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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone
Autoren: Joaquinn Garcia
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Reihe bin, wie die anderen Gäste.
    Manchmal muss ich ein wenig zu lange warten, vor allem dann, wenn ich sehe, dass andere Leute bevorzugt werden. Dann stapfe ich zum Oberkellner und knurre mit meiner besten Jack-Falcone-Stimme: »He, Kumpel, hast du mich auf die Beachte-mich-nicht-Liste gesetzt? Du hast anderen erlaubt, sich vorzudrängeln! Haben wir uns verstanden?«
    Dann bekommen wir immer eine Entschuldigung und sofort einen Tisch; aber meine Frau wirft mir einen Blick zu, als wolle sie sagen: »Du bist nicht mehr Jack Falcone!«
    Nun ja, es geht mir eben auf die Nerven. Ganoven gehen in ein Restaurant und bekommen sofort einen Tisch. Ehrliche Bürger sollten zuerst Plätze bekommen – der Mann, der sich abrackert, um seine Familie zu ­ernähren, der Polizist, die Lehrerin, der Feuerwehrmann. Diese Leute sollte man an die Spitze der Warteschlange stellen! Aber in unserer verrückten Welt ehren wir die Mafiosi und entehren den anständigen Bürger, der die Gesellschaft schützt oder sich um seine Familie kümmert.
    Warum ich aus dem Dienst schied? Erstens sah ich die Schriftzeichen an der Wand. Nach dem Gambino-Fall setzte man mich nicht mehr als verdeckter Ermittler ein. Ich hatte den Eindruck, dass meine Vorgesetzten mir die Undercover-Arbeit nach all diesen Jahren ersparen wollten. Aber der Gedanke, ein ganz normaler Agent zu sein, reizte mich nicht sonderlich. Gleichzeitig wurde mir klar, dass es nur noch abwärtsgehen konnte, nachdem ich Jack Falcone gespielt hatte. Konnte ich jetzt noch einen anderen Fall übernehmen? Das FBI nennt mich immer noch »Berater«, und sogar während ich diese Zeilen schreibe, arbeite ich undercover an mehreren Fällen. Aber wenn dieses Buch veröffentlicht wird, dürften alle diese Fälle abgeschlossen sein, und das wird höchstwahrscheinlich das Ende meiner Laufbahn sein, sei es als FBI-Agent, sei es als Berater. Aber ich wollte wirklich auf dem Höhepunkt meines Spiels abtreten wie ein Jim Brown oder ein Tiki Barber im Football und nicht wie jene Sportler und anderen Leute, die nicht wissen, wann es Zeit zum Aufhören ist. Ich wollte gehen, als ich ganz oben war.
    Aber ich wollte auch mehr Zeit – viel mehr Zeit – mit meiner Frau und meiner Tochter verbringen. Meine Tochter war sechs, als ich das FBI verließ, und sie hatte wirklich keine Ahnung, ob ich ein guter oder ein schlechter Vater war. Ich hatte ihr nie genau erklärt, welchen Beruf ich ausübte, weil sie einfach zu jung war, um es zu verstehen. Ich wollte ihr eine Kindheit ermöglichen, die frei von den Greg DePalmas dieser Welt war. Außerdem wollte ich mehr Zeit für meine Frau haben, die wahre Heldin dieser Geschichte. Stellen Sie sich vor, wie viele Opfer sie im Laufe der Jahre bringen musste, damit ich sieben Tage in der Woche, von morgens bis abends, in gefährlichen Situationen und mit extrem gewalttätigen Menschen arbeiten konnte – mit den brutalsten Menschen und Gruppen in der Gesellschaft.
    Sie ist diejenige, die sich ständig Sorgen um mich machte und sich fragte, wo ich war – als angeblicher Drogenhändler in den Badlands von Philadelphia oder bei Mafiosi wie DePalma und seiner Gang. Ich möchte mir einen Augenblick Zeit nehmen und alle Ehepartner und Kinder der Justizbeamten grüßen. Sie bekommen weder Orden noch Lob für die ­Opfer, die sie bringen; aber sie sind den Agenten, Polizisten und Feuerwehrleuten gleichwertig, deren Karriere sie selbstlos unterstützen.
    Der Tag, an dem ich das Büro verließ, war für mich ein Tag der gemischten Gefühle. Dieser Behörde hatte ich mein ganzes Leben als Erwachsener gewidmet. Ich hatte den amerikanischen Traum wahrhaft ge lebt. Denken Sie daran, dass ich kubanischer Einwanderer war. Ich kam als Junge in dieses großartige Land, dessen Sprache ich nicht verstand. Und jetzt erwähnte mich der bekannte Journalist Jerry Capeci, ein Experte für das organisierte Verbrechen, in einer Kolumne mit dem Titel »Die besten ver deckten Ermittler des FBI«. Das ist ein ziemlich großer Sprung für ein Kind, dessen Familie aus Kuba geflohen ist. Dieses Land gab mir eine unglaubliche Chance, und ich hatte das Glück, sie erfolgreich nutzen zu können.
    Natürlich hatte ich zahllose Freunde unter den Agenten und Angestellten des Büros. Obwohl ich bisweilen mit den Bürokraten und Aktenabstaubern aneinandergeriet, traf ich auch so viele hervorragende Verwaltungsbeamte und Agenten, dass ihre Namen allein ein Buch füllen würden. Es war schmerzlich zu wissen, dass
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