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Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Titel: Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)
Autoren: Eveline Hall , Hiltud Bontrup , Kirsten Gleinig
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wiederkommen«, sagte Markus Lanz nach unserer ersten Show. Dreimal war ich bei ihm zu Gast und schon nach dem ersten Auftritt fragten die anderen Sender an: der NDR, Jörg Thadeusz vom RBB Berlin, Servus TV aus Wien, der SWR in Stuttgart – in sieben Talkshows bin ich bisher aufgetreten, von Mal zu Mal habe ich es mehr genossen und wurde immer bekannter. Zur NDR Talk Show im April 2011 brachte Elke Heidenreich mir ein Buch über Rudolf Nurejew mit, einfach so, als Geschenk. Wir waren uns nie zuvor begegnet, doch sie hatte gehört, dass ich Tänzerin bin, und wollte mich kennenlernen. Das hat mich sehr gefreut.
    Ich liebe diese Fernsehrunden, auch weil ich dort einiges klarstellen kann. Viele Leute glauben, ich sei mit einem silbernen Löffel geboren. Oder dass jede schöne ältere Frau noch Model werden könne. Viele bewerben sich sogar bei Ted und wollen mir nacheifern. Ted fragt dann: »Können Sie singen und tanzen, haben Sie mit Fotografen gearbeitet? Sind Sie Schauspielerin?« Recht hat er! Mich kränken diese Frauen, denn sie missachten meine Anstrengungen. Als hätte ich niemals diesen langen Weg zurückgelegt, um so weit zu kommen. Die Jahre beim Ballett und am Theater, Fleiß, Disziplin und Durchhaltevermögen. Es ist wie mit den roten Schuhen: Ich bin als Kind hineingeschlüpft und habe sie nie wieder ausgezogen. Alles, was ich in meinem Leben gelernt habe, trainiere ich weiter, jeden Tag. Dass ich all das heute in meine Arbeit lege, macht mich aus. Und diesen Weg kann man mit sechzig nicht nachholen, um dann mit zweiundsechzig mitzumischen.
    Das ist meine Botschaft: Ich bin, wie ich bin, nicht mehr und nicht weniger. Ich rede keinem nach dem Mund und bin froh, dass ich mich nicht mehr zurückhalten muss. Beruflich steht man so oft unter Zwang und hält die Klappe. Auch ich musste Dinge tun, die mir nicht gefielen. Wehe, wenn ich gesagt hätte: Diese Rolle spiele ich nicht. Ich war engagiert, ich musste spielen. Wie viele Menschen haben ihr Leben lang Angst, den Mund aufzumachen! Ich fühle mich seit zwei, drei Jahren so frei wie nie zuvor. Ich halte mich nicht mehr zurück. Dass ich das heute kann, ist mir unendlich viel wert. Nach einer Aufzeichnung in Berlin kam eine Dame auf mich zu und bat um ein Autogramm: »Ich habe alles von Ihnen gesehen. Sie sind für uns ein Vorbild. Bleiben Sie, wie Sie sind, Sie sind so ausgesprochen ehrlich.« Da dachte ich: Mission erfüllt!
    Dass ich perfekt gekleidet bin bei meinen Auftritten, verdanke ich Michael Walter, meinem lieben Schneider, der mich in allen Lebenslagen ausstaffiert. Er kennt mich ganz genau und weiß, was zu mir passt. Ich glaube fest, es war vorherbestimmt, dass wir uns kennenlernen. Warum sonst hätte er 2004 bei mir um die Ecke einen Laden eröffnet mit dem Namen Hippodrom – Artisten- und Bühnenbedarf . Da musste ich natürlich hineingehen, kaum dass ich ihn entdeckt hatte. Ich drückte die Tür auf und fühlte mich auf einen Schlag nach Las Vegas zurückversetzt: »Hier siehts ja aus wie in unserer Garderobe!«, rief ich. Überall hingen Boas und Federhauben in leuchtenden Farben, Strassketten und Perlenschnüre, an jeder Wand und selbst unter der Decke. Alles erinnerte mich ans Lido, an diese eigene Welt mit ihren handgemachten Kostümen. Mitten im Laden stand Michael, ein blonder Typ, halb kahl, mit blauen Augen, der diese Dinge nicht nur verkaufte, sondern auch selbst nähte und zusammensetzte. Sofort waren wir im Gespräch. Michael schneiderte Kostüme für Hamburger Bühnen, für Burlesk- und Stripteasetänzerinnen. Er hatte die Truppe vom Abba -Musical eingekleidet, für die Staatsoper gearbeitet und für das Travestietheater Pulverfass. Manchmal legte er Nachtschichten ein, um innerhalb von vierzehn Tagen eine ganze Kompanie auszustaffieren. Ich war im Paradies! Eine Ewigkeit stöberte ich herum, während sich in mir die Sehnsucht nach den alten Zeiten breitmachte. Am liebsten hätte ich den Laden leergekauft, aber mir fehlten die finanziellen Mittel. Als Michael das merkte, wollte er mir etwas schenken. Das konnte ich nicht annehmen. Er hatte sein Geschäft ja gerade erst eröffnet, da musste er etwas verdienen. Ich wollte einen kleinen Teil dazu beitragen und kaufte ein Paar Ohrhänger. Der junge Mann war mir so grundsympathisch, dass ich ihn nun regelmäßig besuchte. Oft schwelgte ich nur in dem Flitterkram, doch manchmal kaufte ich eine winzige Kleinigkeit. Ich fühlte mich mit ihm verbunden, meine Showzeit und seine
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