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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen
Autoren: Patrycja Spychalski
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Partyvolk zu bahnen.
    »Wie heißt du eigentlich?«, rufe ich ihm hinterher. Jetzt sind wir schon den halben Tag zusammen und ich weiß immer noch nicht seinen Namen.
    »Ben.«
    »Also Ben, dann treffen wir uns auf dem Balkon wieder. Ich muss an die frische Luft.«
    »Ist gebongt. Aber nimm noch ein paar von diesen Buletten mit, ja? Die sind echt gut.«
    Dann stehe ich mit Ben auf dem Balkon, und von dort können wir in das große Zimmer gucken, in dem Jeffer wieder mit der Gitarre seine Musik zum Besten gibt. Die Leute pfeifen und klatschen, als hätten sie sonst wen vor sich.
    »Mann, wenn aus dem mal nichts wird, dann weiß ich auch nicht!«, sagt Ben.
    »Warum?«
    »Der hat Talent.«
    »Jeder Zweite spielt Gitarre.«
    »Aber er sieht auch noch gut aus!«
    »Ich weiß nicht, ob das genügt.« So einfach kann das ja wohl nicht sein!
    »Warum bist’n so negativ, ey? Hat Jeffer dir irgendwas getan oder so?«
    »Nein. Quatsch. Entschuldige. Ich weiß auch nicht. Von allen Seiten wollen die Leute einem was über Jeffer erzählen. Mir schwirrt schon der Kopf.«
    »Er ist eben ein begehrter junger Mann!«
    »Man könnte meinen, die ganze Welt wäre verliebt in den.«
    »Die halbe auf jeden Fall.«
    »Ganz schön anstrengend.«
    »Für wen?«
    »Für alle Beteiligten, schätze ich mal.«
    »Nimms nicht so tragisch. Ich glaube, Jeffer fühlt sich da schon ganz wohl.«
    »Wahrscheinlich. Weißt du was? Ich verschwinde. Sag Jeffer einen schönen Gruß von mir, ja?«
    Und schon flitze ich aus der Wohnung, in der kaum noch Luft zum Atmen ist. Weg von diesen Studenten, die von Mutti und Vati alles in den Hintern geschoben bekommen. So etwas macht mir schlechte Laune. So etwas finde ich verlogen. Machen einen auf großen Macker und müssen nicht mal selbst ihr Geld verdienen. Ich arbeite schon, seit ich fünfzehn bin, als Babysitter, weil ich mir meine Klamotten selber kaufen muss und auch meine Tickets fürs Kino. Dafür reicht mein Taschengeld nicht aus. Und diese Zugezogenen mit ihren reichen Eltern machen hier einen auf dicke Hose.
    Vielleicht habe ich aber auch einfach nur schlechte Laune, weil ich mich von Jeffer vor den Kopf gestoßen fühle. Ich verstehe ihn einfach nicht. Schon an meinem Geburtstag hat er einen auf Draufgänger gemacht und ist dann plötzlich schlafen gegangen und auch heute steht er vor meiner Tür, will mich mitnehmen und ist dann mit allem anderen mehr beschäftigt als mit mir. Ich bemitleide mich selbst. Ich kann das nicht ausstehen, doch ich tue es trotzdem.
    An der Kreuzung bleibe ich stehen und überlege, aus welcher Richtung wir gekommen sind. Ich habe nicht darauf geachtet, habe mich auf die Jungs verlassen und weiß jetzt nicht, wie ich zur nächsten U-Bahn-Station komme. Ich setze mich auf die Treppe eines baufälligen Hauses und zünde mir eine Zigarette an. Ich habe meinen Eltern geschrieben, dass ich über Nacht wegbleibe. Wenn ich jetzt doch wieder nach Hause gehe, werden die mich mit Fragen löchern. Außerdem hab ich gar keine Lust, wieder nach Hause zu gehen, die Nacht hat ja erst begonnen. Ich suche in meiner Tasche nach meinem Handy, um Maja anzurufen, die treibt sich bestimmt irgendwo rum.
    Plötzlich taucht Jeffer vor mir auf.
    »Da bist du ja!«, keucht er außer Atem.
    »Was machst du hier?«
    »Ist ’ne doofe Party, hast recht. Wollen wir zu mir fahren?«
    »Ich wollte gerade Maja anrufen …«
    »Hast du?«
    »Noch nicht.«
    »Na dann. Komm mit, ich mache uns einen guten Kaffee, und ein Stück Torte hab ich auch noch, von meiner Mutter.«
    Dieser Typ – echt! Erst überrascht er mich im Bademantel, dann will er mich wieder zu sich schleppen, um mich wahrscheinlich, wie beim letzten Mal, mitten in der Nacht in seiner Küche zurückzulassen. Oder auch nicht. Man kann bei Jeffer nicht so genau wissen, was kommt. Wenn ich jetzt allerdings nach Hause fahre, werde ich es wohl nie rausfinden.
    »Aber ich komme nur wegen der Torte«, grinse ich ihn an.
    »Was anderes hab ich auch nicht erwartet.«

    Eine Stunde später sitzen wir wieder bei Jeffer. Wieder in der Küche mit den Rockstarfotos und der 27 auf der Wand.
    »Was bedeutet eigentlich die goldene 27?«
    »Die sind alle mit 27 gestorben.« Jeffer nimmt das Bild von Jimi Hendrix von der Wand und betrachtet es.
    »Und sind deshalb jetzt Legenden.«
    »Gut, nicht?«
    »Ich weiß nicht«, antworte ich etwas skeptisch.
    »Ein kurzes, aber ereignisreiches Leben.« Er hängt das Bild wieder an seinen Platz zurück.
    »Ich würde
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