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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone
Autoren: Joaquinn Garcia
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Schlagzeile der New York Post lautete an diesem Tag: »Mafia-Komplott – 25 0 000 Dollar für Mord an verdecktem Ermittler«. Der Artikel deutete an, Mafiosi sollten »für die Gesundheit von Jack Falcone beten«. Wäre der Auftrag je ausgeführt worden, wäre das Leben der New Yorker Clanmitglieder ein »lebender Albtraum« geworden. FBI-Agenten schwärmten zu »Blitzbesuchen« bei den Bossen, Stellvertretern und Consiglieres aller fünf Mafiafamilien aus und teilten ihnen mit, jeder Mordversuch an Jack Falcone werde beispiellose Maßnahmen zur Folge habe n … und die Todesstrafe für alle Beteiligten.
    Viele Leute fragen mich, was für ein Gefühl es sei, von der Mafia mit dem Tod bedroht zu werden. Natürlich ist das beängstigend – weniger für mich als für meine Familie. Hätte meine Mutter noch gelebt, wäre es ihr sehr schwergefallen, mit dieser Situation fertig zu werden. Selbstverständlich hätte ich ihr nichts gesagt. Meine Frau war entsetzt, und alle anderen Betroffenen waren es ebenfalls. Ich reagierte so wie fast alle Kollegen in dieser Lage: Ich passte noch besser auf meine Familie auf und handelte in Situationen, die potenziell gefährlich waren, noch umsichtiger.
    Aber ich glaubte eigentlich nicht, dass jemand mich umlegen würde. Trotzdem trage ich heute immer eine Waffe. Mein Haus ist von oben bis unten mit Abhörgeräten bestückt. Mein Auto starte ich mit einer Fernbedienung. Kameras und Bewegungsmelder schalten sich sofort ein, wenn Rehe und andere Tiere mein Grundstück betreten.
    Das Kopfgeld veränderte mein Leben beträchtlich. Ich fahre jeden Tag eine andere Route. Ich weiche vom richtigen Weg ab, ich wechsle die Straße, ich schaue oft in den Rückspiegel. Ich fahre durch Stadtviertel, in denen ich nicht wohne. Früher brauchte ich eineinviertel Stunden, um von der Innenstadt nach Hause zu fahren; heute dauert es wegen all dieser Vorsichtsmaßnahmen eine zusätzliche halbe Stunde.
    Ich erzähle nur wenigen Menschen, dass ich bei der Justiz arbeite, und ich achte genau darauf, wohin ich gehe. Ich kann beispielsweise nicht in einen Countryclub, auf eine Hochzeit oder zu einer anderen Feier gehen und mich im Schwimmbad nicht einmal an den Beckenrand setzen; denn ich weiß nie, wen ich dort treffe. Eine Zeitlang lief ich mit einer Waffe im Schulterhalfter herum. Phil Scala, der leitende Special Agent der Gambino-Spezialeinheit, ein guter Freund und großartiger Chef, versprach mir, seine ganze Mannschaft vor meinem Haus kampieren zu lassen, wenn es notwendig sein sollte. Manchmal frage ich mich, ob die Ermittlungen anders verlaufen wären, wenn Phil sie im Gambino-Dezernat in Queens anstatt vom Büro in White Plains aus geleitet hätte. Ich bin sicher, er hätte viel vernünftigere Entscheidungen getroffen und wir wären erfolgreicher gewesen. Meine Case Agents Chris und Nat setzten durch, dass die örtliche Polizei regelmäßig in meiner Straße auf Streife ging. Mein Haus gleicht Fort Knox – es gibt so viele Kameras, dass ich mich wie in meiner eigenen Show fühle!
    Auf die Unterstützung meiner FBI-Kollegen kann ich mich verlassen. »Du kannst uns anrufen«, sagten sie zu mir. »Wir verbinden dich sofort mit der Polizei, mit jedem, den du brauchst.« Die Jungs gaben mir das Gefühl, geschützt zu sein. Aber ich lasse nicht zu, dass dieses Problem mein Leben bestimmt. Es ist einfach ein Teil meiner Arbeit für Amerika.
    Aber ich muss die FBI-Führung für die Art und Weise kritisieren, wie sie mit den Drohungen gegen mich umging. Es war eine jämmerliche Vorstellung. Das FBI bekam einen Brief von einem Informanten im Gefängnis, den wir Pete nennen wollen. Pete hatte mit einem Häftling gesprochen, nennen wir ihn Al, der Mitglied im Gambino-Clan war und wegen Mordes im Gefängnis saß. Dieser Typ hatte Pete verraten, dass ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt worden sei. Offenbar prahlte Al damit, er und seine Komplizen hätten sich von peinlich berührten Mafiabossen anheuern lassen, um Jack Falcone zu erledigen. Und was geschah mit diesem Brief?
    Das FBI verschlampte ihn! Erst Wochen später fiel er Nat und Chris in die Hände.
    Ich weiß, es klingt unglaublich, und ich bin sicher, dass die Bürokraten, die den Brief verloren haben, eine hübsche Erklärung dafür parat haben, die nichts mit der Realität zu tun hat. Tatsache ist, dass sie den Brief ganz einfach verloren und mich nicht darüber informiert haben. Es kam ihnen nie in den Sinn zu sagen: »He, Jackie, ein Häftling
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