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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Autoren: Jesper Bengtsson
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einem Leben im Exil gezwungen.
    Gleichzeitig haben sich Aktivisten auf der ganzen Welt für ihre Sache eingesetzt. Künstler wie Madonna, U 2 oder REM haben Suu Kyi Titel auf ihren Alben gewidmet. (Bono traf sie übrigens bei der Entgegennahme des Nobelpreises in Oslo und bezeichnete sich selbst »als ihr größter Fan«.) Nobelpreisträger wie Václav Havel und Desmond Tutu haben sie mit Zeitungsartikeln, Vorträgen und politischen Kampagnen unterstützt.
    Doch trotz aller Aufmerksamkeit, aller Artikel, TV -Programme und Lieder ist Aung San Suu Kyi für die meisten nur ein Symbol geblieben, ein Spiegel, der alle möglichen Träume und Hoffnungen reflektieren kann. Wer ist also eigentlich die Frau hinter diesem Bild? Wodurch wird Aung San Suu Kyi angetrieben und was macht sie so interessant für die gesamte Welt? Welche Bedeutung hat sie für Burmas Potential, sich aus dem Griff der Diktatur zu befreien? Was treibt sie trotz der enormen Belastungen Jahr für Jahr zur Fortsetzung des Kampfes an?
    Schließlich verließ ich das Hauptquartier der NLD wieder. Die Fotografen auf der anderen Straßenseite schossen ein paar letzte Bilder, und in einer nutzlosen Demonstration von zivilem Ungehorsam starrte ich böse in ihre Richtung. Es war mitten am Tag. Die Hitze flirrte über dem Asphalt und die Straßen waren wie leergefegt. Ich bat den Taxifahrer, mich zu einem Restaurant im Zentrum zu bringen. Ich wollte meine Notizen ordnen und das Interview niederschreiben.
    Mir wurde klar, dass ich großes Glück hatte, weil trotz aller Probleme ein Interview zustande gekommen war. Während der meisten Jahre, in denen ich über Burma geschrieben hatte, wäre ein Interview mit Aung San Suu Kyi undenkbar gewesen. Nun fühlte es sich fast ein wenig seltsam an, eine Person getroffen zu haben, über die ich bereits so viel geschrieben, deren Freunde und Bekannte ich interviewt und deren Leben mittlerweile so massive internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Vielleicht kann ich es nicht so gut beurteilen, aber meine Begegnung mit Aung San Suu Kyi bestätigte das Bild, das ich mir aus zweiter Hand durch Bücher und Interviews von ihr gemacht hatte.
    Eine vollständige Biographie ist allein schon deshalb nicht möglich, weil ein Großteil ihrer Arbeit noch nicht vollendet ist. Sollte die Macht des Militärs in Burma eines Tages nachlassen, wird Aung San Suu Kyi eine aktive Rolle bei der Konstruktion eines neuen Staates und in dem langsamen Prozess der Etablierung einer neuen politischen Kultur spielen. Dieses Kapitel ihres Lebens ist noch nicht geschrieben.
    Mit diesem Buch möchte ich gleichwohl das Bild einer der interessantesten politischen Persönlichkeiten unserer Tage nachzeichnen sowie über ihren Hintergrund in Europa und Asien, ihre politischen Einschätzungen und ihre Zeit als Politikerin in Burma berichten.
    Diese Aufzeichnungen drehen sich um Aung San Suu Kyi und Burma, beginnen aber an anderer Stelle, nämlich im Mai 2009, als ein 53-jähriger Amerikaner im Inya See schwimmen gehen wollte.

2.
Der Schwimmer
    Gott war ihm in einem Traum erschienen. Klare Bilder waren durch Johns Kopf geflossen. Er sah sich selbst einen dunklen See durchschwimmen und nahe eines weißen Steinhauses an Land gehen. Im Schutz der Dunkelheit hatte er an einer Tür gestanden. Dahinter befand sich die Frau, deren Ermordung er verhindern sollte.
    Der Traum war leicht zu deuten. Bereits einige Monate zuvor hatte er sich an derselben Stelle befunden, war jedoch abgewiesen worden. Nun war er gezwungen, einen erneuten Versuch zu unternehmen. Würde er darauf verzichten, könnte er nicht in Frieden weiterleben. Nur zwei Jahre zuvor hatte er geträumt, dass sein Sohn Clint durch einen Motorradunfall sterben würde. Damals hatte er nicht auf die Warnung gehört, und als Clint einige Wochen später bei einem solchen Unglück ums Leben kam, war die Trauer umso größer, weil er die Tragödie hätte verhindern können.
    Die Zeit nach dem Unfall war schwer und düster gewesen, und nun wollte er denselben Fehler nicht noch einmal machen. Um nicht entdeckt zu werden, lag er nun am Stadtrand von Rangun bäuchlings in einem Abflussrohr. Seine Kleidung war feucht und verschmutzt. Beinahe wäre sein Vorhaben gescheitert. Zwei bewaffnete Wächter in grünen Uniformen hatten den Weg, der um den See herumführt, passiert. Genau an der Öffnung des Abflussrohrs waren sie an ihm vorbeigekommen. Der Länge nach hatte er sich in den Dreck geworfen und war vorwärts
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