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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen
Autoren: Charles Foster
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bieten kann.
    Eine Entschuldigung besteht jedoch nur aus Worten, und
    manchmal reicht das nicht. Man sollte sich also immer fragen, ob man neben einer Entschuldigung noch etwas tun oder geben
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    kann, was dem Stachel der enttäuschten Erwartung die Spitze nimmt.

    Der andere fühlt sich schuldig

    Geben Sie dem anderen ein Schuldgefühl, zieht er sich entweder zurück oder greift Sie an. Deshalb sind Schuldgefühle Gift für Beziehungen. Alles, was man tun kann, um schon im Vorfeld
    Schuldgefühle auszuschalten, hält Schaden von der Beziehung fern. Aber oft ist uns gar nicht bewußt, wie leicht simple Wahrheiten zu Schuldgefühlen führen können.
    Die Geschichte meines Hundes
    Vor etwa einem Jahr brachte ich meinen alten, kranken Hund zum Tierarzt. Ich hoffte zwar, daß der etwas für ihn tun konnte, befürchtete aber das Schlimmste. Nach der Untersuchung
    meinte die Tierärztin, es sei angesichts seines Alters nicht fair, ihm die Angst und den Schmerz einer Behandlung anzutun. Sie empfahl, ihn einzuschläfern.
    Kein Tierarzt der ganzen Welt sagt so etwas gerne. Aber diese Frau hatte ein instinktives Verständnis dafür, was der Verlust für mich bedeutete. Mein Problem war nicht so sehr, daß mein
    Hund sterben würde, denn er war schon ziemlich alt. Mein
    wirklicher Verlust lag woanders. Das muß ihr bewußt gewesen sein, denn sie fand tröstende Worte dafür: „Er hatte ein sehr gutes Leben, und Sie haben offensichtlich alles
    menschenmögliche für ihn getan.”
    Damit ging sie nicht auf meine Trauer, sondern auf meine
    Schuldgefühle ein. Sie brauchte mir nicht zu sagen, daß ich einen neuen Hund kaufen konnte und daß ich über den Verlust hinwegkommen würde. Ich hatte schon früher Haustiere
    verloren. Aber der Gedanke, er könne vielleicht kein gutes Leben gehabt oder ich nicht alles in meiner Macht Stehende für ihn getan haben, hätte leicht ein Schuldgefühl wecken können,
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    von dem ich mich sicher nicht so bald erholt hätte.
    Fast alles, was man sagt, kann dazu führen, daß ein anderer sich schuldig fühlt. Die Hochzeit verschieben zu wollen kann Ihrem Verlobten das Gefühl geben, er sei schuldig, weil er zuviel Druck ausgeübt hat. Weil er dieses Gefühl aber haßt und es nicht zulassen will, könnte er Sie nun mit einer Debatte über den Druck, der von ihm ausging, überraschen.

    Lösungsansätze
    Versuchen Sie, das Schuldgefühl unmittelbar zu verhindern.
    Fragen Sie sich, weshalb der andere sich schuldig fühlen könnte, und sagen Sie ihm dann explizit, daß er dafür nicht
    verantwortlich ist. Zum Beispiel: „Ich bitte nicht um den
    Aufschub, weil ich denke, du hättest irgend etwas falsch
    gemacht. Du hast im Hinblick auf unsere Heirat auch keinerlei Druck auf mich ausgeübt. Ich brauche einfach ein bißchen mehr Zeit, um mich innerlich vorzubereiten.”

    Der andere fühlt sich verraten

    Wenn man durch eine Wahrheit enttäuscht wird, ist das eine Sache, etwas ganz anderes ist es, wenn man selber jemanden enttäuscht. Verrat ist ein Wort, das dem einen oder anderen dazu einfallen dürfte.
    Angenommen, Sie müssen einen Mitarbeiter in Ihr Büro
    zitieren und ihm sagen, daß seine Leistungen ziemlich
    nachgelassen haben. Ihre Argumentation bringt ihn völlig außer Fassung, denn eigentlich hatte er eine Beförderung erwartet. In der Folge streitet er sich womöglich mit Ihnen, weil er die Kritik für grundlos hält. Vielleicht regt es ihn auch auf, daß Sie ihn nicht schon viel früher über sein Leistungsdefizit aufgeklärt haben. Er verteidigt sich nicht, sondern greift Sie an.
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    Oder angenommen, Sie bitten Ihre Eltern um Geld. Die sind
    vielleicht darüber enttäuscht, weil sie Sie für selbständiger gehalten hatten. Andererseits könnten Sie sich auch verraten fühlen, weil sie unter dem Eindruck standen, die letzte Summe, mit der sie Ihnen unter die Arme gegriffen hatten, reiche
    eigentlich aus.

    „ Wie konntest du mir das nur antun?”
    Der andere ist garantiert enttäuscht, wenn er fragt, wie Sie ihm das antun konnten - noch dazu mit Absicht. Das liegt meist nicht an der Wahrheit an sich, sondern daran, daß man nichts
    unternommen hat, als sie sich zu einer Realität entwickelte. Ihre Verlobte ist vielleicht enttäuscht, wenn Sie die Hochzeit
    verschieben wollen, aber sie fühlt sich verraten, wenn Sie sich nicht auch schon, bevor Sie gemeinsam das Hochzeitsdatum
    festlegten, um Ihre eigenen Belange gekümmert haben.

    Lösungsansätze
    Bevor man seine Wahrheit
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