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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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wie ein Pfannkuchen. Zum anderen, weil ich befürchte, dass Ingo sich von den Elbbrücken stürzen oder Abflussreiniger saufen wird, wenn ich ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen lasse.
    Also rufe ich Luzie an und bitte sie, den Laden heute allein zu schmeißen, was glücklicherweise kein Problem ist. Einen Tag nach der großen Blumenschlacht zu Valentin ist bei uns ohnehin nicht sonderlich viel los.
    Mein nächster Anruf geht ins Sekretariat von Ingos Schule. Ich erkläre der netten Sekretärin, dass Herr Becker sich leider eine schlimme Erkältung eingefangen habe und daher heute nicht kommen könne. Das versteht die nette Sekretärin und bittet mich, Herrn Becker die besten Genesungwünsche auszurichten. Vielleicht wird seine Klasse ihm ja auch noch ein Bild malen oder so, das tun Kinder für beliebte Lehrer. Und ich glaube, Ingo ist sehr beliebt. Wenn schon nicht bei den Frauen, dann doch immerhin bei seinen Schülern. Das ist doch besser als nichts!
    »Weißt du«, meint Ingo, während wir eng aneinandergekuschelt auf meinem Sofa liegen und zusammen noch einmal »Ein Herz und eine Krone« gucken (Ingo ist nämlich genau so ein Fan von alten Hepburn-Filmen wie ich), »das Schlimme ist, dass ich Andrea wirklich geliebt habe. Und dass ich mir so sicher war, dass sie endlich die Richtige ist.«
    Kurz schluchzt er auf, aber glücklicherweise entwickelt sich daraus kein handfester Weinkrampf.
    »Ich weiß«, erwidere ich und drücke seine Hand. »Ich weiß sogar ganz genau, wie du dich gerade fühlst.« Und natürlich muss ich dabei prompt an Tom denken, der mich ja auf ähnlich unschöne Weise abserviert hat.
    »Und außerdem«, spricht Ingo weiter, stockt dann aber, weil ihm nun doch wieder die Tränen kommen. »Jetzt bin ich wieder ganz allein«, bricht es dann aus ihm heraus.
    »Aber du bist doch nicht allein«, tröste ich ihn mütterlich.
    »Ich bin bei dir.«
    »Das ist aber nicht das Gleiche.«
    »Na ja«, meine ich und versuche, den leichten Anflug von Beleidigtsein tapfer herunterzuschlucken, weil das ja nun völlig fehl am Platze ist. »Es ist aber doch besser, als wirklich ganz allein zu sein. Wir können von Glück sagen, dass wir uns haben.«
    Ingo nimmt mich noch etwas fester in den Arm und vergräbt sein Gesicht an meiner Schulter. »Das stimmt. Bin echt froh, dass ich dich habe.«
    So liegen wir einfach schweigend da, während Audrey Hepburn gerade jemandem eine Gitarre über den Kopf zieht. Doch auf einmal spüre ich, wie noch ein anderes Gefühl in mir aufsteigt. Eine Art … schlechtes Gewissen. Ja, tatsächlich, ich schäme mich ein bisschen. Weil ein klitzekleiner Teil in mir ganz froh darüber ist, dass Andrea mit Ingo Schluss gemacht hat. In den letzten Monaten habe ich Ingo ja nicht mehr so oft wie sonst zu Gesicht bekommen. Was logisch ist, denn den Großteil seiner Zeit hatte er lieber mit Andrea als mit mir verbracht. Tja, und jetzt habe ich ihn wieder ganz für mich allein. Für verregnete Wochenenden auf dem Sofa, für Kinobesuche, für gemeinsame Kochexperimente und Ausflüge ins Alte Land. Ich seufze. Ja, irgendwie ist es doch ganz schön, dass ich von uns beiden nicht mehr die Einzige bin, die keinen Partner hat.
    »Warum seufzt du?«
    Mit einem Schlag werde ich rot wie ein Feuermelder.
    »Äh«, stottere ich und suche fieberhaft nach Worten, weil ich ja schlecht sagen kann, was ich gerade gedacht habe.
    »Tante Ilse«, murmele ich dann.
    »Tante Ilse?«
    »Ja, ich musste gerade daran denken, dass ihr Boiler doch kaputt ist und sie kein warmes Wasser hat.«
    »Entschuldige mal«, gibt Ingo sich nun einigermaßen empört, »mir wurde gerade bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen – und du machst dir Gedanken über den Boiler meiner Tante?«
    »Tut mir leid«, erwidere ich kleinlaut. »Ich musste halt daran denken, dass sie kein warmes Wasser mehr hat, und es ist doch so kalt …«
    »In Ordnung.« Ingo macht Anstalten, aufzustehen.
    »Was, in Ordnung?«
    »Dann fahren wir halt zu ihr hin, und ich gucke mir das Teil mal an.«
    »Das muss doch jetzt wirklich nicht sein«, widerspreche ich.
    »Wieso nicht?« Ingo zuckt lapidar mir den Schultern.
    »Was Besseres habe ich heute ja eh nicht zu tun. Vielleicht lenkt mich ein Besuch bei meiner durchgeknallten Tante ja sogar ein bisschen ab. Außerdem will ich nicht schuld sein, wenn sie an einer doppelten Lungenentzündung verendet.«
    Mit diesen Worten ist er bereits dabei, sich die Schuhe anzuziehen.
    »Meinst du wirklich?«
    »Klar,
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