Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
Vom Netzwerk:
Freunde, die alle möglichen Instrumente spielen. Nicht Bassgitarre oder Schlagzeug, sondern Schlüsselharfe oder Akkordeon und so was. Sie hat sich für das Bauprogramm am Gymnasium entschieden, definitiv als einziges Mädchen aus der Klasse. Aber keiner käme auf die Idee, Ingela deswegen zu mobben, weil es ihr einfach egal ist. Es macht sozusagen keinen Sinn, sie zu ärgern.
    Dass Oskar auch keiner Gruppe angehört, wäre mir im Traum nicht eingefallen. Ich sehe Nils an.
    »Wie kommst du darauf, dass Oskar zu keiner Gruppe gehört?«, sage ich. »Er hat doch jede Menge Freunde. Euch, zum Beispiel.«
    »Er hängt mit uns rum. Das ist nicht das Gleiche. Er … hat keine richtigen Freunde, nicht wie wir.« Nils windet sich. »Das ist mir jetzt unangenehm. Ich will nichts Ungerechtes über Oskar sagen.«
    »Oskar ist witzig«, sagt Lukas. »Er bringt die Leute zum Lachen.«
    »Okay«, sagt Tonja. »Ein Klassenclown ist von Natur aus einsam .«
    Je länger wir versuchen, unsere Mitschüler einzuordnen, umso komplizierter wird es. Von Lovisa, die an Emelies Seite so stark und einflussreich ist, würde ohne Emelie nicht viel übrig bleiben. Ellen und Madeleine kreisen wie Satelliten um die Leitgruppe, und wenn sie dort nicht ankommen, um uns.
    »Dann … sind wir vier also eine Gruppe?«, frage ich.
    »Im Moment, ja«, sagt Lukas. »Eine Gruppe mit zwei Untergruppen.«
    Ich schaue von Lukas zu Nils, der kurz meinen Blick festhält und dann auf die Tischplatte starrt. Tonja zählt die Namen auf der Liste.
    »Das ist noch nicht mal die Hälfte. Wer fehlt jetzt noch?«
    Wir sitzen bis zum Klingeln über unserer Liste. Der Tisch ist übersät von Radiergummikrümeln, aber zumindest sind schon mal alle Namen zu Papier gebracht, auch wenn manche noch an mehreren Stellen stehen.
    Es ist irgendwie ein spezielles Gefühl, als wir zu viert zur ersten Nachmittagsstunde gehen. Wir sind jetzt eine Gruppe. Wir gehören zusammen. Ich und Tonja und Lukas und Nils. Ich und Nils und Lukas und Tonja. Schon klar, zusammengehören und zusammen sein ist nicht das Gleiche. Trotzdem.
    Wir sitzen kaum auf unseren Plätzen, vor uns auf den Tischen liegen unsere aufgeschlagenen Chemiebücher, als unsere Liste in Tonjas Tasche wie durch ein mittleres Erdbeben ins Wackeln kommt.
    Silja, die heute ein schwarzes, enges Oberteil zu ihrer abgeschnittenen Jeans trägt, legt ihr Buch auf den unteren zweiten Platz von rechts in dem abfallenden Chemiesaal. Ganz außen sitzt Line. Silja setzt sich neben sie.
    »Bist du gut in Chemie?«, fragt sie. »Ich glaube, ihr seid weiter als in meiner alten Schule.«
    Es wird ganz still. Alle sehen, wie Lines Rücken sich versteift und ihr Blick in Zeitlupe Silja von schräg unten fokussiert.
    Silja streicht ihre dunklen Locken nach hinten und wühlt in ihrer Tasche nach einem Drehbleistift, den sie neben ihr Buch legt, und Lipgloss, das sie mit routinierter Handbewegung auf ihre fülligen Lippen aufträgt. Danach hält sie es Line hin.
    »Auch was?«
    Noch immer in Zeitlupe streckt Line ihre Hand aus und nimmt den Stift.
    Schräg hinter Tonja und mir stößt Lovisa einen angeekelten Laut aus, als Line mit dem Stift ein paar Mal über ihre Lippen fährt, ehe sie ihn Silja zurückgibt. Lovisas »Uääh« bleibt in der Luft hängen. Keiner fängt es auf. Keiner weiß so recht, wie er sich verhalten soll. Tonja sieht mich mit aufgerissenen Augen an.
    Silja merkt von alledem nichts. Oder zumindest tut sie so. Ist sie naiv, total durchgeknallt, bewusst provokant oder einfach nur cool? Wie auch immer, peinlich ist es in jedem Fall.
    Emil, der neue Referendar, kommt in den Chemiesaal, legt einen Stapel Bücher auf den Labortisch und lächelt uns an.
    »Hallo, alle zusammen! Falls jemand am Montag nicht in der Aula dabei war – ich heiße Emil und bin der neue Referendar für Chemie und Biologie.«
    Sein Blick wird plötzlich unsicher. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Auch wenn Emil uns noch nicht kennt, scheint er mitzubekommen, dass irgendetwas nicht stimmt.
    »Björn kommt auch gleich«, fügt er hinzu, als wäre die Abwesenheit des Hauptlehrers die Erklärung für unsere stumme Verwirrung.
    Lovisa zuckt mit den Schultern und schnauft. Madeleine kichert. Lines Rücken ist immer noch steif, sie starrt schräg an ihrer neuen Banknachbarin vorbei. Falls Silja einfach nur nett sein wollte, war das nicht von sichtbarem Erfolg gekrönt. Aufmerksamkeit ist nichts für Line.
    »Der sieht ja super aus«, flüstert
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher