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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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Schule? Wie es wohl ist, ihn zu küssen? Seine Lippen sehen so schön weich aus. Es kribbelt im Bauch, als ich vorm Spiegel die Lippen zum Kussmund spitze. Ob er sich auch solche Gedanken über meine Lippen macht?
    Ich gehe in mein Zimmer und öffne den Kleiderschrank. Das dünne, dunkelrote Oberteil und die schwarze Jeans? Dazu die Kapuzenjacke, falls es kühler wird. Warum muss ich aber auch so knochig sein? Ich kann essen, so viel ich will. Tonja jammert immer, dass sie zu dick ist, dabei ist sie das überhaupt nicht. Sie sieht einfach nur weiblich aus und zum Umarmen mit ihren weichen Formen. Ich bin viel kantiger. Da hab ich mir ja schön was eingebrockt, mich freiwillig in Doppelkonkurrenz mit der hübschen Silja und der süßen Tonja zu stellen!
    Plötzlich ist es schon zehn nach fünf. Ich schaufele mir schnell eine Portion von Papas köstlicher Pasta rein.
    »Es ist nicht sehr nett, das Essen so runterzuschlingen, wo ich mir solche Mühe gemacht habe«, sagt er.
    Ich springe vom Stuhl auf, mit vollem Mund, und versuche zu schlucken und ihm gleichzeitig zu versichern, wie fantastisch es mir geschmeckt hat.
    Ich tippe eine kurze SMS an Tonja, dass ich an der Ecke zur Storgatan mit dem Fahrrad auf sie warte. Sie hat ihre Haare gestylt und das weit ausgeschnittene Oberteil und die weißen Sandalen mit Absatz angezogen, die sie im Sommer gekauft hat.
    »Sieh an«, sage ich. »Könnte es sein, dass du ein ganz klein bisschen verknallt bist?«
    »Findest du das übertrieben?«, fragt sie mit einem Blick auf ihre Füße.
    »Du siehst rattenscharf aus. Das macht Lukas bestimmt noch verrückter nach dir.«
    Tonja lächelt, fast entschuldigend. »Ich bin ein bisschen nervös, dass Silja auch kommt. Findest du nicht auch, dass sie genau das ist, wovon alle Jungs träumen?«
    Ich lache. »Was meinst du mit ›genau das‹? Und würdest du wirklich so sein wollen?«
    Tonja lächelt wieder, aber diesmal viel entspannter.
    Das Café Miranda ist etwas mehr als halb voll. Seit es abends geöffnet hat, ist es noch beliebter geworden. Karim, dem der Laden gehört, hat inzwischen drei Mädchen eingestellt. Tonjas Mutter und ihre Mitschüler haben sich früher auch schon im Café getroffen, aber da war das Lokal noch viel kleiner und ziemlich abgewrackt und Karim arbeitete alleine dort.
    Lukas und Nils sind schon da. Sie stehen an einem Tisch, an dem drei ältere Jungs sitzen, einer von ihnen ist Lukas’ Bruder. Nils entdeckt uns und stößt Lukas an, der den Blick hebt und uns grinsend zuwinkt.
    »O Mann, was ist denn bloß los?«, murmelt Tonja.
    Meist bin ich es, die unsicher wird, wenn Nils dabei ist, während Tonja ganz entspannt bleibt. Aber jetzt ist sie es, die rot wird, als die beiden auf uns zukommen. Vielleicht wegen der Schuhe und der Schminke, weil sie sich so offensichtlich aufgebrezelt hat.
    »Hi«, sagt Lukas und versucht lässig zu wirken, wobei sein Blick auf Tonja was ganz anderes sagt.
    Für die beiden scheint es heute auch anders zu sein. Oder zumindest für ihn.
    Ich sehe Nils an und er lächelt.
    »Wir laden euch ein«, sagt Lukas. »Was wollt ihr haben?«
    »Chai Latte«, sagt Tonja. »Wenn das okay ist.«
    Tonja liebt Chai-Tee. Selbst bei heißesten Sommertemperaturen trinkt sie den würzigen Tee.
    »Klar«, sagt Lukas. »Mit Kuchen? Oder was anderem?«
    »Hast du eine Bank überfallen?«
    Tonja lacht.
    Nils sieht mich an. »Und du?«
    Ich komm mir richtig erwachsen vor, aber zugleich auch merkwürdig verlegen. In Filmen lädt fast immer der Mann die Frau ein. Warum ist das eigentlich so selbstverständlich? Damit hat der Typ den Vorteil auf seiner Seite, weil die Frau ihm was schuldig ist.
    »Aber nur, wenn ich dich das nächste Mal einladen darf.«
    Kaum habe ich das gesagt, wird mir klar, dass das eine eindeutige Einladung zur Fortsetzung unserer Kaffeedates ist. Tonja schickt mir einen anerkennenden Blick, gemischt mit Staunen, weil diese Antwort eigentlich eher von ihr zu erwarten gewesen wäre.
    Nils nickt. »Hört sich doch gut an.«
    Ich entscheide mich für einen frisch gepressten Orangensaft. Der ist zwar ziemlich teuer, aber da ich zu satt bin, um was zu essen, ist es in etwa der gleiche Preis wie für den Chai Latte und das Vanilleteilchen, das Lukas Tonja spendiert. Er selbst nimmt auch ein Vanilleteilchen, Nils ein halbes Käsebrötchen und eine Bionade. Danach suchen wir uns einen Tisch im hinteren Teil des Lokals. Und endlich ist es nicht mehr so fremd und steif. Wir sind schließlich
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