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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone
Autoren: Joaquinn Garcia
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ihr das gemacht. Ihr wolltet mit Al beweisen, dass es keine Morddrohung gibt, damit ihr sagen könnt: ›Seht ihr? Keiner hat ein Kopfgeld ausgesetzt! Das war nur Angeberei!‹ Und was nun?«
    Darauf hatten sie keine Antwort. Sie wussten jetzt, dass die Geschichte stimmte.
    Die Wahrheit ist, dass ich die Mafia blamiert hatte. Ich war mitten unter ihnen gewesen, hatte sie unterwandert. Schlimmer noch, ich war nicht einmal Italiener, sondern kubanischstämmiger Amerikaner! Die Leute mussten einander fragen: »Sind diese Typen blöd?« Das war die schlimmste Beleidigung: Ein Nichtitaliener hatte sich sehr überzeugend als Italiener ausgegeben. Die Mafia will allwissend und allmächtig sein. In Sizilien haben sie sich bestimmt die Haare gerauft. Wahrscheinlich lachten sie ihre amerikanischen Kameraden aus und betrachteten mich durch die Linse ihrer Vorurteile gegen Lateinamerikaner. Gewiss, Andy García fiel es leicht, in Die Unbestechlichen und in Der Pate , Teil III einen Italiener zu spielen. Auch er ist Kubaner. Aber das war ein Film, nicht die Realität.
    Ich will nicht nur Dampf ablassen, wenn ich sage, dass die Ermittlungen wegen des Kopfgeldes schlecht geführt wurden. Das Ergebnis bleibt offen, und schuld daran sind die Ungeschicktheit, Dummheit, Unfähigkeit und vor allem die fehlende Erfahrung einiger Ermittler. Das gilt nicht für alle von ihnen, wohl aber für die Leitung. Also kommen Sie mir nicht zu nahe, wenn Sie mir je begegnen sollten!

Kapitel 22
Jack Falcones Abschied
    Sobald du sagen kannst: »Ich habe alles gesehen und alles gemacht«, musst du dich zurückziehen. Das war schon immer mein Standpunkt.
    Am 3. März 2006 schied ich aus dem Staatsdienst aus. Der Tag des Ausscheidens ist für einen FBI-Agenten eine einzige Kränkung. An unserem letzten Tag nehmen sie uns unsere Abzeichen und Ausweise weg. Die New Yorker Polizei macht es richtig: Am letzten Tag bekommen die Beamten einen Ausweis mit Foto, aus dem hervorgeht, dass sie pensionierte Polizisten sind. Beim FBI machen sie nur ein Foto – und es dauert neun bis zehn Monate, bis man den Ausweis bekommt.
    Ich war ein Vierteljahrhundert lang verdeckter Ermittler. Überall leben Ganoven, die ich in den Knast gebracht habe und die inzwischen entlassen wurden. Einige waren bereits einige weitere Male hinter Gittern, andere haben ein Kind, das schon im Gefängnis war. An einer roten Ampel beobachte ich immer noch das Auto neben mir, und ich achte darauf, wer auf der Autobahn hinter mir fährt. Ich muss eine Waffe tragen, und natürlich sehe ich nicht wie ein FBI-Agent aus. Angenommen, ein Polizist stoppt mich, und ich versuche ihm zu erklären, dass ich beim FBI war. Er wird es mir nicht glauben. Wenn er meine Waffe findet, bin ich schneller im Knast, als man J. Edgar Hoover sagen kann. Ja, es dauerte wirklich zehn ganze Monate, bis ich meinen Ausweis als pensionierter FBI-Agent bekam. Hatte ich in diesen zehn Monaten jeden Tag eine Waffe bei mir? Das verrate ich nicht!
    An meinem letzten Tag musste ich nicht nur mein Abzeichen und meinen Dienstausweis zurückgeben, sondern auch ein paar andere Dinge. Als Jack Falcone hatte ich schöne Schmuckstücke und Uhren getragen. Das alles gab ich selbstverständlich dem Büro zurück. Für mich war das kein Problem. Das einzig Gute am Abschluss des Falles war, dass ich mich nicht mehr jeden Tag herausputzen musste, um mit DePalma herumzuhängen. Das war wirklich anstrengend gewesen. Ich lieferte die Ringe, den Schmuck und die Rolex-Uhren ab und war zum ersten Mal seit fast 30 Jahren wieder Zivilist.
    Zumindest war ich jetzt für das FBI ein Zivilist. In meinem Kopf brauchte ich etwas länger, um mich daran zu gewöhnen, dass ich nicht mehr Joaquin Garcia vom FBI oder Jack Falcone vom Gambino-Clan war. Die Arbeit als verdeckter Ermittler ist gefährlich wie eine verführerische Geliebte. Meine Frau behauptet bisweilen, ich benähme mich immer noch wie ein Mafioso! Das passiert meist im Restaurant. Wenn ich dem Oberkellner sage, ich hätte einen Tisch reserviert, schaut er jetzt in seiner Liste nach und bittet mich, an der Bar zu warten. Glauben Sie mir, wenn ich als Jack Falcone gekommen wäre, hätte er mich niemals an die Bar geschickt, einerlei, ob ich eine Reservierung gehabt hätte oder nicht. Er hätte einen Tisch für mich gefunden, groß genug für mich und alle meine Begleiter. Aber ich bin nicht mehr beim FBI, und ich bin nicht mehr Jack Falcone. Also trotte ich an die Bar und warte, bis ich an der
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