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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen
Autoren: Patrycja Spychalski
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nicht tauschen wollen.«
    »Ich schon«, sagt Jeffer mit einem ganz verträumten Blick.
    »Wirklich?« Ich glaube, dass er versucht, mich ein wenig auf den Arm zu nehmen.
    »Manchmal ja.«
    »Komisch, wenn man dich so von außen betrachtet, könnte man denken, dass du durchaus ein ereignisreiches Leben hast.«
    »Wie so oft trügt der Schein.«
    »Du lügst.«
    »Ein bisschen vielleicht.«
    Jeffer holt aus dem Kühlschrank die versprochene Torte, ein dickes Stück Schokoladencreme mit Nüssen drauf.
    »Da könnte ich mich reinlegen!« Mit Süßigkeiten kriegt man mich immer. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie bei uns zu Hause immer noch streng hinter der verschlossenen Tür vom Wohnzimmerschrank gehütet werden.
    »Tu dir keinen Zwang an«, meint Jeffer grinsend.
    Ich esse mein Stück langsam, damit ich nicht gierig wirke und mich nicht vollsaue, das wäre mir peinlich. Bei neuen Menschen habe ich immer Hemmungen zu essen, weil man dabei immer ein bisschen blöd aussieht. Ausgebeulte Wangen, feuchte Lippen, Schmatzgeräusche und immer die Angst, dass einem gleich etwas im Hals stecken bleibt und man dann alles quer über den Tisch aushustet.
    »Hast du Lust, aufs Dach zu klettern? Wenn du fertig bist mit deiner Torte?«
    »Darf man das denn?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    Als ich aufgegessen habe, holt Jeffer aus dem Kühlschrank zwei Bier, und wir laufen durchs Treppenhaus bis ganz nach oben. Eine wackelige Leiter reicht knapp an die Luke im Dach.
    Jeffer steigt als Erster hoch und öffnet die Luke. Man sieht den Sternenhimmel. Ich klettere vorsichtig die Leiter rauf. Dann stehen wir auf dem Dach. Die Aussicht ist großartig. Baumkronen, deren Blätter sich leicht im Wind bewegen, erleuchtete Fenster, die Straße, auf der vereinzelt Autos fahren. Nicht weit von uns hört man durch ein geöffnetes Fenster leise Musik, Jazz oder etwas in der Art.
    Jeffer läuft zum Rand des Dachs und macht Faxen, als würde er gleich vom Dach springen. Ich wende mich ab und setze mich auf den kalten Stein.
    Jeffer kommt zu mir rüber, setzt sich und reicht mir ein Bier.
    »Mädchen, die auf Dächer klettern und saufen, sind nicht mehr in«, sage ich.
    »Ah? Wirklich?«
    »Es sei denn, sie tun diese Dinge, um sich flachlegen zu lassen.« Im selben Moment bereue ich es, das gesagt zu haben.
    Jeffer denkt kurz nach.
    »Du willst dich doch nicht von mir …«
    »Wo denkst du hin?!«
    »Schon klar … hätte mich auch gewundert.«
    Oh Gott, ich sollte besser darauf achten, was ich sage. Ich will keinen falschen Eindruck erwecken. Ich bin mir nicht sicher, ob Jeffer meine Art von Humor versteht. Manchmal sage ich Sachen, die viel herausfordernder klingen, als ich sie in Wirklichkeit meine. Das tue ich natürlich, um meine Unsicherheit zu verstecken.
    Andere Leute wirken selten unsicher. Jeffer wirkt überhaupt nicht unsicher. Dadurch fühlt man sich natürlich noch viel kleiner, schwächer, angreifbarer. Kann es denn sein, dass nur ich so unsicher bin? Über solche Dinge spricht man nicht. Man macht sich nicht freiwillig verletzlich.
    »Ich werde das hier bestimmt vermissen«, sagt Jeffer plötzlich in die Stille hinein.
    »Wo willst du denn hin?«
    »Eine kleine Hütte an der Ostsee vielleicht. Dann kaufe ich mir einen Hund.«
    »Oh Mann.« Ich nehme einen Schluck von dem Bier.
    »Was?«
    »Du machst einen auf einsamer Cowboy, oder wie?«
    »Ich will etwas für mich haben.«
    »Ich glaube, du versuchst nur, dich interessant zu machen.«
    »Oh, bin ich hier an Fräulein Möchtegernpsychologin geraten?«
    Ich grinse.
    »Vielleicht hast du auch recht. Vielleicht will ich mich interessant machen«, gibt er zu. »Aber das ändert nichts daran. Der Hund wird Jack heißen.«
    »Jeffer und Jack. Never-ending love story.« Natürlich muss ich lachen.
    »Mach dich nur lustig.«
    Wir stoßen an und schauen in die Nacht hinaus.
    Und schließlich nehme ich doch all meinen Mut zusammen, sehe Jeffer an und frage: »Warum hast du mich heute abgeholt?«
    Er überlegt eine Weile, bevor er antwortet. »Ich habe dich gern.«
    »Du kennst mich nicht.« Man mag doch nicht jemanden einfach so, von heute auf morgen.
    »Du hast mir zu deinem Geburtstag ein Bier ausgegeben, ohne auch nur ein Wort mit mir gewechselt zu haben.«
    »Das ist doch gar nichts«, winke ich ab.
    »Sag das nicht. Außerdem haben wir mit einer türkischen Familie im Hinterhof gegrillt. Das war ein Highlight!«
    »Ja, das war etwas Besonderes.«
    »Siehst
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