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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen
Autoren: Richard Bach
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gesagt: >Ich kann sie nicht spielen    Shimoda legte die Gitarre zurück auf das Regal und ging mit mir hinaus ins helle Sonnenlicht. »Sagen wir mal, es käme einer vorbei, der russisch oder persisch spricht, meinst du etwa, daß ein Meister, der seines Glorienscheins würdig ist, es nicht verstehen würde? Oder, wenn er eine Dio-Planierraupe fahren oder ein Flugzeug fliegen wollte, daß er es nicht tun könnte?«
    »Du kannst also alles, nicht wahr?«
    »Du natürlich auch. Ich weiß einfach nur, daß ich alles kann.« »Und ich könnte so auf einer Gitarre spielen?«
    »Nein, du würdest deinen eigenen Stil haben, anders als meiner.«
    »Wie würde ich das anstellen?« Ich hatte nicht die Absicht, kehrtzumachen und die Gitarre zu kaufen, ich war bloß neugierig.
    »Du mußt einfach alle Hemmungen und Überzeugungen, daß du nicht spielen kannst, überwinden. Berühre das Instrument, als sei es ein Stück deines Lebens, denn das ist es - in irgendeiner anderen Existenz. Sei überzeugt davon, daß du das Instrument gut spielst, und laß dir von deinem Unterbewußtsein die Finger führen und spiele.«
    Ich hatte etwas darüber gelesen: Lernen durch Hypnose. Den Schülern wird erklärt, sie beherrschten die Kunst, und dann spielten und malten und schrieben sie wie Meister. »Es ist schwer, Don, meine Überzeugung, daß ich nicht Gitarre spielen kann, zu überwinden.«
    »Dann wird es dir auch schwerfallen, Gitarre zu spielen. Du wirst es jahrelang üben müssen, ehe du dir selbst die Erlaubnis gibst, es richtig zu machen, ehe dein bewußter Verstand dir sagt, du hast dich lange genug gequält, du hast dir deine Fertigkeit verdient.«
    »Warum brauchte ich denn dann nicht lange, um das Fliegen zu lernen? Das soll doch auch schwierig sein, aber ich habe es sehr bald gemeistert.«
    »Wolltest du fliegen?«
    »Ich war versessen darauf! Natürlich! Jeden Morgen sah ich auf die Wolken herab und den Rauch, der in der zittrigen Luft aus den Schornsteinen senkrecht emporstieg, und erkannte... Ach so, jetzt kapiere ich. Du willst sagen: >So hast du Gitarren gegenüber nie empfunden, nicht wahr?< - Dieses sinkende Gefühl im Magen, das ich jetzt spüre, Don, sagt mir, so hast du fliegen gelernt. Eines Tages hast du die Travel Air bekommen, und du hast sie geflogen. Niemals zuvor hast du in einem Flugzeug gesessen.«
    »Mann, du bist aber intuitiv!«
    »Du hast nie eine Flugprüfung gemacht, um eine Lizenz zu bekommen. Nein, warte: Du hast überhaupt keine Lizenz, stimmt's? Ich meine eine offizielle Flugerlaubnis.«
    Er sah mich seltsam an, mit einem leisen Lächeln auf den Lippen, als hätte ich ihn herausgefordert, eine Flugerlaubnis zu produzieren, und er wäre sicher, er könnte es auch.
    »Meinst du das Stück Papier, Richard? Ist es diese Sorte Lizenz?«
    »Jawohl, das Stück Papier.«
    Er langte nicht etwa in seine Jacke, um seine Brieftasche herauszunehmen, er öffnete einfach die rechte Hand. Da war ein Pilotenschein, als hätte er ihn die ganze Zeit dort gehabt, um ihn auf Verlangen vorzuzeigen. Er war weder verblichen noch eselsohrig. Ich war sicher, daß er vor zehn Sekunden noch gar nicht existierte.
    Ich nahm ihn und betrachtete ihn. Es war eine reguläre Zulassung als Berufspilot und trug den Stempel des Verkehrsministeriums: Donald William Shimoda, mit einer Adresse in Indiana, zugelassen als kommerzieller Flugzeugführer, mit Eintragungen für ein- und mehrmotorige Landflugzeuge, Instrumentenflüge und Gleitflugzeuge.
    »Hast du keine Eintragungen für Wasserflugzeuge und Hubschrauber?«
    »Ich werde sie haben, sollte ich sie brauchen«, sagte er, und zwar in einem so geheimnisvollen Ton, daß ich in Gelächter ausbrach, ehe er einstimmen konnte. Ein Mann, der gerade den Bürgersteig vor dem Lagerhaus der International Harvester Company fegte, sah uns an und mußte ebenfalls lächeln.
    »Und ich?« fragte ich. »Ich hätte auch gern eine Transportfliegerlizenz.«
    »Deine eigenen Dokumente mußt du schon selber fälschen«, antwortete er.

 
17. Kapitel
     
    In der Talk-Show von Jeff Sykes lernte ich einen ganz neuen Donald Shimoda kennen. Das Programm begann um neun Uhr abends und dauerte bis Mitternacht. Gesendet wurde aus einem Hörfunkstudio, kaum größer als ein Uhrmacherladen, vollgestopft mit Skalenscheiben und Drehknöpfen und Regalen, auf denen Magnetbandkassetten mit Werbespots gestapelt waren.
    Sykes' Aufmacher bestand in der Frage, ob es nicht ein bißchen illegal sei,
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