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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
Autoren: Granger Ann
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Ausnahme, doch Berry wollte nicht, dass irgendjemand auf den Gedanken kam, er und sein Junge könnten nicht fast jede ihnen gestellte Aufgabe erfüllen.
    Das Gesicht des Jungen hingegen hellte sich auf, und auf seiner Miene zeigte sich vorübergehendes Interesse an den Aktivitäten des Baggers, den er in gewohntem Schweigen beobachtete.
    Der Bagger hatte Erfolg. Er hob innerhalb der abgesteckten Fläche eine tiefe Grube aus. Als er fertig war, traten Ernie und der Junge vor, glätteten die Kanten und machten das Loch rechteckig.
    Inzwischen stank der Kadaver ganz erbärmlich, teilweise ausgenommen wie ein heiliges Tier im alten Ägypten, das für die rituelle Mumifizierung vorbereitet wurde. Er sah grotesk und irreal aus, wie ein Albtraum. Die Beine stachen in die Luft wie Holzpfähle, der Hals war eingefallen, und ein Schwarm schwarzer Fliegen umkreiste das tote Tier. Es zu bewegen erwies sich als über die Maßen schwierig.

    »Mein Gott!«, sagte der Baggerführer und hielt sich ein Taschentuch vor das grüne Gesicht. Berry und sein Junge waren aus härterem Holz geschnitzt. Es gelang ihnen, Seile um den Kadaver zu schlingen. Sie befestigten die Seile am Heck des Baggers, und die Maschine zuckelte tuckernd über das Feld und schleppte den Kadaver hinter sich her. Beim Loch angekommen, lösten sie die Seile, der Bagger schwenkte herum, und mit Hilfe seiner Schaufel gelang es Ernie, Rory und dem Jungen unter gemeinsamer Anstrengung, das Ding in das Loch zu schieben und zu stoßen. Gott sei Dank landete es auf der Seite. Sie arbeiteten wie besessen, um das Loch wieder zuzuschütten. Endlich war es so weit. Sie traten zurück, wischten sich den Schweiß aus den Gesichtern und betrachteten ihr Werk. Es sah ganz anständig aus. Ein hübsches Rechteck aufgeworfener Erde.
    »So hübsch, wie man sich’s nur denken kann«, sagte Ernie stolz.
    »Das war vielleicht eine Arbeit!«, sagte der Baggerführer mit Nachdruck. Er hatte nicht eine Minute Freude an seinem Auftrag gehabt, doch Max hatte ihm versprochen, ihn für die Erledigung der unorthodoxen Aufgabe
    »anständig« zu entschädigen. Was fünfzig Mäuse bar auf die Hand bedeutete, an der Steuer vorbei, keine Fragen. Außerdem konnte er seinen Kumpels eine Geschichte erzählen.
    »Ich denke«, sagte Rory mit unüberhörbarer Erleichterung, »ich denke, wir können nun Mrs Smeaton holen, damit sie einen Blick darauf wirft.« Er suchte sie persönlich auf, um ihr die Nachricht zu überbringen. Er fuhr sie mit seinem Range Rover zu der Stelle, obwohl es nicht weit zu laufen gewesen wäre und er einen Umweg machen musste, indem er die Straße um ihren gesamten Besitz herumfuhr und dann in einen kleinen Feldweg abbog, der zur Rückseite der Koppel führte. Doch Mrs Smeaton war dieser Tage nicht mehr gut zu Fuß unterwegs, und der unebene Weg über das Feld wäre sehr beschwerlich für sie gewesen. Sie war zufrieden mit dem Werk, dankte den Männern für ihre harte Arbeit und bedachte die drei Arbeiter mit einem großzügigen Trinkgeld.
    »Das arme alte Mädchen«, sagte der Baggerführer.
    »Und so eine nette Frau.« Die Koppel leerte sich. Die Sonne versank in rotem Feuer am Horizont. Die Zweige des Kastanienbaums warfen ihre immer länger werdenden Schatten schützend über das Grab. Bevor alles ganz im Schatten der Dämmerung versank, trällerte eine Singdrossel ihr Abendlied, und ihre klare, zwitschernde Stimme hallte über die verlassene Szene.
    Olivia Smeaton saß an ihrem Schlafzimmerfenster und beobachtete das schwindende Licht und die länger werdenden Schatten in ihrem Garten. Sie saß mit im Schoß verschränkten Händen auf ihrem Sessel, und ihr Gehstock lehnte an der Armlehne. Ihr silbernes Haar stand in einem Halo von ihrem Kopf ab, und zwischen den Wurzeln schimmerte die rosig glänzende Haut. Ihre runzlige Haut war so zart wie die eines Babys und genauso stark gepudert. Ihr welker Mund war von einer zittrigen Linie fuchsienroten Lippenstifts umrahmt, und über den Augen trug sie hellblauen Lidschatten. Sie war gelehrt worden, auf ihr Äußeres zu achten, auch dann, wenn sie allein war. Eine junge Frau, die als selbstständige Friseurin Hausbesuche machte, kam regelmäßig aus Long Wickham vorbei und frisierte Mrs Smeaton das Haar.
    Vom Fenster ihres Schlafzimmers aus hatte Mrs Smeaton einen guten Ausblick über die verwitterten Mauern des alten Gemüsegartens hinweg, in dem seit Jahren nichts Essbares mehr angebaut worden war, hinaus auf die Koppel. Sie
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