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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Frau war.

103
    Das Alter spielte keine Rolle. Für sich persönlich hatte sie die vierzig bereits abgehakt, und da sie ein gut gehütetes Geheimnis aus ihrem Alter machte, wusste niemand so genau, wie alt sie eigentlich wirklich wurde.
    »Nein tatsächlich? Ich hätte Sie viel jünger als vierzig geschätzt.« Carmen, mit ihren Haarverlängerungen und falschen Brüsten, hatte gehofft, sich durch diese Bemerkung bei ihrer Kollegin einschmeicheln zu können. »Hoffentlich bin ich genauso fit wie Sie, wenn ich mal so alt bin.« Ihr Nachsatz katapultierte sie postwendend ins Abseits. Disqualifiziert.
    Corsari schlug einen ganz ähnlichen, um einiges unglaubwürdigeren Ton an, wenn man wusste, dass ihm derzeit eine blutjunge Litauerin den Kopf verdrehte: »Man sagt ja, dass Frauen mit vierzig den Höhepunkt ihrer sexuellen Reife erreichen.«
    »Frau Kommissarin, ich stoße auf Sie an.« Funi wirkte hingegen völlig gelassen. »Auf Sie und darauf, dass wir bald die beiden Fälle gelöst haben werden.«
    »Danke, Funi. Ich muss noch einmal in den Wald, wollen Sie mich begleiten?«
    Er nahm einen Schluck und nickte, als ihr Handy zu klingeln begann. Sie nahm den Anruf entgegen und zog sich in ihr Büro zurück.

104
    »Wie geht es Arianna?«, fragte Maria Dolores den Vater.
    »Sie isst, spricht wenig und fragt immer wieder nach ihrer Mama«, antwortete der Mann und verlor sofort die Fassung. »Wann werden die Qualen endlich ein Ende haben?«
    »Die Zeit wird Ihnen helfen – und auch meine Kollegin. Sie ist eine ausgezeichnete Kinderpsychologin. Haben Sie Vertrauen«, entgegnete sie gesammelt und beherrscht.
    »Man hat mir von den Fotos erzählt. Darf ich sie sehen?«
    »Nein, ich denke, das ist jetzt der falsche Moment. Sie würden Ihren Schmerz nur noch vergrößern. Von wem wissen Sie überhaupt davon?« Sie würde zu gerne wissen, wer da seinen Mund nicht hatte halten können.
    »Von einem befreundeten Polizisten«, lautete seine aufrichtige Antwort.
    »Hat er sonst noch etwas gesagt?«
    »Hätte er?«
    »Nein«, entgegnete sie trocken. »Ich rufe Sie an, weil ich gerne Arianna treffen würde, wenn Sie einverstanden sind.«
    »Natürlich. Jederzeit«, antwortete der Vater bereitwillig.
    »Dann werde ich am Samstag für eine Stunde vorbeikommen. Das wird ausreichen.« Und danach werde ich mir noch einmal den Wald vornehmen, dachte sie bei sich.
    »Dann erwarte ich Sie also für Samstag.«

105
    »Jessi und der Typ von der Guardia di Finanzabilden zusammen das Team auf der einen Seite. Aber irgendjemand fehlt noch in dem Ganzen. Du müsstest versuchen, etwas aus den Mädels herauszubekommen. Mit mir reden sie nicht, dazu stecke ich zu sehr in der Sache mit drin«, um nicht zu sagen in der Scheiße. Pietro Corsari hatte seine Augen überall, nur nicht auf seine Kollegin gerichtet. Sie blickte ihn an, sagte nichts, aber sie wusste, dass zu Hause eine Frau auf ihn wartete.
    »Okay, ich versuche es. Lass mich einen Moment allein. Ich rufe dich, wenn ich die Sache hier beendet habe.«
    Das Tuca-mi besaß eine Garderobe wie in einem richtigen Theater, die mit Grünpflanzen und Kostümen angefüllt war. Kostüme, die bei minimalem Stoffverbrauch maximalen Effekt garantierten. In einer Ecke saßen zwei junge Frauen in Negligés gehüllt. Breitbeinig wie Männer hatten sie es sich auf den Stühlen bequem gemacht und rauchten und plauderten. Maria Dolores hatte den Haftbefehl bereits in der Tasche dabei, doch da niemand sie weiters beachtete, ging sie schnurstracks auf die beiden zu und nahm neben ihnen Platz.
    »Und? Wie geht’s euch so? In Italien?«, leitete sie das Gespräch ein.
    »Gut«, antwortete die eine mit misstrauischem Blick. »Und du, wie geht’s?«, gab sie ihr die Frage zurück.
    »Schlecht, aber das tut nichts zur Sache«, antwortete sie ehrlich. »Ist eure Arbeit eigentlich anstrengend?«
    »Nein, lustig. Du tanzt und verdienst viel Geld.« Noch immer dieselbe.
    »Auf die Idee hätte ich mal früher kommen sollen«, entgegnete Maria Dolores scherzhaft.
    »Ist nie zu spät. Hier sie nehmen auch alte.« Die andere lachte, gab ihr einen Stoß mit dem Ellenbogen und korrigierte sie: »Nicht alte, mehr reifer, du musst sagen.«
    »Das kränkt mich nicht, zumindest nicht heute«, hielt sich Maria Dolores zurück, die hinter der Bemerkung mehr als einen harmlosen Witz vermutete.
    »Und wie viel verdient man eigentlich bei diesem Job?«
    »Tausend, Tausendfünfhundert, wenn du bist gut«, wieder übernahm die Erste das
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