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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone
Autoren: Joaquinn Garcia
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mich zu erschießen. Ich muss genau darauf achten, wohin ich gehe und wie ich an mein Ziel komme. Aber das ist ein kleiner Preis für das Privileg, all diese Jahre auf der richtigen Seite gewesen zu sein.
    Man hat mir auch Jobs angeboten. Das wohl attraktivste Angebot kam von der Major League Baseball. Sie wollten, dass ich die Baseball-Akademien in Lateinamerika bereiste und vor jungen Spielern, die Profis werden wollten, über die Gefahren sprach, die sie in den Vereinigten Staaten erwarteten. Glücksspieler würden sich an sie heranmachen, Mafiosi würden versuchen, ihnen Informationen zu entlocken oder sie sogar zu bestechen oder irgendwie in Schwierigkeiten zu bringen.
    Das Angebot war verlockend, aber ich hätte 60 Prozent meiner Zeit auf Reisen verbringen müssen. Deshalb lehnte ich ab. Die Leute sagten: »Du kannst doch nicht die Major League Baseball hängen lassen!« Aber ich bin Footballfan, und Baseball reizt mich nicht sonderlich. Mir war es am wichtigsten, bei meiner Familie zu sein. Die meisten FBI-Agenten, die nach ­ihrem Ausscheiden einen neuen Beruf ergreifen, gehen zu privaten Sicherheitsdiensten. Ich habe von alldem genug. Ich suche eine ganz neue Herausforderung. Das war einer der Gründe dafür, dass ich dieses Buch schrieb! Auch als Schauspieler würde ich gerne arbeiten – denn ein verdeckter Ermittler ist ja ein Schauspieler, und seine Rollen sind gefährlicher als Filmrollen. Wir dürfen nie aus der Rolle fallen, denn sobald wir unglaubwürdig wirken, riskieren wir unser Leben. Wenn ich zu Hause mit meiner Frau die Sopranos anschaue, sage ich zu ihr: »Das ist doch nicht schwer! Sie wiederholen eine Szene so oft wie nötig! Ein verdeckter Ermittler hat nur eine Chance!« Also, wenn ihr in Hollywood einen Hauptdar­steller braucht, der eins 93 groß ist und 177 Kilo wiegt, dann sucht nicht länger!
    Es ist ernüchternd, dass alle, mit denen ich als Jack Falcone »befreundet« war, jetzt im Gefängnis sitzen. Dort gehören sie auch hin – sie sind Gangster, die trotz des »Mafiakodex« mit Drogen handeln. Sie haben Gewerkschaften und legale Unternehmen erpresst und aus gesetzestreuen Geschäftsleuten nicht nur Opfer gemacht, sondern auch willige Komplizen des organisierten Verbrechens. Sie waren Kredithaie, machten Milliarden­umsätze mit illegalem Glücksspiel, brachen in Geschäfte ein, verletzten und töteten Menschen. Mit tut es nicht leid, dass sie alle im Knast sind. Im Gegenteil – ich wünschte, sie würden länger einsitzen. Ich mache mir keinerlei Illusionen über diese »Freundschaften«, weil es nie echte Freundschaften waren. Von meinem ersten Fall als verdeckter Ermittler – damals klopfte ich an die Tür eines »Massagesalons« in Manhattan – bis zu meinem letzten Tag mit DePalma und sogar bis zu den Fällen, an denen ich noch arbeite, war es nie mein Ziel, Freunde zu gewinnen. Ich war dort draußen, um Ganoven hinter Gitter zu bringen und die Welt ein klein wenig sicherer zu machen.
    Man sagt, es gebe für alles, was geschieht, einen Grund. Wer weiß? Vielleicht hätte ich als Jack Falcone nicht mehr lange Glück gehabt. Es ist einfach, nur an mögliche positive Ergebnisse zu denken – wir hätten vielleicht verdeckte Ermittler in jeden Mafiaclan einschleusen können, nicht nur in New York, sondern im ganzen Land. Möglicherweise hätten wir dieser Hydra einen schweren oder gar tödlichen Schlag versetzen können. Es tut weh, daran zu denken. Andererseits hätte Robert Vaccaros Freundin Donna die Puzzleteile jederzeit zusammenfügen können, und das wäre nicht nur das Ende des Falles, sondern das Ende von Joaquin Garcia gewesen.
    Kollegen haben ihr Leben geopfert, und obwohl ich es bis ans Ende meines Lebens bedauern werde, dass der Gambino-Fall so früh abgeschlossen wurde, ist mir bewusst, dass ich Glück hatte, so lange unter Mafiosi zu überleben.
    Ich werde nie wissen, ob einer der Mordaufträge jemals widerrufen wurde und wer die 32 Gambinos, die wir eingebuchtet haben, daran hindern wird, sich gegen mich zu verschwören. Es war eine wilde Fahrt in den Chevrolets, Hummers und anderen Autos, die mir als Jack Falcone zur Verfügung standen. Ja, es war nur ein Fall von vielen in meiner Laufbahn, wenn auch ein großer. Es gibt noch viele andere Fälle, die ich wegen Zeit- oder Platzmangels in diesem Buch nicht unterbringen konnte – russische Mafia, korrupte Polizisten in Boston und San Juan, Puerto Ric o … ich könnte noch lange so weitermachen. Aber der wohl
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