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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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Internet stand allerdings nichts davon, dass die Stadt vollständig im Nebel versinkt, was mich zunächst etwas verblüfft. Nicht wegen des Nebels an sich (den kenne ich aus Mailand nur zu gut), aber ich war davon überzeugt, dass in Kalifornien ständig die Sonne scheint und alle in Badeklamotten und mit einem Surfbrett unterm Arm herumlaufen.
    Als ich gerade auf dem Fahrplan nachsehe, welcher Bus wohin fährt, hält direkt vor mir eine orangefarbene Straßenbahn, die genauso aussieht wie unsere in Mailand. Ich wundere mich noch über den Zufall, da fällt mir das Logo meiner Heimatstadt ins Auge und ich lese zu meiner völligen Verblüffung, dass auf einer der Türen »Einstieg« und auf der anderen »Ausstieg« steht.
    Auf Italienisch.
    Okay, ich habe anscheinend das falsche Flugzeug genommen.
    Und ich bin nicht nur nicht in San Francisco angekommen, sondern offensichtlich immer noch in Mailand. Gut, in einem etwas anderen Mailand mit ein wenig mehr Sonnenschein und mehr Obdachlosen, als ich das in Erinnerung habe (zugegebenermaßen sehr freundlichen und besonders jungen Obdachlosen), aber ich sage mir, das kann ja wohl nicht das legendäre San Francisco sein. Und falls doch, muss ich feststellen, dass es hier nicht viel anders aussieht als in einem tristen Vorstadtviertel meiner Heimatstadt.
    Ich beschließe, diese merkwürdigen ersten Eindrücke zu ignorieren und besteige mit meinem großen Koffer einen Bus nach Castro. Auch hier scheint keiner älter als dreißig zu sein.
    Ein paar Haltestellen lang folgt der Bus der Market Street, dann biegt er in eine kurvenreiche, steil ansteigende Straße ein (obwohl die Steigung nicht ganz so steil ist wie auf den Fotos im Internet). Sofort ändert sich die Umgebung komplett. Die hohen Gebäude der Stadtmitte (inzwischen habe ich bemerkt, dass ich tatsächlich im Zentrum war) weichen niedrigeren, heruntergekommenen Häusern mit höchstens zwei oder drei Etagen, in deren Erdgeschoss meist merkwürdige Läden untergebracht sind und deren Fenster mit bunten Plakaten zugepflastert sind.
    Endlich erreiche ich mein Ziel: Clayton Street 1421, ein ramponiertes Wohnhaus, dessen einziger »Schmuck« mehrere Satellitenschüsseln und Aufputzleitungen sind. Die Haustür steht offen, daher gehe ich hinein und hoch in den dritten Stock. Dort gibt es nur eine Tür, ich kann mich also nicht irren. Ich klingele. Die Tür öffnet sich sofort, als hätte dahinter schon jemand mit der Hand auf der Klinke gewartet.
    »Hi guy!« , ruft ein Typ um die dreißig mit einem fetten Joint zwischen den Lippen. »Luca?«, meint er fragend und deutet mit dem Zeigefinger auf mich.
    »Freut mich«, sage ich und strecke die Hand aus, die er entsetzt anstarrt, als wäre es eine Schlange, die mir zufällig aus der Schulter gekrochen ist.
    »Okay, fly in, I’ll show you your nest«, sagt er, wobei er die Worte so zusammenzieht, als wäre es ein einziges.
    Flieg rein, ich zeige dir dein … Nest? Heißt »nest« wirklich Nest?
    Während ich versuche, seine Geheimsprache zu enträtseln, fängt er an, mit seinen Händen einen fliegenden Vogel nachzuahmen und laut lachend vor mir durch die Wohnung zu flattern. Ich hatte also doch richtig verstanden, und darüber bin ich richtig erleichtert. Wie schon am Flughafen brauche ich immer ein wenig, um das Gehörte zu verarbeiten, aber dann verstehe ich es doch richtig.
    Die Wohnung besteht aus einer stinkenden Miniküche mit kaputten Fliesen und einem verrosteten Kochfeld, einem Bad, das kaum größer ist als eine Duschkabine, und einem Zimmer mit auffälligen Stockflecken an den Wänden. Außerdem befinden sich darin ein Bett, ein Kleiderschrank und eine Fenstertür, die auf einen Balkon führt, wo mehrere Töpfe voll Erde stehen, doch Pflanzen sind keine zu sehen.
    Die Fotos im Internet waren deutlich einladender.
    Plötzlich springt eine Katze aufs Bett und starrt uns an.
    »Das hier ist Luca«, sagt der Typ zu der Katze. »Er wird sich um dich kümmern.«
    Die Katze macht »Miau«, was aber wie ein »Geht klar« klingt.
    »Außerdem musst du die Pflanzen gießen«, fügt er hinzu. »Zweimal die Woche.«
    »Okay, aber … welche Pflanzen?«
    Der Kerl starrt mich an und nickt mehrmals, während er Rauch ausstößt.
    »Die Pflanzen«, meint er und wird plötzlich leiser, »werden schon wachsen.«
    Die Miete für die erste Woche lässt der Typ sich gleich in bar geben, dann sagt er »Bis bald« und verschwindet, wobei er wieder mit den Händen durch die Wohnung
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