Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
Vom Netzwerk:
lass uns hinfahren.«
     
    Notiz an mich selbst:
    Aufhören, zu denken, dass es
    ja eigentlich auch ganz schön
    ist, dass Ingo wieder Single
    ist. Das ist nämlich egoistisch
    und gemein.
     
    »Ach, Gottchen! Wie seht ihr denn aus?« Tante Ilse schlägt erschrocken die Hände vors Gesicht, als sie uns die Tür öffnet. Ich könnte jetzt sofort das Gleiche tun: die Hände vors Gesicht schlagen und sie fragen, wie sie denn aussieht. Ihre sonst dunklen Haare sind platinblond gefärbt, sie steckt in einem pinkfarbenen Pullover, dazu trägt sie Shorts und Stiefel. Eine Mischung aus Barbara Cartland und einer pubertierenden Vierzehnjährigen – für eine Dame von zweiundsechzig vielleicht nicht ganz der passende Look.
    »Frag nicht«, meint Ingo. »Ich will mir nur deinen Boiler ansehen.« Dann stapft er an ihr vorbei in ihre Wohnung, ich trotte ihm hinterher. Tante Ilse folgt uns und fragt natürlich trotzdem weiter.
    »Was ist denn los? Seid ihr gestern irgendwo versackt und habt die Nacht durchgemacht?«
    »Das trifft es in etwa«, gibt Ingo sich immer noch einsilbig und entert das Badezimmer. »Was ist denn das Problem mit dem Teil?«
    »Also, wir setzen uns jetzt erst einmal ins Wohnzimmer und trinken zusammen eine Tasse Tee«, befiehlt Ilse energisch. »Und dann erzählt ihr mir, was passiert ist.« Typisch Therapeutin, muss erst mal über alles reden.
    Ingo wirft mir einen genervten Blick zu, ich zucke nur mit den Schultern und sage: »Eine Tasse Tee wäre jetzt vielleicht gar nicht schlecht.« Aus dem genervten Blick wird ein deutliches »Du Verräterin, du!«
    Fünf Minuten später stellt Ilse uns beiden und sich selbst drei dampfende Tassen hin. Dann nimmt sie auf dem Sessel, der uns gegenüber steht, Platz und sieht uns auffordernd an.
    »Wo drückt denn der Schuh?«
    Ingo nimmt einen Schluck Tee. Vermutlich, um Zeit zu gewinnen. Doch dann sagt er in einem ziemlich resignierten Tonfall: »Andrea hat sich von mir getrennt.«
    Ilse nickt. »Das war zu erwarten.«
    »Wie bitte?«, fährt Ingo sie an. »Wieso war das zu erwarten? Du hast sie doch gar nicht gekannt!«
    »Aber ich kenne dich«, stellt sie dann fest. Ich habe etwas Mühe, ihr zu folgen.
    »Was meinst du damit?«, will ich wissen.
    »Zu dir komme ich gleich auch noch«, erklärt sie knapp.
    Was soll das hier werden? Das Jüngste Gericht?
    »Ingo«, beginnt sie dann versöhnlicher. »Ich kenne dich schon dein ganzes Leben lang, schließlich habe ich dich großgezogen. Und ich mache mir halt auch so meine Gedanken.«
    »Das darfst du gern tun«, fällt Ingo ihr ins Wort. »Und am besten ist es, wenn du diese Gedanken dann für dich behältst.«
    »Ich will doch nur helfen.«
    »Tante Ilse, du musst mich wirklich nicht therapieren. Hast du nicht genug andere Patienten?«
    »Ich will dich nicht therapieren, und ich sehe dich auch nicht als Patient. Ich möchte dich einfach nur mal darauf hinweisen, dass deine Beziehungen daran scheitern, dass du dir immer die falschen Frauen suchst.«
    »Ach?«, gibt Ingo überrascht zurück. »Tue ich das?«
    »Na ja, offensichtlich schon, deine Freundin hat ja gerade Schluss gemacht.«
    »Ich will jetzt nicht gemein werden«, sagt Ingo und nimmt noch einen Schluck Tee. »Aber du bist, so lange ich denken kann, ebenfalls Single.« Für einen kurzen Moment huscht ein verletzter Ausdruck über Tante Ilses Gesicht. »Tut mir leid«, fügt Ingo hinzu, der wohl auch bemerkt hat, dass er sie getroffen hat.
    »Aber über mich reden wir hier nicht«, gibt Tante Ilse sich dann im nächsten Moment wieder selbstbewusst. »Ich hatte meine Gründe, allein zu bleiben, aber die sollen hier keine Rolle spielen. Es geht darum, dass du, Ingo, und auch du, Carla, einfach langsam aus dem Alter für Teenagerschwärmereien raus seid.«
    »Teenagerschwärmereien?«, echoen Ingo und ich wie aus einem Mund.
    »Ja«, bestätigt Tante Ilse. »Ihr habt offensichtlich beide etwas pubertäre, unrealistische Vorstellungen davon, um was es in einer Liebesbeziehung geht.«
    »Wie meinst du denn das jetzt schon wieder?«
    »Wie oft«, meint Tante Ilse in meine Richtung, »habe ich dich schon von einem Mann schwärmen hören, den du erst ein einziges Mal zum Kaffeetrinken getroffen hast?«
    »Also, so of …«, setze ich an, werde aber unterbrochen.
    »Sehr oft. Und es ist immer das Gleiche: Tante Ilse«, äfft sie mich nach, »er ist so toll, er hat diese wahnsinnig feingliedrigen Hände und dieses süße Grübchen im Kinn! Und wenn er lacht, dann kann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher