten sie jetzt erscheinen
lassen. Sie hat einfach die Kontrolle über die ganze Geschichte verloren.«
    »Ich verstehe Ihre Gefühle. Es geht um
etwas anderes. An dem Morgen, an dem ich Sie und Stephanie kennenlernte,
stritten sie sich. Als ich in die Küche kam, sagten Sie so etwas wie: ›Das ist
gefährlich, und ich möchte nicht...‹«
    Er nickte. »Ich erinnere mich. Es
handelte sich um den Pier. Sie wollte, daß ich ihn als Fundament für die
Bootslände benützte. Und ich sagte ihr, er sei zu schwach — und ich hatte
recht, nicht wahr, wie so oft. Aber wer hört schon auf mich?« Er wandte sich ab
und ging ins Maschinenhaus.
     
    Ich fuhr von der Fähre und winkte Denny
zum Abschied zu. Er winkte zurück und schritt schwerfällig auf die Hütte zu.
Als er hineingegangen war, fiel mir seine Bemerkung ein: »Wer braucht schon ein
großes Haus?«
    Ja, wer? dachte ich. Nur Leute, die
sonst nichts haben, wofür es sich zu leben lohnt.
    Mein Erdbebenhäuschen war genau das
richtige für mich, für mich und meine Katze, und wenn sie sich zu einer
Streunerin entwickelt hatte — nun, in gewisser Weise war ich das auch.
    Ich merkte plötzlich, daß ich seit dem
Abenteuer in dem steuerlosen Boot vor ein paar Tagen nicht mehr viel an die
kleinen Dinge gedacht hatte, die mich vor meinem Besuch im Delta so beschäftigt
hatten. Die kleinen Dinge waren zur Bedeutungslosigkeit verblaßt, während ich
die Art von Arbeit tat, zu der ich bestimmt war. Jetzt war ich oben auf dem
Hügel und sah im Rückspiegel Appleby Island verschwinden. Dann bog ich auf die
Deichstraße ein. Die Fahrbahn war fast frei von Schlamm und Ästen, und so wie
die Dinge standen, würde es zwischen hier und der Brücke von Antioch keinen
Zwischenfall geben. Wenn ich Glück hatte, konnte ich um halb vier Uhr in San
Francisco sein.
    Und zu Hause würde ich mich dann um die
großen Dinge kümmern.

 
    Agatha Mary Clarissa
Miller, geboren am 15. September 1890 in Torquay, Devonshire, sollte nach dem
Wunsch der Mutter Sängerin werden. 1914
heiratete sie Colonel Archibald Christie und arbeitete während des Krieges als
Schwester in einem Lazarett.
    Hier entstand ihr
erster Kriminalroman Das fehlende Glied in der Kette. Eine beträchtliche
Menge Arsen war aus dem Giftschrank verschwunden — und die junge Agatha spann
den Fall aus. Sie fand das unverwechselbare Christie-Krimi-Ambiente.
    Gleich in ihrem ersten
Werk taucht auch der belgische Detektiv mit den berühmten »kleinen grauen
Zellen« auf: Hercule Poirot, der ebenso unsterblich werden sollte wie sein
weibliches Pendant, die reizend altjüngferliche, jedoch scharf kombinierende
Miss Marple (Mord im Pfarrhaus).
    Im Lauf ihres Lebens
schrieb die »Queen of Crime« 67 Kriminalromane, unzählige Kurzgeschichten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher