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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
Autoren: Granger Ann
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für Zivilisten nicht gilt. Es ist eine Schande, dass Violet alle Briefe Olivias vernichtet hat, denn wenn Olivia in einem Brief klare testamentarische Verfügungen zu Violets Gunsten getroffen hat, wäre sie vielleicht imstande gewesen, das Erbe zu beanspruchen. Nichtsdestotrotz ist meine persönliche Meinung die eines Soldaten. Man kann nicht immer nur mit Papier herumwedeln. Ich glaube, dass Olivias letztem Wunsch Genüge getan wurde, auch wenn es auf eine seltsame Weise geschah. Niemand wurde betrogen oder getäuscht, wie es gerade eben in dieser Runde angedeutet wurde. Olivia besaß keine nahen Verwandten. Der Verlierer, falls es überhaupt einen gibt, war höchstens die Krone.« Er verstummte, und Markby fuhr fort:
    »Ironischerweise hätte wahrscheinlich selbst die Krone die Umstände anerkannt und ihr einen Teil des Vermögens zugesprochen, wäre Violet ehrlich gewesen. Doch Violet ließ es nicht so weit kommen. Es war alles höchst ungewöhnlich, und Anwälte hätten sich die Köpfe zerbrochen. Doch ich stimme dem Brigadier zu; Olivias Testament wurde in ihrem Sinn erfüllt.«
    »Ganz recht«, sagte Smeaton.
    »Und das, verdammt noch mal, ist schließlich der Grund, aus dem ein Testament gemacht wird.«
    »Außerdem«, sagte Markby und lächelte, »bleibt alles, was wir hier besprechen, reine Spekulation. Wir nehmen an, dass es so gewesen ist – doch es wäre recht schwierig, unsere Vermutungen vor einem Gericht zu beweisen. Ein Testament für ungültig zu erklären mit nichts mehr als ein paar alten Hochzeitsfotos in der Hand? Die Wohltätigkeitsorganisationen, die von diesem Testament profitieren, hätten gegen jeden derartigen Versuch gerichtliche Beschwerde eingelegt.«
    »Genau«, sagte Lawrence Smeaton.
    »Soweit es mich betrifft, ist die Angelegenheit damit erledigt, ein für alle Mal. Wir hier in diesem Raum kennen nun die Wahrheit, und das genügt. Es gibt keinen Grund, dass sie diese vier Wände verlassen sollte. Es würde eine ganze Menge Aufregung verursachen, und das wäre äußerst unklug. Sind wir alle damit einverstanden?« Niemand sagte etwas dagegen.
    Später an jenem Abend, als die Sonne unterging, spazierten Alan und Markby die Straße nach Rookery House hinunter. Sie standen vor dem Tor, blickten durch die eisernen Gitterstäbe und über die Auffahrt zu dem alten georgianischen Gebäude. Im Licht der versinkenden Sonne leuchtete das Mauerwerk in warmen Honigfarben, und die Fenster funkelten und glitzerten rosa. Es war ein richtiges Märchenschloss, gebaut aus Zuckerstückchen.

    »Es ist wunderschön«, sagte Meredith leise.
    »Doch ich könnte niemals dort leben, nicht nach allem, was inzwischen passiert ist.«

    »Nein«, sagte er.
    »Ich auch nicht. Es war nur ein Tagtraum. Eine kleine Spinnerei.« Er sah sie von der Seite her an. Die Abendsonne ließ ihre Haare in einem tiefen Rötlichbraun glänzen. So dicht war sie noch nie davor gewesen, die Vorstellung zu akzeptieren, dass sie vielleicht eines Tages gemeinsam in ein Haus ziehen würden. Es war nicht viel, doch es war in gewisser Weise ein Fortschritt, und das musste für den jetzigen Zeitpunkt reichen.

    »Willkommen zu Hause!«, begrüßte Paul die beiden und schenkte den Wein ein.
    »Wir sind froh, euch heil und gesund wiederzusehen.«
    Sie alle hoben ihre Gläser.
    »Ich hoffe sehr, dass Parsloe St. John sich nun wieder in den verschlafenen Ort zurückverwandelt, der er immer zu sein schien, wenn wir Pauls Tante besucht haben«, sagte Laura.
    »Wenn ich in diesem Cottage Urlaub mache, dann möchte ich sicher sein, dass draußen kein Psychopath im Gebüsch umherschleicht!«

    »Wo wir gerade von Irren sprechen«, sagte ihr Ehemann.
    »Was ist eigentlich aus diesem schrecklichen Jungen geworden?«

    »Im Augenblick wird er von Ärzten untersucht«, antwortete Markby.
    »Ich vermute, er wird psychiatrische Hilfe erhalten. Ich hoffe es jedenfalls sehr. Er braucht sie ganz dringend.«

    »Was noch lange nicht bedeutet, dass er sie bekommt«, sagte Paul düster.
    »Vielleicht sperren sie ihn auch nur für ein paar Monate ein, erklären ihn anschließend für gesund und lassen ihn auf die Gesellschaft los, damit er wieder durch die Straßen streunen und unschuldige Passanten erschrecken kann.«

    »Es geht doch nichts darüber, allen Dingen eine gute Seite abzugewinnen!«, sagte seine Frau.
    »Warum gehst du nicht in die Küche und siehst nach dem Braten?«

    »Offen gestanden, die Pause hat mir richtig gut getan«, sagte Markby,
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