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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen
Autoren: Richard Bach
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ein Geschenk gemacht hat, hat es aus göttlichem Eigennutz getan, hat nur für seine eigenen Interessen gelebt. Es gibt keine Ausnahmen.«
    Der nächste Anrufer war ein Mann. Die Zeit schien vorbeizurasen. »Eigennützig! Mister, wissen Sie, wer der Antichrist ist?« Einen Augenblick lächelte Shimoda. Er lehnte sich bequem zurück. Es war, als wäre der Anrufer ein alter Bekannter.
    »Vielleicht verraten Sie es mir«, sagte er.
    »Christus hat uns befohlen, für unseren Nächsten zu leben. Der Antichrist sagt, sei egoistisch, leb nur für dich selbst und laß die anderen zur Hölle fahren.«
    »Oder zum Himmel, oder wo immer sie hingehen möchten.« »Sie sind gefährlich, wissen Sie das, Mister? Was würde sein, wenn jeder auf Sie hörte und einfach nur das täte, was ihm beliebt? Was, glauben Sie, würde dann passieren?«
    »Ich glaube, daß dieser Planet wahrscheinlich der glücklichste in diesem Teil der Galaxis sein würde«, antwortete er.
    »Mister, ich weiß nicht, ob ich möchte, daß meine Kinder hören, was Sie da sagen.«
    »Was wollen Ihre Kinder denn selbst gern hören?« »Wenn es uns freisteht, das zu tun, wonach uns gerade zumute ist, dann steht es mir auch frei, auf die Wiese hinauszugehen und Ihnen mit meiner Schrotflinte Ihren blöden Kopf wegzupusten?«
    »Natürlich steht Ihnen das frei.«
    In der Telefonverbindung knackte es hörbar. Irgendwo in der kleinen Stadt war mindestens ein zorniger Mann.
    Alle übrigen, auch die erzürnten Frauen, hatten sich ans Telefon gehängt. Jeder Knopf an der Schalttafel war erleuchtet und blinkte.
    So hätte es nicht zu kommen brauchen. Er hätte dasselbe sagen können, nur mit anderen Worten, und niemand hätte sich auf den Schlips getreten gefühlt.
    Es überrieselte mich wieder dasselbe ungute Gefühl, das ich in Troy hatte, als die Menge auf ihn eingestürmt war und ihn bedrängte. Es war Zeit, höchste Zeit, daß wir uns wieder verabschiedeten.
    Damals, im Hörfunkstudio, war der Leitfaden auch keine Hilfe.
     
    Um frei und glücklich zu leben,
    mußt du die Langeweile opfern.
    Das ist nicht immer
    ein leichtes Opfer.
     
    Jeff Sykes hatte allen seinen Hörern gesagt, wer wir waren, daß unsere Maschinen auf John Thomas' Feld neben der Landstraße Nr. 41 geparkt seien und daß wir nachts unter dem Tragflügel schliefen.
    Ich spürte diese Wellen von Zorn von Menschen ausgehen, die für die Moral ihrer Kinder und die Zukunft amerikanischer Lebensphilosophie fürchteten. Alles das machte mich nicht gerade glücklich. Bis Sendeschluß war noch eine halbe Stunde. Es wurde immer schlimmer.
    »Wissen Sie was, Mister«, sagte der nächste Anrufer, »ich glaube, Sie sind ein Scharlatan.«
    »Natürlich bin ich das! Wir sind alle Scharlatane! Wir alle geben vor, etwas zu sein, was wir nicht sind. Wir sind weder herumwandelnde Körper, noch sind wir Atome und Moleküle, wir sind unzerstörbare Bestandteile des Seins, wie sehr wir auch etwas anderes glauben mögen ...«
    Er würde der erste gewesen sein, der mich daran erinnerte, daß es mir freistünde wegzugehen, falls mir das, was er sagte, nicht paßte. Und er würde mich ausgelacht haben wegen meiner Furcht vor einem Lynchmob, der vielleicht mit Taschenlampen bewaffnet bei den Flugzeugen auf uns wartete.
     

 
18. Kapitel
     
    Sei nicht verzweifelt,
    wenn es ums Abschiednehmen geht.
    Ein Lebewohl ist notwendig,
    ehe man sich wiedersehen kann.
    Und ein Wiedersehen, sei es nach Augenblicken,
    sei es nach Lebenszeiten,
    ist denen gewiß, die Freunde sind.
     
    Am nächsten Mittag, ehe die Leute kamen und fliegen wollten, stellte er sich zu mir neben den Tragflügel.
    »Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast, als du mein Problem entdecktest? Daß niemand zuhörte, einerlei, wie viele Wunder ich vollbrachte?«
    »Nein.«
    »Erinnerst du dich nicht mehr an die Zeit, Richard?«
    »Doch, daran erinnere ich mich wohl. Du hast auf einmal so verlassen ausgesehen. Ich erinnere mich nicht an das, was ich damals sagte.«
    »Du hast gesagt, ich hätte tatsächlich ein Problem, wenn mein Glück davon abhänge, daß die Leute sich darum kümmern, was ich zu sagen hätte. Deshalb bin ich hierhergekommen, um das zu lernen: Es macht nichts, ob ich mich anderen mitteile oder nicht. Ich suchte mir diese ganze Lebenszeit aus, um mit irgend jemandem die Welt, so wie sie zusammengefügt ist, zu teilen. Ich hätte mir genausogut aussuchen können, gar nichts zu sagen. Das Sein braucht mich nicht, um irgend jemandem zu erklären,
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