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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman
Autoren: Beltz & Gelberg
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ich, drehe mein Rad um und schiebe es neben ihr her.
    Sie wird langsamer und lacht noch einmal.
    »Was soll man denn machen, wenn das Gefährlichste in diesem Kaff ist, dass man sich an seinem Kaugummi verschluckt?«
    Der Schrecken hat sich noch nicht ganz gelegt, ich umklammere den Fahrradlenker so fest, dass meine Fingerknöchel ganz weiß sind. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, gehe aber fast zwangsmäßig neben ihr her, wie um sicherzugehen, dass sie nicht noch mehr wahnsinnige Dinge tut.
    »Diese Stadt ist auch nicht anders als andere Städte«, sage ich schließlich. »Man riskiert sein Leben, wenn man über die Straße geht oder sich in den Bus setzt. Das, was du da eben getan hast … du hättest zu Tode stürzen können, ist dir das klar?«
    »Natürlich. Genau das ist ja der Sinn dabei. Machst du nie gefährliche Dinge? Das ist ein irre toller Kick!«
    Ich schüttele den Kopf. »Du hast sie doch nicht alle.«
    Silja zuckt mit den Schultern und sieht mich von der Seite an. »Du bist Vendela, oder?«
    Ich nicke.
    »Was macht man hier nachmittags eigentlich so?«
    »Gestern waren wir am Strand. Das ist nicht weit. Man kann mit dem Rad hinfahren oder den Bus nehmen. Sonst hängen wir meist in einem Café im Zentrum rum, das Miranda heißt. Oder wir gehen in die Galeria, da gibt’s jede Menge Läden und so. Wo hast du vorher gewohnt?«
    »In Stockholm.«
    »Oh. Und warum seid ihr hierhergezogen?«
    »Eskil hat einen neuen Job gekriegt und meine ganze Pflegefamilie ist mitgezogen.«
    »Pflegefamilie?«
    Ich sehe sie verdutzt an. So was erzählt man doch nicht wildfremden Menschen! Aber sie sagt es, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
    Sie nickt. »Sie sind neu. Ich war vorher in einer anderen Familie, aber bei denen lief es nicht so gut. Dafür sind Eskil und Louise total nett. Sie haben eine echt nervige sechsjährige Tochter, obwohl sie wahrscheinlich nicht schlimmer ist als die meisten Mädchen in dem Alter, nehme ich an. Minna heißt sie.«
    Ich würde sie gerne fragen, was mit ihrer richtigen Familie ist, traue mich aber nicht recht.
    »Wir treffen uns um halb sechs mit ein paar Leuten im Miranda«, sage ich stattdessen. »Komm doch auch, wenn du Lust hast. Zum Kennenlernen und so.«
    Sie nickt begeistert und ich bereue mein Angebot gleich ein wenig. Aber ein bisschen nett sein kann ja nicht schaden. Außerdem kann sie nicht auf irgendwelchen Brückengeländern rumbalancieren, wenn sie mit uns zusammen ist.
    »Cool«, sagt sie. »Wo ist das Café?«
    Ich gebe ihr eine Wegbeschreibung und merke, wie verschwitzt ich bin. Der Schrecken, den sie mir eingejagt hat, hat sein Teil dazu beigetragen.
    »Ich will vorher noch nach Hause, duschen«, sage ich. »Wenn du dich bis dahin nicht doch noch umbringst, sehen wir uns in einer Stunde.«
    Silja lacht. »Okay.«
    Während ich heimwärts radele, rufe ich Tonja an.
    »Die ist echt total übergeschnappt«, platzt sie heraus. »Nimmt die was? Amphetamin oder so ’n Scheiß?«
    »Keine Ahnung. Sie kommt nachher ins Miranda, da kannst du sie ja fragen.«
    Tonja ist nicht sonderlich begeistert über diese Neuigkeit.
    »Aber wir haben doch ein Date.«
    »So privat ist es im Miranda nun ja nicht gerade.«
    Wir beenden das Gespräch, weil ich mein Rad in den Fahrradraum bringen muss.
    Papa ist zu Hause und brutzelt was in der Küche. Er ist ein hervorragender Koch, und plötzlich merke ich, wie hungrig ich bin.
    »Hallo, was gibt’s?«
    Papa blickt von der Pfanne auf. Gerötete Wangen und glänzende Augen. Sein Gesicht verrät sofort seine Stimmungslage. Das ist nicht das Schlechteste, wenn man was von ihm will. Geld zum Beispiel. Man muss einfach den passenden Moment abwarten.
    Er nimmt einen Teelöffel und probiert mit zufriedener Miene. »Pasta. Ich mache gerade die Sauce mit luftgetrocknetem Schinken.«
    »Das duftet super! Wann ist es fertig?«
    »In zehn Minuten ungefähr oder einer Viertelstunde.«
    »Dann dusch ich vorher. Ich will noch weg.«
    »Aber nicht eine halbe Stunde im Bad rumtrödeln.«
    Ich dusche im Turbotempo. Während ich ein bisschen Wimperntusche auflege, denke ich an Silja auf dem Brückengeländer. Dass sie so was macht! Ich würde mich im Leben nicht trauen, da hochzuklettern, selbst wenn ich es wollte.
    Dann denke ich an Nils. Was muss man eigentlich tun, wenn man mehr will als nur Freundschaft? Tonja und Lukas versuchen beide, uns zu verkuppeln. Aber was ist der nächste Schritt? Händchen halten? Aber doch nicht in der
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