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Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Titel: Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
Autoren: Heyne
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wäre, wie jede Woche neu versprochen und von den Käufern der Diätblätter heiß ersehnt wird, kann doch etwas nicht stimmen. »Warum habe ich das bloß in den letzten Wochen, Monaten, Jahren und – äh – Jahrzehnten nie geschafft?«, fragen sich Isi und Sabine, während sie in der neuen »Welt für die Frau« Ursula anstarren. »Die 53-jährige vierfache Mutter«, so steht in der Bildunterschrift, »versteckte ihre 130 Kilo früher unter wuchtigen Zelt-Shirts.« Und jetzt hüpft sie mit 60 Kilo Fliegengewicht im geblümten Sommerkleidchen durch die Diät-Seiten. »Wenn die das hinkriegt, schaff ich das ja wohl auch«, sagen sich Isi und Sabine. Logisch: Alles erscheint simpel. Man muss ja nur durchhalten. Nicht denken, nicht kreativ sein, nicht an unlösbaren Aufgaben scheitern – sondern nur das machen, was im Diät-Plan steht. Und zwar einmal richtig. Und danach nie wieder.
    Isi hat mir das Prinzip mal erklärt, als ich sie, bewaffnet mit Diätrezepten, im Supermarkt traf: »Dass es beim letzten Mal nicht geklappt hat, lag einfach daran, dass ich am Tag drei der Diät keine Biodatteln fand, das Dattel-Rezept nicht machen konnte und kurzerhand wieder aufgeben musste. Außerdem wussten die Zeitschriftenmacher nicht, dass Oma am Tag zwei Geburtstag hatte und den Rest ihres Lebens beleidigt gewesen wäre, wenn ich ihre Torte verweigert hätte. Die Sache mit dem Heißhunger in der Nacht von Tag eins auf Tag zwei war auch nicht einkalkuliert.«

     
    »Schwamm drüber«, meint Isi und blickt optimistisch in die Zukunft: Nur gut, dass Neujahrstage und Urlaube sich jährlich wiederholen. »Beim nächsten Mal wird alles besser.« Hinter solchen Ansagen steckt meist das Zweite Ich, eine komische Stimme, die sich immer einmischt, wenn es um Ausreden geht. Das Zweite Ich hat merkwürdige Argumente – in guten wie in schlechten Zeiten. Beim Vorsätze-Fassen ist es unglaublich vernünftig, macht Versprechungen, zaubert Motivations-Bilder in den Kopf und weiß zu überzeugen. Es will nur unser Bestes – also gesundes Essen, eine gute Figur und Erfolg in jeder Hinsicht.
    Am schönsten säuselt es in der Planungsphase:
     
    Zweites Ich: »Stell dir mal vor, wie großartig dein Leben wird, wenn du diesmal durchhältst. Du wirst phantastisch aussehen. Alle werden dich bewundern. Jede Klamotte wird passen. Deine Probleme werden sich in nichts auflösen. Das Glück wird dir zufliegen.«
     
    Das gefällt dem Ich , davon kann es gar nicht genug kriegen. Die Motivation steigt von Minute zu Minute, die Stimmung ist prima. Ich und Ich sind ein starkes Team – bis der erste leichte Hunger aufkommt.
     
    Ich und Ich bestärken sich gegenseitig: »Jetzt bloß nicht schwach werden. Heute bleibt der Kuchen mal beim Bäcker.«
     
    Langsam wird Bauchgrummeln hörbar. Die Stimmung wird schlechter. Es ist, als ob ein kühler Wind aufkommt. Das Ich gerät ins Schwanken.
     
    Ich: »So ein Kuchen wäre jetzt doch ganz schön.«
     
    Das Zweite Ich schwankt mit.
     
    Zweites Ich: »Hast nicht ganz unrecht. Aber wir haben heute morgen noch was anderes beschlossen, vergiss das nicht.«
     
    Das Ich windet sich noch, gerät aber bald – vom Hunger gebeutelt – in Not:
     
    Ich: »Nein, das vergesse ich nicht, aber, Hilfe, mir geht’s richtig schlecht. Ich glaube, das überlebe ich nicht.«

     
    Zweites Ich: »›Nicht überleben?‹ Was soll das heißen: ›Nicht überleben‹?«
     
    Ich: »Alles. Mein Herz rast, mein Körper zittert, mein Hirn und mein Bauch schreien um die Wette, ich kippe gleich um, wenn jetzt nichts kommt.«
     
    Das Zweite Ich erkennt den Ernst der Lage. Es ist ja kein Bösewicht, sondern der Freund und Helfer des Ichs. Es will nur sein Bestes – aber das ist erst in zweiter Linie die Gesundheit, die Figur und der Bodymassindex. In erster Linie geht’s ums Überleben. Und sobald das Ich an diesem zweifelt, wechselt das Zweite Ich automatisch die Strategie:
     
    Zweites Ich: »Na los, her mit dem Kuchen! Hau rein! Das muss ja jetzt sein!«
     
    Puh, das Ich ist erleichtert. Die bedrohliche Hungersnot konnte im letzten Moment abgewendet werden, alles ist wieder gut. Aber da war doch noch was? Ach ja, das Grundproblem mit dem Abnehmen ist nicht gelöst. Die chronische Unzufriedenheit ist ja auch nicht einfach verschwunden. Sie kommt wieder, sobald man schön satt ist.
     
    »Und was jetzt?«, fragt das Ich .

    DIÄTEN FUNKTIONIEREN NICHT!
    Wer dir eine Diät verkauft, will nicht, dass du Erfolg hast. Er will dir noch
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