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Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Titel: Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)
Autoren: Eveline Hall , Hiltud Bontrup , Kirsten Gleinig
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häufig mit zu Ausstellungen und ich gehe noch immer gern in Museen und zu kleinen Vernissagen. Nur um zu gucken – es könnte ja etwas dabei sein für mich. Drei Originale besitze ich schon, einen Victor Vasarely, einen Ernst Fuchs und ein Ballettbild der Tschechin Miloslava Vrbová. Ich hoffe, es kommen noch mehr hinzu.
    Das Alter wird mich nicht davon abhalten, neue Wege einzuschlagen. Das hat es nie getan. In meinem Kopf war ich immer zwanzig. Selbst als ich im Lido anfing, war ich älter als die meisten Bluebells. Gemerkt hat es niemand. Im Gegenteil, ich wirkte wie die Jüngste. Und weil ich in allen Phasen meines Lebens wieder aufgebaut wurde, alterte ich nicht. So ging es immer weiter. Niemand interessierte sich für die Zahl meiner Jahre und ich selbst dachte nicht darüber nach.
    Mein Leben ist heute einfach wunderbar. Ich habe so viele Projekte. Meine neueste Idee ist eine Modekollektion, genau in dem Stil, den Michael für mich entwickelt hat: Schlicht-elegante Kleider, deren Schnitte und Elastizität ans Ballett erinnern. Sie sollen auf einem Ball genauso umwerfend wirken wie auf der Straße oder im Probenraum. Der Clou steckt in den Accessoires, mit denen man sie variiert und immer anders aussehen lässt. Die große Wirkung der kleinen Dinge, die würde ich gern mit anderen Menschen teilen.
    Überall lerne ich Leute kennen, überall ergibt sich etwas. In Paris zog ich im Frühling mit meiner Sedcard durch die Redaktionen. Die Dame beim Figaro sagte mir: »So eine Frau in Ihrem Alter, mit einer solchen Figur, mit solchen Fähigkeiten – die haben wir in ganz Frankreich nicht.« Das ist das große Glück, das ich heute erfahre. Mir geht das Herz auf in solchen Momenten. Mein ganzes Leben habe ich darum gekämpft, mich frei zu tanzen und meine eigene Präsenz zu entfalten. Der ganze Fleiß, der Ehrgeiz und die Tränen, sie finden erst jetzt ihre Erfüllung.
    Nun gilt es, meine Mosaiksteinchen zusammenzusetzen zu einem großen Tableau: Tanz, Schauspiel, Mode, Show, Gesang. Diese Steinchen habe ich von Kindheit an gesammelt und poliert. Der große Choreograf George Balanchine hat einmal gesagt: »Tut eure Pflicht so lange, bis sie eure Freude ist.« Ich habe diese Freude an der Arbeit schon als Mädchen entdeckt und ich koste sie seither in vollen Zügen aus. Nur deshalb bin ich geworden, was ich bin. Püppi, das Zille-Kind, das immer auf der Suche ist nach den glänzenden Dingen des Lebens. Eveline, die Tänzerin, die nie aufgehört hat zu trainieren. Klopschi, das Showgirl, das seine Sexyness entdeckt und gelernt hat, was Freundschaft bedeutet. Die Schauspielerin, die die verrücktesten Rollen liebt, und die Genießerin, die sich an kleinen Dingen erfreut. Die Sängerin, die gerade neu anfängt, und nicht zuletzt das Model, das all diese Facetten vor der Kamera ausspielt. Bei all den Brüchen meines Lebens habe ich mir die Freude erhalten, das Gelernte weiter zu pflegen. Sie hat mich durch den langen Parcours getragen bis an den Punkt, wo ich mir nichts mehr beweisen muss.
    Stolz bin ich nicht darauf, nur dankbar. Ich danke dem lieben Gott, der mir den Instinkt geschenkt hat, die großen Chancen zu wittern. Der mir Augen und Ohren gab, Gelegenheiten zu erkennen, und einen Bauch, der mir sagt, wo ich richtig bin und wo falsch. Selbst aus den dunkelsten Momenten meines Lebens habe ich etwas mitgenommen. Man weiß nie, wohin eine Katastrophe führt, und ich sage immer: Abgerechnet wird zum Schluss. Auch ein Magengeschwür mag etwas Gutes bewirken.
    Ich danke auch meinen Eltern, denn ein schöneres Zuhause hätte ich niemals haben können. Und ich danke allen Förderern und Freunden, die an mich glaubten, die mir geholfen haben bei jedem Neuanfang und die mich gelehrt haben, das Leben zu genießen.
    Was ich mir jetzt noch wünsche? Dass ich erkenne, wann es Zeit ist, von der Bühne abzugehen. Dass ich die Kraft habe aufzuhören. Dass ich ohne Sentimentalität Abschied nehmen kann von der Bühne. Schlimm wäre es, wenn die Leute eines Tages tuschelten: »Schon wieder die Alte.« Das würde all das kaputt machen, was gerade so wunderbar läuft. »Wenn es aus ist, sollte man gehen. Hauptsache, es war schön, so schön«, hat Hildegard Knef einst gesungen. Und warum sollte es schwerfallen? Ich habe sie ja gehabt, alle Herrlichkeit auf Erden.

Bildnachweise

    Bildstrecke 1: S. 1–2 (oben) © privat, S. 5 © United Archives/Siegfried Pilz, S. 7 © Crystal Photographic Systems, S. 8–11 © privat, S. 13 (oben) ©
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