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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Autoren: Jesper Bengtsson
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Hausangestellten verhaftet.
    Für die Militärjunta kam Yettaws Ausflug wie ein Geschenk des Himmels. Aung San Suu Kyis aktueller Hausarrest, der im Mai 2003 begonnen hatte, sollte nur wenige Tage später enden, und laut burmesischem Gesetz konnte die Junta sie nicht länger festhalten, ohne sie zuerst von einem Gericht verurteilen zu lassen. Sie freizulassen war undenkbar. Burma befand sich schon jetzt in einer heiklen Lage und die ganze Macht der Junta stand auf dem Spiel.
    Knapp zwei Jahre zuvor, im Herbst 2007, hatten die Demonstrationen buddhistischer Mönche, die sogenannte Safran-Revolution, den Blick der Weltöffentlichkeit auf die gewalttätigen Übergriffe der Junta gelenkt. Die massiven öffentlichen Proteste waren ausgebrochen, nachdem das Regime die Subventionen für Benzin, Gas und andere Treibstoffe gestrichen hatte und sich die Preise mit einem Schlag verdoppelten. Plötzlich mussten die Menschen ein ganzes Monatsgehalt für Brennstoff aufwenden. Unter der Oberfläche hatten die Unruhen allerdings schon seit mehreren Jahren gegärt. Trotz des Versuchs der Junta, die Wirtschaft nach außen zu öffnen, unterliegen zahlreiche bedeutende Sektoren weiterhin einer harten staatlichen Kontrolle. Alle Im- und Exporte erfordern entsprechende Lizenzen, was ausgeprägte Korruption sowie unsinnige Papierarbeit nach sich zieht. Der Handel mit Reis wird von Unternehmen kontrolliert, die direkt oder indirekt der Junta unterstehen. Die Geschäfte mit den Nachbarländern werden durch mangelhafte Straßen und Schienenwege erschwert, es mangelt an vielen der wichtigsten Lebensmittel. Als Besucher in Burma kann man die Armut kaum übersehen.
    Es gab also gute Gründe für die Proteste im September 2007. Einige Wochen war die ganze Welt Zeuge, wie Zehntausende von Mönchen im Protest gegen jahrzehntelange Übergriffe auf die Straßen gingen, und die ganze Welt war entsetzt, als die Junta den Aufstand kurz entschlossen und effizient niederschlug. Die Gewaltausbrüche führten zu massiven internationalen Protesten. Die USA und Europa verschärften ihre Sanktionen gegen das Land, und zum ersten Mal beschäftigte sich der UN-Sicherheitsrat mit der Krise in Burma. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten China und Russland alle Versuche, den Druck auf die Militärjunta zu verstärken, blockiert. Nun forderte der Sicherheitsrat ein Ende der Gewalt und einen Dialog zwischen der Junta und der Opposition.
    Auch wenn die Junta daraufhin den Anschein der Gesprächsbereitschaft zu erwecken suchte, geschah in der Praxis nichts. Tatsächlich wurden die Forderungen der UN mit Arroganz und Schweigen beantwortet, und der Sicherheitsrat hatte keine Möglichkeit, die Frage voranzutreiben.
    Ein knappes Jahr später, am 2. Mai 2008, traf der Orkan Nagris auf die burmesische Küste. Große Teile des dichtbesiedelten Irrawaddy-Deltas wurden überschwemmt. Im Nachhinein ist es geradezu rührend, die Berichte der westlichen Medien über dieses Ereignis zu lesen, das sich später als extreme Naturkatastrophe entpuppen sollte. Sogar in Rangun, das weit entfernt von der am stärksten betroffenen Region liegt, wurden Bäume entwurzelt. Ganze Stadtviertel drohten einzustürzen. In der University Avenue 54 wurde das Dach von Suu Kyis Haus am Inya See durch die Orkanböen heruntergerissen.
    Nichtsdestotrotz wurden die Schäden heruntergespielt. Am 5. Mai berichtete die
Daily Mail
, dass »mindesten 350 Menschen« durch den Orkan ums Leben gekommen seien. Drei Tage später veröffentlichten westliche Medien die von der Junta gemachten Angaben, nach denen ungefähr 8 000 Menschen gestorben waren. Einige Wochen später jedoch kam die Wahrheit ans Licht. Die Zahl der Toten hatte sich auf 145 000 erhöht und über zwei Millionen Menschen waren obdachlos.
    Die Militärjunta begriff, dass eine Naturkatastrophe dieses Ausmaßes enorme politische Konsequenzen haben könnte, und tat daher alles, um die Tatsachen zu vertuschen. Zunächst lehnte sie internationale Hilfe für die Durchführung der Rettungsmaßnahmen ab, dann ließ sie die Hilfe zu, verweigerte ausländischen Helfern jedoch den Zutritt zum Land. Das Militär beschlagnahmte große Teile des Hilfspakets für seinen eigenen Bedarf und verteilte Lebensmittel und Geld in Form einer »Leihgabe« an die notleidende Bevölkerung. Große Geldsummen aus dem Hilfspaket wurden für Propagandazwecke missbraucht, wodurch sich die Junta die Verteilung von Lebensmitteln, Zelten und medizinischer Ausrüstung auf die eigenen
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