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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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In der Ferne tauchten die Minen auf. Sie blieb stehen.
    Liste:
    Die Fotos. Wo hatte sie ähnliche Bilder schon einmal gesehen?
    Auf ihrer Digitalkamera. Und andere an der Wand im Pfarrhaus.
    Lächelnde Gesichter. Die Gesichter der Väter. Sie erinnerte sich an die Worte von Ariannas Mutter.
    Du bist bei dem weißen Hündchen, das wir zusammen im Wald gesehen haben. Du bist ihm hinterhergelaufen und mit ihm gegangen. Ihr habt eine kleine Verschnaufpause eingelegt, und dabei bist du eingenickt. Jetzt schlaft ihr beide. Eng aneinandergekuschelt.
    Als Arianna verschwand, war ein Hund im Wald gewesen. Ein Hund mit weißem Fell. So hatte es zumindest die Mutter in den Aufzeichnungen notiert, die Don Paolo ihr überlassen hatte. Der tote Hund, den sie im Wald auf der anderen Straßenseite gefunden hatten. Und hatte da nicht auch ein leerer Fressnapf auf den Stufen zum Pfarrhaus gestanden?
    Liste:
    Zwei Zeugen. Don Paolo, der Hund. Beide tot.
    Sie stieg weiter bergauf. Zuweilen hatte sie den Eindruck, als hörte sie Schritte. Sie würde sie gerne hören. Die Schritte des Mannes, dem sie nachspürte. Der Kinder entführte, mit ihren unreifen Geschlechtsteilen spielte und sie anschließend ihrem grausamen Schicksal überließ, das sie für immer zu Opfern machte.
    Liste:
    Die Kleidungsstücke der Kinder hängen an der Leine wie die Wäsche einer ordentlichen Mutter.
    Ihren ersten weißen Strampelanzug hatte sie als Erinnerung behalten. Das einzige Kleidungsstück, das ihre Mutter für sie ausgewählt hatte. Es trug ihre Fingerabdrücke. Ob sie wohl roten Nagellack getragen hatte? Gepflegte oder rissige und schmutzige Hände hatte? Vielleicht hatten Wasser und Waschmittel die feinen Spuren der Fingerkuppen noch nicht ganz ausgelöscht. Vielleicht konnte sie noch etwas tun, um diese Frau ausfindig zu machen. Ihren Einfluss und ihre Kontakte spielen lassen. Sie hätte schon längst etwas erreicht, wenn ihre gegenwärtigen Eltern ihr ein paar Anhaltspunkte geliefert hätten. Doch sie sprachen darüber nicht. Wie alt mochte ihre Mutter jetzt wohl sein? Siebzig?
    Liste:
    Die Bärin, die keinen Nachwuchs zeugen kann, versorgt die Kinder der anderen. Und wie ist das bei Frauen?
    Der männliche Bär, der mit den Tatzen auf die Mauer eindrischt, dabei aber an einem Seil angebunden ist. Ende des Bären. Oder:
    Don Paolo hat sich nicht umgebracht. Er wurde erpresst. Der Pädophile hatte herausgefunden, dass Don Paolo mit ihr gesprochen hatte, und ihn daher gezwungen, sich das Leben zu nehmen. »Entweder begehst du Selbstmord, oder ich werde weiterhin Kinder missbrauchen.« Ein Opfer für die Menschheit. Ein Martyrium. Das er im Grunde bereits schon einmal durchlebt hatte, als er von Sòligo fortgegangen war, für etwas beschuldigt, das er nicht getan hatte. Vielleicht.
    Ohne dass sie ein Geräusch vernommen hatte, tauchte vor ihr plötzlich der Kopf eines Mannes auf. Sie fasste nach ihrem Messer und behielt die Hand, mit der sie es umfasste, in der Tasche. Der Mann rührte sich nicht, schaute aus der Ferne zu ihr herüber. Einen kurzen Moment, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam. Langsam näherte er sich. Er war kräftig. Trug ein Gewehr an einem Schulterriemen. Schwere Schritte. Ihre Finger umschlossen das Messer etwas fester, wobei sie versehentlich an den Mechanismus kam, der die Klinge herausspringen ließ. Ihre Unterhose wurde zerschnitten, und sie spürte die kühle Klinge entlang ihres Oberschenkels. In diesem Moment streifte der Mann das Gewehr von der Schulter, blieb stehen und legte die Waffe auf sie gerichtet zum Schuss an. Maria Dolores hatte keine Wahl. Regungslos stand sie da, blickte zu ihm herüber und versuchte, ihn genau zu erfassen. Wo hatte sie ihn schon einmal gesehen? Sie saß in der Falle.
    Dann hörte sie, wie sich ein Schuss löste.

112
    Jemand packte sie von hinten an der Schulter. Sie drehte sich um, zog ihr Messer und stach blind zu. Einmal. Wohin genau und wen sie traf, wusste sie nicht. Ein warmer, kräftiger Körper sackte über ihr zusammen, und gemeinsam fielen sie zu Boden.

113
    Ihr Gesicht wurde gegen den Waldboden gepresst. Feuchtigkeit stieg ihr in die Nase, nasskalte Erde mischte sich unter ihr Haar. Eine Hand hielt das Messer umklammert, die andere griff nach einem Grasbüschel. Einem glitschigen Mooskissen. Sie atmete schwer. In ihrem Kopf pochte es wie wild. Sie konnte nicht ausmachen, wo genau sie verwundet worden war. Noch wusste sie nicht, auf wen sie da im Affekt eingestochen hatte. Sie hörte
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