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Ich weiss, dass du luegst

Ich weiss, dass du luegst

Titel: Ich weiss, dass du luegst
Autoren: Paul Ekman
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hervor.
    Ich wies einen Schauspieler an, die vorsätzlichen Gesichtszüge und die des Kontrollverlusts sowie eine Reihe wütender, verächtlicher und angewiderter Ausdrücke zu zeigen. Diese Fotografien wurden zu zwölft angeordnet und Polizeibeamten der Abteilung Kapitalverbrechen in fünf verschiedenen Ländern gezeigt: zwei östliche, drei westliche. Die Polizisten wurden gefragt, ob sie jemals Opfer oder Zeuge eines körperlichen Angriffs gewesen seien, und fast alle hatten diese Erfahrung gemacht. Dann wurden sie gefragt, ob sie den Gesichtsausdruck des Angreifers unmittelbar vor dem Gewaltakt gesehen hätten. Mehr als 85 Prozent erinnerten sich daran. Diese Gruppe wurde gebeten zu überprüfen, ob irgendeine der zwölf Fotografien den Ausdrücken ähnelte, die sie vor einem vorsätzlichen Angriff oder vor einem Gewaltausbruch aufgrund eines Impulskontrollverlusts gesehen hatten. Es gab eine hohe Übereinstimmung, unabhängig von der Herkunft des jeweiligen Polizeibeamten.
    Diese Ergebnisse wurden anderen Polizeibeamten aus der Abteilung Kapitalverbrechen gezeigt. Sie bestätigten begeistert, dass wir gefunden hätten, was sie gesehen hatten. David Matsumoto und ich haben 2008 unsere erste Version eines Detektors für Verhalten produziert, das Gefahr signalisiert.

    Warnung

    Obwohl Mikroexpressionen stets verheimlichte Emotionen zeigen, sollen hier zwei wichtige Warnungen ausgesprochen werden. Erstens gibt es keine Möglichkeit, anhand der Mikros zu erfahren, ob die Verheimlichung vorsätzlich geschieht oder ob die Person wirklich nicht weiß, wie sie sich fühlt. Zweitens beweist eine verheimlichte Emotion an sich noch nicht, dass die Person bereits ein Delikt begangen hat oder zu begehen beabsichtigt. Wie jeder andere emotionale Ausdruck teilt er uns nicht seinen Grund mit, das Ereignis, das ihn ausgelöst hat. Verheimlichte Wut könnte zum Beispiel bei jemandem auftreten, der völlig unschuldig ist, aber irrtümlicherweise verdächtigt und nun verhört wird. Erkennt man eine verheimlichte Emotion und kommt ihr durch fortgesetztes Fragen auf die Spur, lässt sich der Othello-Fehler vermeiden -die Annahme, es gebe nur einen einzigen Anlass für die Emotion, nämlich den, der zur vorgefassten Meinung des Vernehmers passt (siehe Seite 220-224).
    Eine sehr interessante Anwendung der Mikroexpression kann geringfügig gefährlich sein. In der ersten Staffel der Fernsehserie Lie to me wird ein Gefangener - ein «Arier» der Amerikanischen Nazipartei - vernommen. Der Vernehmer weiß, dass der Gefangene eine Bombe in einer Kirche deponiert hat, die von Afroamerikanern besucht wird. Er weiß allerdings nicht, um welche Kirche es sich handelt, und der Gefangene antwortet nicht auf die Fragen. Aber die Mikroexpression der Freude, als der Name der Kirche genannt wird, die das FBI durchsuchen will, legt nahe, dass es die falsche ist. Die Mikromimik der Wut, als der Name einer anderen Kirche erwähnt wird, lässt darauf schließen, dass dies die Kirche ist, die durchsucht werden muss. Angeblich wird dieselbe Methode im Nahen Osten angewendet, wenn ein Verdächtiger befragt wird, wo eine Waffe oder ein improvisierter Sprengkörper versteckt ist.
    Bei der Interpretation subtiler Mimik lautet die erste Frage, ob sie das Zeichen einer schwachen, einer gerade einsetzen den stärkeren oder ob sie das Fragment einer Emotion ist, die die Person zu kaschieren versucht. Sollte es beim subtilen Ausdruck um Angst, Wut oder Abscheu gehen, die verheimlicht wurden und nun offenbar durchsickern, muss der Experte die Möglichkeit ausschließen, dass diese Gefühle eine Reaktion darauf sein könnten, beurteilt zu werden, und kein Nachweis für eine gefälschte Darstellung des untersuchten Vorfalls sind.
    Es gibt eine andere Reihe von Vorsichtsmaßnahmen bei der Interpretation von Gesichtsausdrücken, die gefährliches Verhalten signalisieren. Es sind Warnungen vor bösen Absichten, aber keine definitiven Nachweise. Es kann schon sein, dass die Aufmerksamkeit gegenüber einer Person, die eine gefährliche Mimik zeigt, einen Gewaltakt zumindest vorübergehend verhindern kann. Außerdem können andere, gleichermaßen Gefahr signalisierende Gesichtszüge auftreten, die wir noch nicht identifiziert haben. Um dies herauszufinden, fehlt noch die finanzielle Unterstützung für die Forschung. Wir wissen außerdem nicht, ob die gefährlichen Gesichtszüge, die wir identifiziert haben, bei einem Aktivisten des Dschihad oder einem Selbstmordattentäter
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