Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst

Titel: Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
Autoren: Dean C. Delis , Cassandra Phillips
Vom Netzwerk:
nicht an das Schlechte.
    Die Frage ist jetzt – wo hört das Paradox auf und wo fangen unsere »wahren« Gefühle an? Wenn wir einen Partner begehren, den wir verlassen haben, geschieht das in der Hauptsache deshalb, weil wir die Kontrolle über ihn/sie verloren haben und Leidenschaft für sie/ihn empfinden, weil wir sie/ihn nicht mehr haben können? Oder sehen wir die Beziehung jetzt in einem neuen Licht, daß es uns gestattet, positive Gefühle, die zwar immer da, aber unter schädlichen Verhaltensmustern versteckt waren, wieder zu entdecken?
    Wenn wir eine Beziehung beenden wollen – ist es deswegen, weil das Paradox die Schwächen unserer Partner und unser Gefühl zu heucheln erbarmungslos verstärkt? Oder wollen wir deshalb gehen, weil wir im Grunde wissen, daß die Beziehung unsere Bedürfnisse nicht befriedigt und es auch nie tun wird?
    Die Zeit wird es weisen
    Ich sah Laura und Paul vier Monate lang. Sie waren vorbildliche Patienten. Beide arbeiteten hart und meisterten die Kommunikation ohne Schuldzuweisung, und beide konnten ihre zwischenmenschlichen Verhaltensmuster klar erkennen. Sie erarbeiteten eine gute Ausgewogenheit zwischen gesunder Distanz und emotionalerNähe. Keiner von beiden verhielt sich über- oder unterlegen.
    Aber im vierten Monat hatten wir eine entscheidende Sitzung. Laura gestand, daß sie trotz ihrer großen Zuneigung zu Paul immer noch wünschte, sie könnte einfach »noch ein bißchen mehr ›Pfiff‹ empfinden«.
    Â»Ich weiß, ich sollte dieses unbestimmte Gefühl als Hinweis auf ein unterschwelliges Verhaltensmuster interpretieren. Aber ist es nicht einfach möglich, daß ich nur einen Durchhänger habe, der sich in ein paar Sitzungen wieder klärt? Ich glaube wirklich, daß das zwischen Paul und mir etwas Besonderes ist, und er ist so ein guter Mann. Ich möchte nicht, daß etwas so Flüchtiges ein Problem wird. Ich glaube zumindest, daß es vorübergehend ist… Auf jeden Fall denke ich, daß es sehr wichtig ist, wenn man bestimmte Dinge in einer Beziehung, die nicht vollkommen sind, einfach akzeptiert, weil nicht alles perfekt sein kann. Richtig?«
    Laura, die offensichtlich verwirrt war, fing wieder an, sich selbst zu pathologisieren. Ich schielte zu Paul hinüber. Es überraschte mich nicht, daß er bekümmert und traurig aussah. Er sagte:
    Â»Ist schon okay, Laura. Wir wissen beide, worüber du sprichst, und ich möchte nicht, daß du wieder anfängst, dich schlecht zu fühlen. In Wirklichkeit schlage ich mich auch mit etwas herum.«
    Laura war überrascht, und Paul fuhr fort:
    Â»Es fällt mir schwer, das zu sagen. Ich vertraue dir vollkommen, aber ich kann bestimmte Gefühle auch nicht abschütteln. Wenn du mittags Geschäftsessen mit Männern hast, leide ich. Wenn ich an deinem Büro vorbeikomme, und du bist nicht da, ist das wie ein Dolchstoß. Ich habe diese Träume über dich und andere Männer, die mich nicht kümmern sollten, aber sie stören mich. Und ich muß mich tagtäglich mit dieser Angst herumschlagen … es macht mich einfach fertig. Und ich weiß, daß das etwas bedeutet – genau wie deine Gefühle etwas bedeuten.«
    Pauls und Lauras Augen standen beide voller Tränen.
    Â»Wir haben so hart gearbeitet, Laura. Und ich glaube, wir haben etwas Wundervolles gefunden. Aber ich fürchte, es ist …eher Freundschaft. Ich denke, manchmal muß man sich den Tatsachen einfach stellen.«
    Laura ergriff Pauls Hand und drückte sie. Ein paar Augenblicke lang konnte sie nicht sprechen. Dann sagte sie:
    Â»Ich liebe dich, Paul. Ich habe mich noch nie jemandem so nahe gefühlt. Manchmal ist es so, als ob wir beide es erzwingen wollen, und ich weiß, daß es uns beiden bewußt ist. Jetzt fühle ich mich so schuldig, als ob ich dich ein zweites Mal an der Nase herumgeführt und dein Leben wieder kaputtgemacht hätte.«
    Paul unterbrach sie schnell: »Hör mal, Laura, manchmal braucht man Zeit, um so etwas herauszufinden.«
    Wir verbrachten den Rest dieser Sitzung und noch eine weitere damit, ihre Gefühle zu ergründen. Je mehr sie darüber sprachen, desto mehr waren sie der Meinung, daß sie ihre Beziehung beenden sollten. Sie sagten sich, wie traurig sie wären, und diskutierten darüber, wie sie es in der Kanzlei halten sollten. Paul gestand, daß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher