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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen
Autoren: Charles Foster
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Situationen geben uns Sicherheit. Wenn der andere etwas sagt, und wir kennen uns deshalb in der Beziehung plötzlich nicht mehr aus, fühlen wir uns ziemlich hilflos.
    Und eben das macht eine Wahrheit schwierig: Etwas völlig
    Unbekanntes bricht über uns herein und erschüttert bisherige Gewißheiten. Das ist nicht gleichzusetzen mit enttäuschten Erwartungen. Wenn man entlassen wird, muß man mit der
    Enttäuschung umgehen, seinen Job zu verlieren. Aber man kann sich auch völlig hilflos vorkommen, weil man in eine Welt geworfen wird, wo man einen neuen Job finden muß, und das hat man vielleicht schon „ewig” nicht mehr getan, erst recht nicht auf der Ebene, auf der man sich nun befindet.
    Der Aufschub der Hochzeit zum Beispiel: Natürlich
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    enttäuschen Sie die Erwartungen Ihrer Verlobten, wenn Sie um Aufschub bitten, aber die neue, unbekannte Welt, in der sie einen Mann liebt, der das Ganze verschieben will, kann ihr zusätzlich ein Empfinden von Hilfsbereitschaft bereiten.
    Das war eines der Probleme meiner Frau, als ich ihr von „der anderen Frau” erzählte. Es gab viele Dinge, mit denen sie
    umgehen konnte, aber da war etwas völlig Neues, das sie
    ziemlich hilflos machte.

    Hilflosigkeit birgt Gefahren
    Kaum etwas veranlaßt Menschen zu derart ungewöhnlichen
    Reaktionen wie Hilflosigkeit: Sie kann sogar zu Panik oder, auf der anderen Seite der Skala, zum totalen Zusammenbruch
    führen. In Panik greift man an oder gibt Fersengeld. Bei einem Zusammenbruch verhält man sich depressiv oder sucht
    anderweitig Trost.
    Angenommen, Ihre Wahrheit ist relativ mild: Sie äußern den Wunsch, daß Ihr Liebhaber sich mehr Zeit beim Vorspiel läßt.
    Das ist doch keine große Sache, oder? Aber was, wenn er nicht weiß, was er bei einem längeren Vorspiel tun soll?
    Angenommen, er tut bereits alles, was ihm in den elfeinhalb Minuten einfällt, die das Vorspiel meistens dauert. Jetzt hört er, daß Sie von einer halben Stunde reden, in der er etwas Neues tun soll. Er fühlt sich in eine fremde Welt geworfen, wo er nicht nur keine Ahnung hat, was er tun soll, sondern außerdem noch meint, es wäre ein Fehler, Sie um Rat zu bitten. Also fühlt er sich hilflos, und zwar so sehr, daß er Sie nun wegen
    irgendwelcher sexueller Probleme angreift oder beim Sex
    überhaupt keine Initiative mehr ergreift.
    Also nicht nur um seinetwillen, sondern auch um Ihretwillen ist es sinnvoll, das Unbekannte vertrauter zu machen.

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    Lösungsansätze
    Man sollte sich überlegen, was der Betreffende für Neuland halten wird und ihm dann eine Landkarte verschaffen. Wollen Sie also Ihren Liebhaber bitten, sich mehr Zeit mit dem Vorspiel zu lassen, sollten Sie ihm auch erzählen, was er Ihnen Gutes tun könnte. Weiß er erst einmal, was von ihm erwartet wird, haben Sie das Unbekannte bekannt gemacht, und er wird sich nicht mehr so hilflos vorkommen.
    Ich kenne einen Mann, der dies unterlassen hat, als er seine Schwester bat, ihm eine erhebliche Geldsumme zu leihen. Sie hätte niemals gedacht, daß jemand - geschweige denn ihr älterer Bruder - so viel Geld von ihr leihen wollte. Sie geriet in Panik und sagte ziemlich hart und abrupt nein, weil sie nicht wußte, wie sie eine andere Lösung hätte ansprechen können. Ihre
    Beziehung litt stark darunter, weil er sich einfach nie gefragt hat, wie eigenartig es auf sie wirken müsse, wenn er sie um so viel Geld bittet.
    Wenn Sie nicht wissen, was dem anderen als Neuland
    erscheint, sollten Sie zunächst darauf hinweisen, daß Sie beide sich auf unbekanntem Terrain befinden und sich soviel Zeit lassen werden wie nötig, um alle Aspekte der Angelegenheit zu durchleuchten.
    Auch der Hinweis, daß Sie den Betreffenden mit der Sache
    nicht allein lassen, ist hilfreich: Alles darf auf den Tisch gepackt werden. Sie könnten beispielsweise sagen: „Ich weiß, daß du noch nie in der Situation warst, um einen Aufschub bei der Hochzeit gebeten zu werden, aber wir können so lange darüber reden, bis du genau weißt, wie du damit umgehen willst. Ich will dir nicht die Verantwortung zuschieben, sondern nur sagen, daß wir das gemeinsam meistern können.”
    Es ist zu erwarten, daß Sie solche Aussagen wiederholen
    müssen. Doch das Unbekannte ist nie weit entfernt. Es ist gut, wenn der Betreffende weiß, daß man ihn weiterhin unterstützen
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    wird.

    Der andere befürchtet einen Verlust

    Manchmal liegt das natürlich auf der Hand, wie zum Beispiel bei dem Aufschub: Gehen Sie davon aus, die
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