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Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Titel: Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)
Autoren: Eveline Hall , Hiltud Bontrup , Kirsten Gleinig
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Posen. Es ging nicht darum, kess oder schön oder witzig auszusehen. Auf vielen der Bilder erscheine ich wie entrückt, auf anderen nehme ich eckige Posen ein. »Arrivé« heißt diese Strecke, »angekommen«, und trotz aller Dynamik hat sie etwas Ruhiges. Als sei sie ein Vorbote zu dem, was mich in den kommenden Monaten erwartete. Als wolle sie sagen: Du bist an einem Punkt, der wichtig ist für dich. Schau erst mal, wie es dir dort gefällt. Was du von dort mitnimmst, bevor du weiterziehst.
    Armin Morbach hielt sein Versprechen und porträtierte mich in seinem Magazin Tush . Im Januar 2011 erschien das Heft mit mir auf dem Titel und dieses Foto ist bis heute eins meiner liebsten. Ich blicke von der Seite in die Kamera, mit verschränkten Armen in einem schwarz-weiß gestreiften Jackett, mein Haar fällt in üppigen Locken auf meine Schulter. Es ist ein Bild, das zugleich kühl und leidenschaftlich wirkt, ganz anders als die Strecke »Eveline Young Love« im Heft. Dort poussiere ich mit einem Männermodel und grabe meine Finger in seinen Vollbart – zu dieser Zeit das Must-have für junge Männer.
    Im Herbst 2010 kam auch Straulino auf mich zu. Wie aus dem Nichts kontaktierte er mich, kein Weiterreichen, keine Empfehlung steckte dahinter. Er hatte mich in Magazinen gesehen und wollte nun selbst mit mir arbeiten. Straulino, damals Ende dreißig, sollte mit zwei anderen Fotografen eine neue Zeitschrift bestücken, das Leica-S-Magazin, kurz S . Er selbst, Manuel Pandalis und Joachim Baldauf planten Porträtserien mit besonderen Models und ich war sofort bereit dazu. Straulino ist ein verrückter Typ mit Strubbelkopf, der mir auf Anhieb gefiel. Er nannte unsere Serie »Lichtgestalt. Eveline Hall und die Schönheit des Außergewöhnlichen« und inszenierte mich als düstere Nonne. Wenn ich heute diese strengen Bilder anschaue, keine Farbe, kein Lächeln, dann muss ich schmunzeln – weil wir so viel Spaß bei der Arbeit hatten. Wir hörten alte Motown-Klassiker, Jackson Five und Diana Ross, die ich in Las Vegas kennengelernt hatte. Ich liebe die Musik und bewege mich gern dazu. Auch dieses Heft erschien im Januar 2011 mit mir als einem von drei Titelmotiven. In der Designszene kam es hervorragend an und gewann gleich zwei Preise.
    Schon bevor ich ein zweites Mal für Michalsky lief, arbeitete ich in Sachen Berlin Fashion Week im Frühjahr 2011 in der Hauptstadt. Die Bread & Butter, die größte Streetwearmesse der Welt, feierte ihren zehnten Geburtstag. Sie ist einer der stärksten Magneten für die Modewochenbesucher. Zum Jubiläum sollte ein Magazin erscheinen, das Bread & Butter Birthday Book . Und Joachim Baldauf, einer der besten Modefotografen, sollte eine große Jeansstrecke beisteuern. Baldauf hat für das Zeit-Magazin und das SZ-Magazin gearbeitet, für Wallpaper und alle möglichen Zeitschriften auf der ganzen Welt. Oft fotografiert er Eva Padberg, Christina Kruse oder Claudia Schiffer; er ist ein freundlicher, bärtiger Typ. »Ich kenne kaum ein Model, das so mit mir atmet«, sagte Baldauf. »Vielleicht kommt das vom Tanz.« Wir arbeiteten in einem Rhythmus, ich sah an seinem Atmen, wann er auslösen würde, und ging in meinen Posen mit ihm mit – als würden wir miteinander tanzen.
    Am meisten berührte mich Markus Jans, der mich 2012 für das Zeit-Magazin fotografierte. Ich war wie immer darauf eingestellt, Schauspiel und Tanz einzubringen, zu strahlen oder witzig zu sein, doch dann stand ich vor diesem stillen Mann. Er war ganz anders als alle Fotografen, die ich bis dahin getroffen hatte, und suchte etwas in mir, was keiner zuvor aus mir herausholen wollte. Ich sollte ganz ruhig sein, nichts tun, als in meiner Pose zu verharren: in mich gekehrt, den Blick abgewandt, meine langen Haare im Zopf eng um den Kopf gewunden. Ich ließ mich darauf ein. Er wird schon wissen, was er tut, dachte ich. Und als das Heft erschien, mit meinem Porträt auf dem Titel, bekam ich begeisterten Zuspruch.
    Es gefiel mir, mit diesen Fotografen eine eigenwillige, nicht unbedingt gefällige Ästhetik zu erschaffen. Ich wollte, dass mein Ausdruck sich wandelte. Das klassische Gesicht sollte bleiben, aber andere Farben und neue Erfahrungen zeigen. Meine Spiellust erwachte wieder. So wie ich schon früher nicht die hübschen Mädchen darstellen wollte, interessierten mich jetzt die schönen reifen Frauen nicht mehr. Ich wollte starke, verrückte Rollen.
    Yoram Roth hatte eine für mich. Roth ist Fotokünstler in Berlin und eine
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