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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen
Autoren: Fritz Mertens
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der gab mir eine Adresse, wo man eine Abtreibung machen konnte. Ich wußte, daß das illegal war, aber was blieb mir anders übrig, denn meinen Kindern sollte es nicht so ergehen wie mir. So fuhren wir dann zu der angegebenen Adresse, und ließen das Kind für zweitausend Mark abtreiben. Als die Sache rum war, kümmerte ich mich zwar noch ein paar Tage um das Mädchen, aber dann trennten wir uns.
    Eines Tages bekam ich einen Anruf. Am anderen Ende der Leitung war meine Mutter. Sie erzählte mir, daß sie sich geändert hätte und weiß Gott was alles für einen Mist. Ich ging auf gar keine Diskussion ein und sagte ihr, daß man mich in Ruhe lassen sollte, daß ich von ihr nichts mehr wissen will und daß sie gar nicht mehr zu mir zu kommen braucht. Sie hatte sich nun fast drei Jahre nicht gemeldet, und nun brauchte sie sich auch nicht mehr melden. Das alles sagte ich ihr mit zitternden Händen, denn ich war so aufgeregt durch das Telephongespräch. Als ich ihr zum Schluß sagte, daß ich zu meinem Vater halten täte, wenn er noch leben würde, meinte sie wortwörtlich: »Ich bin froh, daß der Alte verreckt ist.«
    Nach diesem Satz warf ich den Hörer auf die Gabel.
    Ralf, Uwe und Daniela besuchten nun öfters unsere Mutter, nachdem sie sich nach so langer Zeit mal gemeldet hatte.
    Trotzdem tauchte meine Mutter eines Tages bei mir im Geschäft auf. Sie hatte Ralf und ihren Schlägertyp dabei und kam die Treppe im Restaurant herauf. Da ich gerade an der Theke stand, sah ich sie sofort, und ich dachte, mich trifft der Schlag. Sie setzten sich an einen Tisch. Die Chefin bediente sie, und als die Chefin zu mir kam, meinte sie, ich solle an den Tisch gehen.
    Ich sagte ihr, daß ich nicht an den Tisch ginge, da dort meine Mutter sitze, und daß es sonst ein Unglück geben würde. Sie war ganz überrascht, daß dort an dem Tisch meine Mutter saß, und nun merkte sie auch, daß ich am ganzen Körper zitterte.
    Ich zitterte nicht vor Angst, sondern aus Wut, da das für mich eine Unverschämtheit war.
    Die Chefin ging an den Tisch zurück und richtete meiner Mutter aus, daß ich nicht zu ihr an den Tisch kommen würde.
    Da bestellte sie bei der Chefin einen Eisbecher. Als die Chefin auf dem Weg zu mir an die Theke war, rief meine Mutter ihr nach. »Er soll ihn aber richtig machen!« Damit war zweifellos ich gemeint, und ich fing an durchzudrehen. Ich ging in die Küche und wollte mir das Schlachtbeil holen, um meiner Mutti den Schädel einzuschlagen, einschließlich ihrem dämlichen Freund. In der Küche stand mein Chef, der die ganze Sache mitbekommen hatte, und der schnappte mich gleich. Dann redete er auf mich ein, bis ich wieder ruhiger wurde. Zu meinem Chef hatte ich ein gutes Verhältnis und ich vertraute ihm voll und ganz. Ich hatte meinen Chef sehr gerne und ab und zu empfand ich für ihn auch so etwas als wenn er mein Vater wäre.
    Nach fast einer Stunde verschwand meine Mutter, und ich war echt froh darüber, daß sie weg war. Die Tage danach dachte ich, ob es nicht besser gewesen wäre, zu meiner Mutter an den Tisch zu gehen und mit ihr zu sprechen. Aber dann sagte ich mir immer, daß es so, wie es jetzt ist, doch geeigneter für mich ist, denn später würde sie mich nur ausnutzen, und wenn dann das große Erwachen kommen würde, wäre das nur noch viel schlimmer für mich.
    Ich hatte wieder mal Urlaub, und das einen ganzen Monat.
    Ich hatte immer im November Urlaub, da bei uns in Schönwald um diese Zeit nichts los war. Ich wohnte die ganze Zeit bei meinen Großeltern. Das war manchmal eine regelrechte Qual.
    Rita sah ich fast gar nicht mehr, nur noch ab und zu, wenn sie bei Oma zu Besuch war. Dann, wenn ich sie sah, drehte ich immer fast durch, und am liebsten hätte ich sie entführt und wäre mit ihr abgehauen. Das ging aber nicht, und so habe ich mir dann immer am Abend einen gewaltigen Rausch angesoffen, um die ganze Scheiße zu vergessen. Einmal war es extrem schlimm und ich soff so lange bis ich in einer Diskothek vom Stuhl fiel. Am nächsten Morgen wachte ich im Krankenhaus auf. Zum Glück hatten die einen falschen Namen aufgeschrieben, den ich im Suff angegeben hatte, und so mußte ich die ganze Geschichte nicht bezahlen. Da ging’s mir dann ein paar Tage richtig dreckig. Öfters stand ich auch in der Nähe von Ritas Wohnung und wartete auf sie, damit ich sie sehen konnte. Auch wenn sie mich nicht sah, ich hatte sie gesehen.
    Da bekam ich immer meinen Moralischen, und fing wieder an zu saufen. Wenn ich
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