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Illusionen

Illusionen

Titel: Illusionen
Autoren: Richard Bach
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Phantoms«, erwiderte er und grinste. »Mit Gips angemacht.« Er tat seine Portion zurück in die Pfanne. »Es soll dich daran erinnern, daß du jedesmal, wenn du jemanden zum Lernen bringen willst, es mit deiner Weisheit und nicht mit deinem Maisbrot tust. Richtig?«
    »N EIN ! Liebst du mich, so mußt du auch mein Maisbrot lieben! Es ist das Brot unseres Lebens, Don!«
    »Also gut. Aber ich möchte wetten, daß dein erstes Mahl auch dein letztes sein wird, wenn du deinen Gästen diesen Fraß vorsetzt.«
    Wir lachten beide und waren still. Ich betrachtete ihn derweil. »Don, es fehlt dir doch nichts, oder?«
    »Glaubst du etwa, ich sei tot? Aber, aber, Richard.«
    »Dann ist es kein Traum, den man vergessen hat, wenn man aufwacht?«
    »Nein. Es ist kein Traum. Es ist eine andere Raum-Zeit, und jede andere Raum-Zeit ist ein Traum für den geistig gesunden Erdenbürger, der du noch eine Zeitlang bleiben wirst. Du wirst ihn nicht vergessen. Es wird dein Denken und dein Leben verändern.«
    »Werden wir uns wiedersehen? Kommst du zurück?«
    »Ich glaube nicht. Ich möchte jenseits von Raum und Zeit gelangen..., in der Tat befinde ich mich schon dort. Aber zwischen uns gibt es eine Verbindung, zwischen dir und mir und den anderen Mitgliedern unserer Familie. Falls dich irgendein Problem bedrückt, behalte es im Kopf, schlafe drüber ein. Wir werden uns hier bei dem Flugzeug treffen und, wenn du willst, darüber reden.«
    »Don...«
    »Was?«
    »Weshalb die Schrotflinte? Warum mußte das geschehen? Ich sehe darin keinen Gewinn an Macht und Herrlichkeit, ausgerechnet von einer Flinte das Herz herausgeschossen zu bekommen.« Er setzte sich ins Gras neben die Tragfläche. »Da ich kein Schlagzeilenmessias war, Richard, brauchte ich niemandem etwas zu beweisen. Und da du üben mußt, nicht von äußeren Dingen aus der Fassung gebracht zu werden, und getröstet werden mußt«, fügte er nachdrücklich hinzu, »brauchtest du einige blutrünstige Spektakel als Training. Und mir hat es Spaß gemacht. Sterben, das ist wie ein Kopfsprung in einen tiefen See an einem heißen Tag. Der Schock, der schneidend-kalte Gegensatz, eine Sekunde lang tut es weh, aber wenn man es dann akzeptiert, schwimmt man in der Realität. Wenn man es so oft getan hat, verliert sich auch die Schockwirkung.«
    Nach einer langen Weile stand er auf. »Nur ein paar Leute wird es interessieren, was du zu sagen hast, aber das ist in Ordnung. Die Qualität des Meisters läßt sich nicht an der Größe seines Publikums messen, merk dir das.«
    »Don, ich verspreche dir, ich werd's versuchen. Aber ich werde für immer aufhören, wenn mir die Aufgabe keinen Spaß mehr macht.«
    Niemand hatte sich an der Travel Air zu schaffen gemacht, aber der Propeller drehte sich, der Motor spuckte kalten, blauen Rauch, sein kräftiger Klang erfüllte die Wiese. »Versprechen akzeptiert, aber...« Er sah mich an und lächelte, als hätte er mich nicht ganz verstanden.
    »Akzeptiert, aber was? Sprich. Worte. Sag mir. Was ist falsch?«
    »Du magst keine Menschenansammlungen.«
    »Nein, nicht, wenn sie mich bedrängen. Ich unterhalte mich gern, ich mag den Gedankenaustausch, aber die Anbetung, die du erdulden mußtest, die Abhängigkeit... Ich hoffe, du verlangst das nicht von mir..., ich bin schon einmal weggelaufen...« »Vielleicht bin ich schwer von Begriff, Richard, vielleicht schließe ich die Augen dem gegenüber, was du genau erkannt hast, und wenn ich es nicht erkenne, wirst du es mir bitte sagen, ja? Aber was hindert dich eigentlich daran, es niederzuschreiben? Gibt es ein Gesetz, das sagt, ein Messias könnte nicht niederschreiben, was ihm Freude und Spaß gemacht hat, was ihm gelungen ist? Und dann würden diejenigen, denen es nicht gefällt, was er sagt, seine Worte womöglich auf dem Scheiterhaufen verbrennen und mit Stöcken in der Glut herumstochern, statt ihn zu erschießen. Wenn ihnen gefällt, was er sagt, können sie seine Worte später noch einmal lesen oder sie auf ihre Kühlschranktür schreiben oder mit den Gedanken, die ihnen einleuchten, spielen. Ist irgend etwas mit dem Schreiben nicht in Ordnung? Mag sein, daß ich eben schwer von Begriff bin.«
    »Du meinst in einem Buch?«
    »Weshalb nicht?«
    »Ja, weißt du denn, welche Arbeit... Ich hatte mir geschworen, niemals mehr ein Wort zu schreiben.«
    »Oh, entschuldige«, sagte er. »Das ist es also. Das wußte ich nicht.«
    Er setzte den Fuß auf die untere Tragfläche und schwang sich in den Führersitz.
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