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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld
Autoren: Sabine Kornbichler
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stehst. «
    » Versprochen! «
    » Mit jeder Faser deines Körpers? «
    » Helen, hast du eigentlich überhaupt keine Sorge, ich könnte dich eines Tages wegen sexueller Ausbeutung anzeigen? «
    » Sollte das der Fall sein, dann kontere ich mit einer Anzeige wegen Vernachlässigung ehelicher Pflichten. «
    » Würde mich interessieren, bei welchem dieser Rechtsverdr e her du in die Lehre gegangen bist «
    » Dreimal darfst du raten! «
     
    G regor arbeitete während des gesamten Wochenendes und tauchte nur zu den Mahlzeiten auf. Am Montagmorgen hatte ich Schwierigkeiten, ihn aus dem Bett zu bekommen. Er hatte bis weit nach Mitternacht an der Vorbereitung seiner Verhandlung gesessen und war erst ins Bett gekommen, als ich längst eingeschlafen war. Als alles nichts half, beschloss ich, meine Geheimwaffe einzusetzen, holte Jana und setzte sie neben Gregor ins Bet t I m Hinausgehen hörte ich sie mehrfach » Pa … Pa … « krähen und sah, wie ihre Händchen sehr fordernd und unsanft den Kopf ihres Vaters bearbeiteten.
    Keine fünf Minuten später gesellten sich die beiden zu mir ins Bad.
    » Ich hoffe, Janas ganz spezielle Art, Männer aus dem Tie f schlaf zu reißen, verwächst sich noch! « Gregor küsste mich in den Nacken und sah dann schlaftrunken in den Spiegel.
    » Nach meinem Kaffee wirst du dich wie neugeboren fühlen. «
    Jana zog so lange an seiner Schlafanzughose, bis er nachgab, sie zwischen die beiden Becken auf den Waschtisch hob und ihr eine Zahnpastatube in die Hand drückte. Sie versuchte, den Deckel aufzudrehen. » Soll ich sie mit hinausnehmen, damit du in Ruhe duschen kannst? «, fragte ich ihn, nachdem ich meine Haare trocken geföhnt hatte.
    Gregor beugte sich zu ihr. » Willst du bei deinem Papa ble i ben? «
    Jana nickte.
    » Einspruch! Suggestivfrage. «
    » Abgelehnt! «
    Mit einem Schmunzeln verließ ich das Badezimmer und begann in der Küche, das Frühstück für uns drei vorzubereiten. Als fünfundzwanzig Minuten später Gregor mit Jana im Schlepptau erschien, wirkte er, als habe er bereits seine erste Schlacht an diesem Tag geschlagen.
    » Es ist mir ein Rätsel, wie du es schaffst, dabei zu arbeiten. « Mit dabei war die Aufmerksamkeit gemeint, die unsere Tochter zu Recht für sich beanspruchte.
    » Das schaffe ich nur, wenn sie schläft oder wenn Nell i d a ist. « Vor kurzem hatte ich versucht, für drei halbe Tage in der Woche einen Krippenplatz für Jana zu bekommen, hatte jedoch nur erreicht, dass sie auf zwei Wartelisten gesetzt wurde. » Ich hoffe nach wie vor auf einen Krippenplatz. In den Augen vieler Frauen bin ich deshalb eine Rabenmutter «, sagte ich verdrossen.
    » Das nimmst du dir hoffentlich nicht zu Herzen. Erstens bist du alles andere als eine Rabenmutter und zweitens kennst du meine Meinung zu dem Thema. Ich finde es sehr wichtig, dass Kinder mit Ihresgleichen zusammen sind. So lernen sie am schnellsten ein gutes Sozialverhalten. «
    » Besonders Einzelkinder … «
    Gregor griff über den Tisch und nahm meine Hand in seine. » Ich bin auch ein Einzelkind, und ich habe diesen Zustand sehr genossen, glaube mir. Wenn mir irgendwann so ein Nachköm m ling die Position als Mamis Liebling streitig gemacht hätte, dann … «
    » … hättest du deine Eltern angefleht, ihn wieder dahin zu bringen, woher er gekommen ist, ich weiß. Aber irgendwann hättest du ihn vielleicht geliebt, so wie ich meine Schwester liebe. «
    » Wenn du ehrlich bist, würdest du sie aber manchmal auch gerne auf den Mond schießen. «
    Es stimmte, was er sagte, aber ich wusste auch, warum er es sagte. Wieder einmal versuchte er, mich darüber hinwegzutr ö s ten, dass Jana auf absehbare Zeit Einzelkind bleiben würde. Mit einem dankbaren Lächeln gab ich ihm zu verstehen, dass ich ihn durchschaut hatte. » Wir drücken dir die Daumen, dass du bei deiner Verhandlung heute Erfolg hast. «
    » Dann kann ja nichts schief gehen. « Er stand auf un d g ab erst mir und dann Jana einen Kuss. » Bis später, ihr beiden. « Kurz darauf fiel die Wohnungstür ins Schloss.
    Während ich meinen Kaffee trank und Jana die Käsestückchen von ihrem Brot sammelte, sah ich aus dem Fenster. Es war ein von der Sonne beschienener Oktobertag.
     
    U m halb acht an diesem Abend rief Gregor an und sagte mir, dass er in einer Besprechung sitze, die noch gut eine Stunde dauern werde. Ich solle schon mal ohne ihn anfangen zu essen. Er versuchte, seine Anspannung zu überspielen, indem er betont ruhig sprach. Aber ich
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