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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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antwortet meine Mutter scharf. »Papa wird eine andere Stelle finden, und zwar bald, das ist noch nicht das Ende der Welt.«
    Ich kann ihr nicht glauben, denn sie strahlt etwas ganz anderes aus, als ihre beruhigenden Worte vermitteln sollen.
    »Mama, er findet doch eine neue Stelle … oder?«
    Meine Mutter sagt darauf nichts und ich fürchte, genau das ist die passende Antwort.
    In dem Augenblick kommt mein Vater aus dem Schlafzimmer. Sein Gesicht ist angespannt und gerötet.
    »Kinder«, sagt er mit brüchiger Stimme, »ab heute wird sich einiges ändern.«
    »Was haben sie dir gesagt?«, fragt meine Mutter.
    »Einen Scheißdreck haben sie mir gesagt«, erwidert er und wird wieder laut. Das passiert sonst nie, und normalerweise benutzt er auch keine Kraftausdrücke. Federico weicht ein paar Schritte in Richtung Zimmertür zurück, während ich das Ganze bestürzt beobachte.
    »Schatz, weißt du, du wirst schon sehen …«, stammelt meine Mutter, aber er hört ihr nicht mehr zu. Er läuft an mir vorbei, schnappt sich seinen Mantel von der Garderobe und geht Richtung Wohnungstür.
    »Ich gehe in die Fabrik«, sagt er kopfschüttelnd eher zu sich selbst als zu jemand anderem. »Himmelherrgott …«
    »Jetzt warte mal, erklär es mir doch«, beharrt meine Mutter und versucht erfolglos, ihn zurückzuhalten.
    So bleiben wir stumm und starr zu dritt zurück. Federico wirkt geschockt, während mir tausend Gedanken durch den Kopf wirbeln. Mein Vater ist nicht der Erste und bestimmt nicht der Letzte, der seine Arbeit verliert. In letzter Zeit ist das vielen Leuten passiert, die ich kenne: Freunden meiner Eltern, Verwandten, den Eltern unserer Mitschüler. Im Fernsehen geht es doch nur noch um die Wirtschaftskrise und man hört von Tausenden solcher Schicksale. Ich weiß, das ist idiotisch, aber ich habe immer geglaubt, diese Geschichten würden mich nie betreffen.
    Ich werde mir einen Job besorgen, denke ich. Federico kann nicht arbeiten, ich schon. Dann bin ich eben eine Schülerin mit Nebenjob, was ist schon dabei? Das tun doch viele. Man kann wunderbar weiter lernen, auch wenn man nebenbei arbeitet. Das ist zwar anstrengend, stimmt, aber es geht. So wie man gleichzeitig Schriftsteller und Klempner, Journalist und Anstreicher sein kann oder wie Luca, mein Luca, der gesagt hat, dass er mal auf einem Bauernhof leben und einen Film drehen und eine Trattoria aufmachen wird und dann beschließt, vernünftig zu werden und Wirtschaft zu studieren. Oder nicht?
    Während mir das alles durch den Kopf geht, spüre ich zum ersten Mal einen heftigen Anfall von Sehnsucht. Ich gehe in mein Zimmer, schalte den Computer ein und öffne Skype. Jetzt muss ich ganz dringend mit Luca reden.

7  Luca
    »Los, du Blödmann, jetzt zeig dich endlich!«
    »Einen Moment, ich muss noch die Webcam einrichten!«
    »Du bist viel zu nah dran! Stell sie weiter weg. Aber … du siehst irgendwie anders aus.«
    »Ich habe mir ein Zungenpiercing stechen lassen.«
    »Du hast dir was  …? Ach Quatsch, du nimmst mich bloß auf den Arm.«
    »Und ich habe mir einen Drachen auf den Rücken tätowieren lassen, bin jetzt Buddhist und habe eine neue Freundin.«    
    »Gut so, dann hast du wenigstens Gesellschaft, wenn ich nicht da bin. Ich bin nämlich lesbisch geworden und bin jetzt mit Martina zusammen, ich hoffe, du hast nichts dagegen.«
    »Nein, ganz im Gegenteil, du weißt doch, dass ich auf Dreiecksbeziehungen stehe.«
    »Los, mach schon, zeig mir endlich dein neues Zuhause!«
    Ich hatte mir schon gedacht, dass Alice mich danach fragen würde, deshalb habe ich mich gleich am ersten Tag meines Amerikaaufenthalts, trotz der Auswirkungen des Jetlags (inzwischen bin ich mir fast sicher, dass ich nie mehr schlafen werde) kleinen Verschönerungsarbeiten an den Räumen gewidmet, obwohl das ein wenig dem Versuch gleicht, eine Müllkippe so herzurichten, dass sie nach Schöner wohnen aussieht. Ich habe überall gefegt und gewischt und mein Bestes gegeben, um Flecken zu entfernen, die höchstwahrscheinlich noch aus der Steinzeit stammen. Ich habe sämtliche Küchenschränke ausgeräumt und dabei Dutzende Konserven mit abgelaufenem Verfallsdatum weggeschmissen und sogar den Eisberg zum Schmelzen gebracht, den ich im Gefrierschrank vorgefunden habe. Danach habe ich mir die Wände im Schlafzimmer vorgenommen und mit den Fotos, die mir Alice mitgegeben hat, »damit ich sie nicht vergesse«, die diversen Risse und Stockflecken überdeckt. Schließlich habe ich noch
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