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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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handwerkliches Genie und kann so gut wie alles reparieren. Nur mein kaputtes Herz nicht, denke ich in einem Anfall von Pathos.
    »Mach ich«, antworte ich.
    »Ach, und Carla«, fügt Ilse noch hinzu, »dich wollte ich auch noch was fragen.«
    Wieso habe ich plötzlich den starken Verdacht, der kaputte Boiler war nur ein vorgeschobener Grund, um mich anzurufen? Der Verdacht bestätigt sich.
    »Und zwar schreibe ich doch wieder ein neues Buch …«
    »Hab ich schon gehört«, falle ich ihr leicht genervt ins Wort. »Ingo sagte, du hättest mich gern als Paradebeispiel einer beziehungsunfähigen Großstadtfrau.«
    »Hat er das so gesagt?«, kommt es etwas empört. »Also, so meine ich das natürlich nicht. Ich denke nur, dass viele Frauen in deinem Alter die gleichen Probleme haben wie du, und da könnte ich…«
    »Nimm’s mir nicht übel, Tante Ilse, aber dazu habe ich wirklich überhaupt keine Lust.«
    »Aber möglicherweise würde es dir helfen«, versucht sie, mich zu locken.
    »Helfen? Wie denn?«
    »Indem wir deine Muster analysieren und versuchen, sie aufzubrechen.«
    »Sorry«, widerspreche ich ihr. »Mit meinen Mustern ist alles in bester Ordnung. Brich lieber die Muster der ganzen Psychopathen auf, die da draußen ihr Unwesen und Frauen in den Wahnsinn treiben.«
    »Ist gut«, gibt sie sich geschlagen. »Du kannst ja noch einmal drüber nachdenken und dich melden, wenn du deine Meinung geändert hast.«
    »Ja, alles klar.« Ich lege auf und starre einen Moment lang unschlüssig auf das Telefon. Meine Muster aufbrechen? So weit kommt es noch!
    Ich nehme mir die restliche Pizza vor und lasse den Film weiterlaufen. Irgendwie liebe ich diesen alten Schinken. In dieser Welt ist noch alles in Ordnung und so, wie es sein soll. Hübsche Frau wird von hübschem Mann umworben, so war das früher, und Punkt. Gut, »Ein Herz und eine Krone« hat nicht wirklich ein Happy End. Aber ich bin ja schließlich keine Prinzessin, ich hätte Gregory Peck sofort genommen! Ach was, selbst wenn ich eine Prinzessin wäre, hätte ich auf den Thron gepfiffen und wäre mit ihm auf einem Vesparoller davongebraust. Vielleicht sollte ich mich mal nach einem Vespafahrer umsehen?
    Dingdong. Diesmal ist es die Türklingel. Was ist denn hier los? Kann man mich nicht einfach mal mit meinem Valentinstagdepri allein lassen?
    Lustlos stehe ich auf und schlurfe zur Tür. Wenn das jetzt wieder mein beknackter Nachbar ist, der meint, dass ich den Fernseher zu laut habe, obwohl er eindeutig in Zimmerlautstärke läuft, werde ich zum Tier. Trotzdem laufe ich vom Flur noch einmal schnell zurück ins Wohnzimmer und drehe den Ton etwas leiser. Noch einmal klingelt es, im Laufschritt hechte ich zurück und rufe: »Ich komme ja schon!«
    Es ist nicht mein Nachbar. Vor mir steht Ingo. In der Hand die Blumen, die ich ihm heute Morgen verkauft habe. Die Teerosen lassen schon ein bisschen die Köpfe hängen. Was aber nichts ist im Vergleich zu dem Anblick, den Ingo gerade bietet: Unter seinen rot angeschwollenen Augen sind tiefe Ränder, die da heute früh noch nicht waren, seine Nase läuft, seine Stirn zeigt tiefe Gramesfurchen.
    »Andrea …«, setzt er stockend an, schluckt dann und beginnt noch einmal neu. »Andrea hat mit mir Schluss gemacht. Sie meint, ihre Gefühle für mich würden für eine Beziehung nicht mehr ausreichen, deshalb sei es besser, wenn wir uns trennen.« Ungläubig starre ich meinen besten Freund an, der wie ein kleines Häufchen Elend auf meiner Fußmatte steht. Und dann sage ich etwas sensationell Bescheuertes.
    »Deine Tante hat mich eben angerufen. Ihr Boiler ist kaputt.«
     
    Notiz an mich selbst:
    ERST denken. DANN reden.

2. Kapitel
     
    Ingo hat die ganze Nacht in meinen Armen gelegen und wie ein Schlosshund geheult. Und wenn er mal nicht weinte, wollte er Andrea anrufen. Ich konnte ihn  gerade noch davon abhalten, indem ich ihm gewaltsam sein Handy entwendet und ihre Nummer aus dem Speicher gelöscht habe. Ich bin eine gute beste Freundin, in Situationen wie dieser geht es in erster Linie darum, Würde zu bewahren und sich nicht auch noch komplett zum Affen zu machen. Also, sich nicht so zu verhalten, wie ich es Tom und all den anderen gegenüber immer getan habe. Das hat Ingo dann auch gegen vier Uhr morgens eingesehen und ist erschöpft eingeschlafen.
    Jetzt ist es acht Uhr, und ich müsste normalerweise langsam aufstehen, mich duschen, anziehen und ins Geschäft fahren. Aber ich kann nicht. Zum einen, weil ich platt bin
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