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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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zum Valentinstag und zum Kennenlerntag. Ja, so ist mein Vater, durch und durch ein aufmerksamer Kerl. Aber so etwas läuft da draußen ja leider nicht mehr herum. Solche Männer sind mittlerweile anscheinend ausgestorben.
    Ich gehöre zu der äußerst seltenen Spezies derer, die gern wie ihre Eltern wären. Damit meine ich nicht, dass ich gern die Haare hätte, die meinem Vater mittlerweile aus den Ohren wachsen, oder den übermäßig ausgeprägten Putzzwang meiner Mutter. Nein, wenn ich sage, dass ich gern wie meine Eltern wäre, dann meine ich damit: glücklich verliebt. Denn das sind die beiden, und das schon seit über fünfunddreißig Jahren. Fünfunddreißig Jahre, ist das zu fassen? Das ist ungefähr vierunddreißigeinhalb Jahre länger als meine längste Beziehung. Und das, obwohl ich in Liebesdingen doch über die beiden besten Vorbilder verfüge, die man sich überhaupt vorstellen kann. Noch dazu mit einer Kennenlerngeschichte, für die Hollywood sich vermutlich sofort die Filmrechte sichern würde.
    Damals, Mitte der Siebziger Jahre, die Liebe war noch frei, das Leben noch wild, ging meine Mutter zu einer Weihnachtsparty der Uni. Obwohl sie gar nicht studierte und eigentlich gar keine Lust dazu hatte. Sie wollte nur ihre beste Freundin Ilse (ja, genau die Ilse, Ingos Tante) begleiten, die zu der Zeit in irgendeinen Typen verschossen war, der auch zu der Party wollte. Wie’s halt so geht, wenn man mit nichts rechnet, passiert alles. Meine Mutter stand irgendwo neben der großen Schüssel mit der Sektbowle – und wurde dort von meinem Vater entdeckt. Laut meinen Eltern hat es bei beiden sofort eingeschlagen. Sie sahen sich an – und wussten, dass sie füreinander bestimmt sind. Papa ging dann einfach auf Mama zu, lächelte sie an, nahm ihre Hand und sagte zur ihr: »Du bist es!« Tja, und ein paar Jahre später kam ich als Ergebnis dieser Bestimmung zur Welt. Eigentlich Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ein Beziehungs-desaster wie ich von Mr. und Mrs. Everlasting Love abstammt.
    Aber so ganz habe ich die Hoffnung, wenn ich ehrlich bin, doch noch nicht aufgegeben. In einem kleinen, dreckigen Winkel meines geschundenen Herzens gibt es noch immer den Glauben daran, dass auch ich eines Tages unverhofft in den Mann meiner Träume laufen werde. Schätze, ich muss noch drei- bis viermal mit Anlauf gegen die Wand fahren, bevor sich auch der letzte Rest dieses Glaubens davongemacht hat.
    »Carla?« Oh, mein Vater. Habe tatsächlich total vergessen, dass ich ihn gerade an der Strippe habe.
    »Äh, ja, bin noch da.«
    »Was machst du denn heute noch Schönes?«
    »Och«, antworte ich. »Ich habe ein Date.«
    »Ein Date? Klingt ja spannend, wer ist es denn?«
    »Es sind sogar vier: Der eine heißt DVD, der zweite Pizza, der dritte Sofa und der vierte Château Pichon.«
    Mein Vater seufzt. »Tut mir leid, dass es mit diesem Tom nicht geklappt hat. Er hat eigentlich einen ganz netten Eindruck gemacht.«
    »Papa, du hast ihn nur einmal zwanzig Sekunden gesehen, als er mich mal bei euch abgeholt hat.«
    »Aber da wirkte er nett«, insistiert mein Vater.
    »Mag sein. Aber wirken ist das Eine, sein das Andere. Und Tom ist nicht nett.«
    »Na ja«, meint Papa, »es wird sich schon der Richtige finden.«
    »Mit Sicherheit.«
    »Dann mach dir mal einen schönen Abend.« Seine Stimme wird leiser. »Und ruf ruhig mal öfter an, deine Mutter ist immer ganz traurig, wenn du dich so lange nicht meldest.«
    »Mach ich.« Wir legen auf, ich greife nach dem Pizzakarton. Super, jetzt ist sie schon fast kalt. Ich beiße hinein. Lässt sich aber trotzdem noch essen.
    Ich bin beim dritten Stück angelangt, Audrey Hepburn lässt sich gerade ihre langen Haare abschneiden, als das Telefon schon wieder klingelt.
    »Gottlieb?«
    »Ich bin’s, Ilse.«
    »Hallo, Tante Ilse.« Ich nenne sie schon immer Tante, obwohl sie ja gar nicht meine ist.
    »Entschuldige die Störung, aber ist Ingo vielleicht bei dir? Sein Handy ist aus.«
    »Es ist Valentinstag, Tante Ilse. Natürlich ist Ingo nicht bei mir, sondern führt seine Freundin zum Essen aus.«
    »Ach«, kommt es vom anderen Ende der Leitung, »daran hatte ich gar nicht gedacht. Dann versuche ich es später noch einmal. Oder kannst du ihm was ausrichten, wenn du ihn sprichst?«
    »Klar. Was denn?«
    »Mein Boiler ist schon wieder kaputt. Wäre toll, wenn er morgen Zeit hätte, sich das mal anzusehen. Ich kann im Moment nur kalt duschen.« Ingo ist aus irgendwelchen Gründen ein
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